Bis auf die notorisch späte HSH Nordbank haben jetzt alle verbleibenden Landesbanken ihre Ergebnisse für das erste Halbjahr vorgelegt. Die NordLB musste aufgrund der anhaltenden Schifffahrtskrise einen Verlust von 406 Mio. Euro verkraften und bei der Helaba purzelte der Reingewinn um 22,4 Prozent 184 Mio. Euro. Dagegen kletterte der Konzernüberschuss bei der BayernLB um 1,3 Prozent auf 314 Mio. und bei der LBBW um 3,7 Prozent auf 188 Mio. Euro. Diese Zahlen sehen jedoch besser aus als sie sind. Denn bei genauerem Blick zeigt sich, dass die vier Landesbanken bei anhaltender Niedrigszinsphase auf eine neue Krise zulaufen.
Die sklavische Abhängigkeit vom Zinsgeschäft
Die Landesbanken hängen immer noch an der Nadel des Zinsüberschusses. Dagegen spielen die Erträge aus anderen Dienstleistungen, die in die Provisionsergebnisse einfließen, auch im Jahr sieben nach der Finanzkrise eine Nebenrolle. Am besten schnitt im ersten Halbjahr noch die LBBW ab. Dort lag das Verhältnis von Zins- zu Provisionsüberschuss mit 760 Mio. zu 252 Mio Euro bei nur etwa 3:1. Bei der BayernLB waren es schon 6:1 und bei der NordLB sogar fast 8:1. In Zeiten der Mikrozinsen stellt dies kein gutes Zeichen dar.
Durch die niedrigen Zinsen brach der Zinsüberschuss bei der BayernLB binnen Jahresfrist um 11,6 Prozent auf 728 Mio. Euro ein, bei der Helaba purzelte er um 8,5 Prozent auf 611 Mio. Euro, bei der NordLB um 7 Prozent auf 929 Mio. Euro und bei der LBBW um 6 Prozent auf 769 Mio. Euro.
Doch es gibt auch Vorteile: Durch die Minizinsen sinken die Kreditausfälle auf ein historisch niedriges Niveau. So lag die Risikovorsorge bei der LBBW bei kaum noch erkennbaren 1 Mio. Euro und bei der BayernLB bei 4 Mio. Euro.
Eine Ausnahme stellt die NordLB mit ihrem notleidenden Schiffsportfolio dar. Hier lag die Risikovorsorge mit 1 Mrd. Euro sogar über dem Zinsüberschuss mit 929 Mio. Euro. Kein Wunder, dass die Hannoveraner einen Verlust von 406 Mio. Euro verkraften mussten. Dies resultiert aber auch daraus, dass die NordLB endlich ihr Schiffsportfolio aufräumt. Durch den Verkauf von 100 Schiffen im Volumen von 1,3 Mrd. Euro wurden die in der Vergangenheit aufgelaufenen Verluste endlich in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung sichtbar.
Landesbanken schaffen es kaum, neue Ertragsquellen anzuzapfen
Die Landesbanken versuchen zwar die Einbrüche im Zinsgeschäft durch mehr Gebühren bei anderen Dienstleistungen zu kompensieren, können dabei aber nur kleine Fortschritte vorweisen. So kletterte der Provisionsüberschuss in München um 8,7 Prozent auf 119 Mio., in Frankfurt um 5,5 Prozent auf 172 Mio. und in Hannover um 5 Prozent auf 117 Mio. Euro. Anders in Stuttgart: Dort gab das Provisionsergebnis sogar um 1,3 Prozent auf 252 Mio. Euro nach. Da diese Steigerungen jedoch auf einem niedrigen Niveau stattfinden, können sie die Einbußen im Zinsgeschäft nicht kompensieren.
Und es wird wohl noch schlimmer kommen. „Es wird zunehmend schwieriger, wenn nicht gar ummöglich, diese Belastungen ertragsmäßig zu kompensieren“, warnte ausgerechnet Hans Grüntker, der mit einem Vorsteuergewinn von 279 Mio. Euro relativ gesunden Helaba. „Wir sehen daher wenig Raum für Optimismus und bleiben bei unserer angekündigten Prognose für das Gesamtjahr, die einen spürbaren Rückgang beim Konzernergebnis vorsieht.“
Kostenseite weitgehend ausgereizt
Abhilfe für die Landesbank-Bredouille ist kaum in Sicht. Der naheliegende Schluss, einfach die Kosten zusammenzustreichen, greift jedenfalls zu kurz. Die meisten Landesbanken haben bereits empfindliche Einschnitte beim Personal hinter sich. So hat beispielsweise die LBBW als größte Landesbank binnen Jahresfrist abermals 132 Stellen gestrichen, bei der BayernLB waren es 52 Stellen. Auch bei Gehältern und Boni herrscht bei den Landesbanken Schmalhans wie die Vergütungsberichte von LBBW, BayernLB und Helaba für 2015 belegen.
Dass die Landesbanken auf der Kostenseite – anders als etwa die Deutsche Bank – ihre Hausaufgaben gemacht haben, bestätigen die ausgesprochen guten Aufwands-Ertragsquoten. Bei der kriselnden NordLB betrug die Quote im ersten Halbjahr gerade einmal 49,8 Prozent. Für jeden Euro Ertrag ließen die Hannoveraner also keine 50 Cent springen. Bei der BayernLB waren es mit 52,9 Prozent nur wenig mehr. Lediglich die Helaba erreicht mit 64 Prozent ein normales Niveau.
Damit zeigt sich, wie die Landesbanken im Dilemma zwischen sinkenden Zinsüberschüssen und niedrigen Kosten gefangen sind. Eine Besserung der Profitabilität der Landesbanken ist auch weiterhin nicht in Sicht. Keine guten Aussichten für die Beschäftigten.