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GASTBEITRAG: Wieso ich meine Karriere bei JP Morgan für ein Tech-Startup aufgegeben habe

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Viele haben mir erzählt, dass Mitte 20 die beängstigendsten Lebensjahre sind. Nach fünf Jahren im Job weiß ich, wieso diese Meinung so weit verbreitet ist. Erstmals werden die Erwartungen nicht von Eltern oder Professoren vorgegeben. Es gibt keine Lehrpläne oder Noten, woran sein Erfolg gemessen wird. Anstatt sich an vorgegebenen Notenskalen zu orientieren, müssen wir unseren eigenen Weg finden. Dies stellt einen ungekannten, furchteinflößenden und demütigenden Prozess dar. Mein Wechsel von Finance als Analystin im Private Banking von JP Morgan Asset Management in die Start-Up Welt war voller Sorgen. Dennoch handelt es sich um eine der besten Entscheidungen, die ich jemals getroffen habe.

Solange ich mich erinnern kann, wollte ich immer Unternehmerin werden. Ich liebe die Komplexität etwas zu erschaffen oder ein Problem zu lösen und besonders liebe ich den Nervenkitzel etwas zu verkaufen. Schon als Kind führte ich einen Limonadenstand in der Nachbarschaft und verkaufte perlenbesetzte Halsketten. Sicherlich bestand meine Zielgruppe aus irgendwelchen Trotteln, die durch die Tür kamen. Immerhin war ich bereit, jedem etwas zu verkaufen, der durch die Tür schritt.

Wie ich zu JP Morgan gelangte

Während meines ersten Jahres an der Uni wurde mir bewusst, dass ich mein Studium der Politologie um ein Sommerpraktikum als Grundlage für meine künftige Karriere ergänzen musste. Ein Praktikum in der Finanzwelt schien der logische Schritt zu einer abgerundeten Absolventen-Persönlichkeit zu sein, die bereit für den Arbeitsmarkt ist.

Als ich während meines Studiums etwas Zeit in Schanghai verbrachte, wurde ich von einer Ehemaligen meiner Uni angestellt, die für JP Morgan arbeitete. Sie erzählte mir, dass das Private Banking der richtige Ort für den Berufseinstieg sei. Ich hätte nicht nur gelernt, mit Excel-Tabellen und Anlageklassen umzugehen, sondern brächte auch die sozialen Kompetenzen mit, wie sie für diese Stelle und viele andere erforderlich seien. Ich wurde zu einigen Telefoninterviews eingeladen und der Prozess endete mit einem Bewerbertag bei JP Morgan.

Am Ende meines Sommerpraktikums erhielt ich ein Einstiegsangebot von JP Morgan Asset Management. Dies stellte eine ungeheure Erleichterung dar; schließlich handelte es sich bei dem zehnwöchigen Sommerpraktikum um einen endlosen Marathon an Vorstellungsgesprächen. Mit dem Übernahmeangebot in der Tasche verflog mein letztes Jahr an der Uni rasch. Trotz meines Bankenjobs wuchs meine Sorge, als meine Freunde Jobs bei privatgeführten Unternehmen, Beratungsfirmen und Start-Ups erhielten. Während ich ihre Vorbereitungen und Fallstudien verfolgte, fragte ich mich, ob Excel-Tabellen und Aktienanalysen interessant genug sind, um mich während des dreijährigen Analystenprograms zu beschäftigen.

Trotz dieser Zweifel trat ich meinen Job im Private Banking bei JP Morgan Asset Management engagiert an. Die Arbeit war anspruchsvoll und das Team motivierte mich, voranzukommen und mein Wissen zu vertiefen. Obwohl Analysten im ersten Jahr mit untergeordneten Aufgaben betraut wurden, unterschieden sich die verschiedenen Analysten darin, mit welcher Geschwindigkeit und Präzision sie diese Aufgaben verrichteten.

Die Furcht vor dem Karriereweg im Banking

Nach ein paar Monaten musste ich feststellen, dass die Analysten im dritten Jahr genau das Gleiche wie ich erledigten, nur eben schneller. Ich begann mich zu fragen, ob ich statt meine Kompetenzen und Erfahrungen auszuweiten nicht nur zu einer Maschine werden würde, die Excel-Tabellen und die immer gleichen Datenanalysen durchrührt.

Während die Monate dahinplätscherten, spürte ich immer stärker ein unternehmerisches Jucken. Dieses Jucken wurde schließlich so stark, dass ich es nicht länger ignorieren konnte. Ich rang mich zu einer Veränderung durch.

Die Entscheidung, das Banking aufzugeben, fiel mir nicht leicht. Mir war allerdings bewusst, dass meine wahren Interessen eher in einem unternehmerischen Umfeld lagen. In dieser Zeit fiel mir die Chance bei einem Tech-Startup anzufangen geradezu in den Schoß. Das Unternehmen arbeitete an einer Software per Crowdsourcing Busfahrten in entlegene Gebiete jenseits der Großstädte wie etwa Schiressorts zu organisieren. Es handelte sich um einen wahren Kulturschock für jemanden aus dem Banking. Denn die vier Unternehmensgründer beschäftigten gerade einmal drei Angestellte.

Wieso die Arbeit bei der Bank sich dennoch gelohnt hat

Private Banking war nichts für mich. Dennoch bin ich mir ziemlich sicher, dass ich ohne die Berufserfahrung nicht so erfolgreich in meinem gegenwärtigen Job wäre. Ich lernte nicht nur die harten Kompetenzen der Wirtschaftlichkeits- und Finanzanalyse, sondern ich entwickelte auch einen lösungsorientierten Ansatz und wie man nach konkreten Daten sucht, um ein Phänomen zu erläutern.

Wann immer mich jemand fragt, ob er in den Finanzdienstleistungen oder in etwas unternehmerischem anfangen solle, rate ich regelmäßig zu den Finanzdienstleistungen. Auch wenn sie sich ein Jahr mit Zahlen abquälen und endlos arbeiten, werden ihnen sowohl die harten als auch die weichen Kompetenzen, die sie dabei erlernen, den späteren Weg zum Erfolg ebnen.

Mitte 20 war die bislang beängstigendste und schwierigste Zeit meines Lebens. Ich bin von einem Bankenjob mit hoher Arbeitsplatzsicherheit zu einem Start-Up gewechselt, bei dem das Schiff noch während des Lossegelns gebaut wurde. Schließlich dreht sich alles darum, die richtige Balance zwischen Chancen und Risiko zu finden, damit das Leben interessant bleibt, und die richtigen Interessen zu verfolgen, damit Sie motiviert bleiben.

Hayden Broberg ist Operations Manager bei Skedaddle.


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