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Traum oder Alptraum? Wie der Wechsel zu Private Equity zur Karrierefalle wird

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Die junge MBA-Studentin träumt von einer Karriere in Private Equity – möglichst gleich nach dem Abschluss. Sie lockt die unternehmerische Herausforderung, in der Königsklasse der Geldanlage zu arbeiten und – das bleibt freilich ungesagt – das große Geld, das als Gewinnbeteiligung beim erfolgreichen Weiterverkauf eines Unternehmens winkt.

Doch der Direkteinstieg fällt schwer, denn traditionell heuert die Branche ihren Nachwuchs von den Investmentbanken ab. Begehrt sind vor allem Juniors ab zwei Jahren Berufserfahrung. Da viele junge Investmentbanker ebenfalls von einem Wechsel ins Private Equity träumen, geht der Traum nicht selten in Erfüllung – entpuppt sich später aber oft als Albtraum.

Die Realitäten der Private Equity-Branche in Deutschland

Headhunter Andreas Weik von Delta Management Consultants in Frankfurt warnt Investmentbanker vor einem unüberlegten Wechsel. „Die Preise für Unternehmen sind mittlerweile sehr hoch“, erzählt Weik. Daher fällt es den Private Equity-Gesellschaften immer schwerer, lohnende Investments in Deutschland zu finden. Entsprechend bescheidend falle die Performance aus.

„Das Private Equity-Geschäft lohnt sich vor allen in Zeiten, in denen Unternehmen niedrig bewertet sind“, ergänzt Headhunter Dirk Albütz von Fibance in Frankfurt. „Die Unternehmensbewertungen fallen derzeit aber sehr hoch aus.“

An Geld mangelt es der Branche allerdings nicht. Laut dem Datenanbieter Preqin sind die Neuinvestitionen in deutsche Private Equity-Fonds zwar von 3,3 in 2014 auf nur noch 2,3 Mrd. Euro in 2015 eingebrochen, in 2016 liegen sie aber schon bei 2,2 Mrd. Euro, obwohl das vierte Quartal noch aussteht.

Junge PE-Mitarbeiter machen oft nur das „Monitoring“

„Private Equity-Fonds brauchen junge Investmentbanker als billige Arbeitsbienen“, kritisiert Weik. „Midcap-Fonds rechnen jährlich 150 bis 300 potenzielle Zielunternehmen durch.“  Das Problem dabei: Viele Umsteiger in Private Equity würden oft nur virtuelle Investments durchrechnen, ohne jemals an einem echten Deal vom Kauf über die Restrukturierung bis hin zum Verkauf mitzuarbeiten. „Damit lernen sie aber wenig und bauen auch keinen Track Record auf, wie er für die weitere Karriere erforderlich ist“, warnt Weik. Der Frust steige, während die Karrierechancen sänken.

„Ich kenne Private Equity-Gesellschaften, die haben sich in den vergangenen zwei, drei Jahren 8000 Unternehmen angeschaut und nur ein Unternehmen gekauft“, bestätigt Albütz. Viele Juniors seien mit dem sogenannten „Monitoring“ beschäftigt und würden kaum richtige Deal-Erfahrung sammeln. „Das ist ein wenig wie im Investment Banking. Da wird ebenfalls viel ‚Pitching‘ betrieben, ohne dass es zu einem richtigen M&A-Deal kommt.“

Auch mit einem weiteren Klischee räumt Albütz auf: „In der Private Equity-Branche wird man erst nach fünf bis sechs Jahren am ‚Carried Interest‘ beteiligt.“ Unter „Carried Interest“ wird die Gewinnbeteiligung von Partnern und Mitarbeitern nach dem erfolgreichen Verkauf eines Unternehmens aus dem Portfolio bezeichnet. Junge Private Equity-Experten müssen also einige Zeit auf das große Geld warten. Doch junge Investmentbanker können einiges unternehmen, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.

Wechselwillige müssen ihre Hausaufgaben erledigen

„Ich empfehle vor einem Wechsel eine Due Diligence durchzuführen“, betont Weik. Wechselwillige sollten sich also die jüngsten Deals und die Performance der Private Equity-Fonds genau anschauen. Darüber hinaus sollten sie auf die Partnerstruktur achten. Wie alt sind die Partner? Spricht die Altersstruktur dafür, dass sie künftig Karrierechancen eröffnen? Oder steht der erfolgreichste Partner kurz vor dem Absprung? „Machen Sie vor einem Wechsel einfach ihre Hausaufgaben“, rät Weik.

„Junge Investmentbanker sollten sich anschauen, ob es der Private Equity-Gesellschaft leicht fällt Investoren zu finden und wie lange dieses ‚Fundraising‘ tatsächlich dauert“, empfiehlt Albütz. „Das gibt Auskunft über die Qualität des Fondsmanagements.“ Weiter rät der Headhunter, die Karrierewege der übrigen Mitarbeiter zu betrachten. Wie lange sind diese dort beschäftigt? Konnten sie sich intern beruflich weiterentwickeln oder wurden sie von außen eingestellt?

Auch bei den Geschäftspraktiken herrschen in der Branche empfindliche Unterschiede. „In der Vergangenheit hat sich so mancher Private Equity-Fonds aufs ‚Financial Engineering‘ beschränkt“, kritisiert Weik. Statt einer Restrukturierung hätten die Fonds z.B. lediglich die stillen Reserven in den Bilanzen aktiviert – etwa durch den Verkauf von Immobilien – und die Unternehmen so optisch „aufgehübscht.“

Was junge Finanzprofis unternehmen können, die bei einem schwachen PE-Fonds gelandet sind

Wer bei einer schlecht performenden Private Equity-Gesellschaft in die Karrierefalle getappt ist, für den sind nicht alle Karriereträume ausgeträumt. Laut Albütz gibt es mittlerweile in Deutschland ein ganzes Universum an Private Equity-Fonds, wovon die meisten aber immer noch relativ klein sind. „Es ist also durchaus möglich bei einem anderen Fonds unterzukommen, wenn es bei einem Fonds nicht läuft“, sagt der Headhunter. Manchmal genügt es in zwei oder drei Jahren nur einen Teil eines Deal-Zyklus mitgemacht zu haben. Allerdings werde auch in dieser Branche ein allzu häufiger Wechsel ungern gesehen.

Doch auch jenseits der Branche gibt es Chancen. „Bei Corporates sind junge Leute mit Erfahrungen in Investment Banking und Private Equity durchaus willkommen. Durch ihre Station in Private Equity haben sie noch einmal einen anderen Blick auf die Unternehmen gewonnen“, weiß Weik. Denn die Investmentbanken würden in ihren M&A-Abteilungen lediglich Unternehmen beraten, während Private Equity-Fonds das Geld ihrer Anleger investieren. „Das stellt schon einen erheblichen Unterschied dar“, betont Weik. „Die Arbeit in den Corporate Finance-Abteilungen der Großunternehmen stellt ein stabileres Umfeld dar. Allerdings wird dort weniger verdient als in Private Equity oder in M&A.“



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