Es kommt alles noch viel schlimmer als befürchtet. Der Commerzbank-Vorstand will 9600 Stellen streichen. Da es sich um teilzeitbereinigte „Vollzeitkräfte“ handelt, dürften von dem Kehraus also noch mehr Mitarbeiter betroffen werden. Die Stellen sollen durch die „Digitalisierung und Automatisierung von Arbeitsabläufen“ ersetzt werden, wie die Bank soeben mitteilte. Dieses Programm muss jedoch noch vom heute tagenden Aufsichtsrat abgesegnet werden. Mit dem Abbau will das Institut seine Profitabilität bis 2020 nachhaltig steigern.
2300 neue Mitarbeiter sollen eingestellt werden
Doch es gibt auch eine gute Nachricht. Im Zuge der Restrukturierung will der Konzern 2300 neue Stellen schaffen, wodurch sich der Stellenverlust auf netto 7300 Arbeitsplätze verringert. Zwar gibt die Bank nicht an, in welchen Bereichen die Stellen geschaffen werden sollen, allerdings dürfte es sich schwerpunktmäßig um IT-Jobs handeln. Die Commerzbank will also vornehmlich im Back Office den Rotstift ansetzen und die Prozesse durch Digitalisierung ersetzen. „Im Rahmen der Strategie ‚Commerzbank 4.0‘ wird sie [die Bank] sich auf ihre Kerngeschäfte konzentrieren, 80 Prozent ihrer relevanten Prozesse digitalisieren und dadurch signifikante Effizienzgewinne realisieren“, heißt es von der Commerzbank. Darüber hinaus will die Bank im Trading weiter abspecken.
Nach dem Konzept soll die Mittelstandsbank mit ihren gut 5000 Beschäftigen aufgespalten und auf die künftigen Sparten „Firmenkunden“ (Corporate & Investment Banking) sowie „Privat- und Firmenkunden“ (Filialgeschäft) verteilt werden. Im Zuge der Restrukturierung hat die Commerzbank einen Abschreibungsbedarf von 700 Mio. Euro ausgemacht. Außerdem soll die Restrukturierung mit 1,1 Mrd. Euro zu Buche schlagen. Dennoch werde die Bank 2016 voraussichtlich schwarze Zahlen schreiben. Die Aktionäre müssen allerdings wieder einmal auf ihre Dividende verzichten.
Gewerkschaft kündigt Widerstand an
Unterdessen kündigte der Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) Widerstand gegen die Pläne an. „Wir sind entsetzt über das Ausmaß des geplanten Stellenabbaus, der da verkündet wurde. Das finden wir völlig überzogen“, sagte ein DBV-Sprecher. „Wir werden versuchen diese Zahl in den Verhandlungen mit den Betriebsräten und Gewerkschaften deutlich zu reduzieren.“ Betriebsbedingte Kündigungen hält der DBV-Sprecher für nicht ausgeschlossen, aber unwahrscheinlich, weil die Bank dies wirtschaftlich kaum gerichtsfest begründen könne. Vielmehr müsse sich die Commerzbank zu einem „vernünftigen Interessenausgleich durchringen, der den bestehenden Sozialplan vor allem um einen Zeitplan und konkrete finanzielle und personelle Mittel ergänzt, dass allen Kollegen, die in der Bank bleiben wollen, dies ohne jegliche Nachteile ermöglicht wird.“
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