Zumindest für ihr Investment Banking hat die Commerzbank ihre Kahlschlagpläne konkretisiert. So will die Bank das Geschäft mit exotischen Zinsderivaten aufgeben. Dagegen soll an „Absicherungs- und Kerninvestmentprodukten“ festgehalten werden. Das Geschäft mit Rohstoff-Investment-Produkten und strukturierten Aktienderivaten werde zunächst „separiert“ und anschließend verkauft. „Wir werden uns aus den Bereichen zurückziehen, die in Zukunft einen sehr hohen Eigenkapitalbedarf haben und besonders von der Regulierung betroffen sind“, sagte der neue Commerzbank-Chef Martin Zielke am Freitag (30. September) bei der Vorstellung seines Restrukturierungsprogramms.
Dagegen bekräftige Zielke sein Festhalten am Emissionsgeschäft mit Anleihen- (Debt Capital Markets, DCM) und Aktien (Equity Capital Markets, ECM). „In DCM sind wir in Deutschland Marktführer und diese Position werden wir ausbauen“, sagte Zielke.
Durch den Rückzug aus dem Geschäft mit komplexen Derivaten entgeht der Bank nach eigenen Berechnungen zwischen 2017 und 2020 Erträge in Höhe von etwa 400 Mio. Euro. Umgekehrt werde Nettokapital von rund 500 Mio. Euro freigesetzt und die risikogewichteten Aktiva würden sich um 6 Mrd. Euro verringern.
Damit folgt die Commerzbank einem branchenweiten Trend. Da komplexe Derivate mit immer mehr Eigenkapital unterlegt werden müssen, sinkt die Rendite und immer mehr Banken ziehen sich aus dem Gebiet zurück.
Gute Chancen für Sales-Experten
Die Berufschancen geschasster Investmentbanker fallen daher wenig rosig aus. Die besten Chancen scheinen noch Vertriebsprofis zu haben. „Bei einem Sales kommt es nicht so sehr auf die Produkte, sondern auf die Kundenkontakte an“, sagt Headhunter Rolf Behrens von Banking Consult in Bad Nauheim. Wer erfolgreich komplexe Zinsderivate verkauft habe und über gute Kunden verfüge, könne u.U. auch ETFs oder Aktienzertifikate verkaufen. Auch im Asset Management gebe es Nachfrage nach guten Sales-Experten. Schlechter sehe es hingegen für Trader komplexer Derivate aus. Die Nachfrage nach solchen Tradern sei gering und der Wechsel in andere Anlageklassen schwierig.
Zielke hält am Filialgeschäft fest
Bei der Frage, wo die 9600 Stellen genau abgebaut werden, gab sich Zielke schmallippig. Er wolle den Verhandlungen mit den Arbeitnehmergremien nicht vorgreifen. Sicher ist nur, dass der Schwerpunkt mit der Automatisierungsoffensive im Back Office liegen wird. Erstaunlicherweise bekannte sich Zielke zum ausgedehnten Filialnetz der Bank. „Wir fühlen uns im Moment mit der Zahl unserer Filialen sehr wohl“, sagte der Commerzbank-Chef. Dies gelte auch für die absehbare Zukunft. Noch betreibt das Institut rund 1000 Filialen.
Unterdessen bestätigte die Bank das Ausscheiden von Mittelstandsbank-Chef Markus Beumer. Im Kampf um die Nachfolge des alten Commerzbank-Chefs Martin Blessing war Beumer dem ehemaligen Privatkundenvorstand Zielke unterlegen. Jetzt soll die Mittelstandsbank aufgespalten und auf Corporate & Investment Banking sowie das Filialgeschäft verteilt werden.