Auf den ersten Blick hat UBS-Chef Sergio Ermotti gut lachen. Während Konkurrenten wie Deutsche Bank und Credit Suisse lange am Investment Banking festgehalten haben, hat der Tessiner das umfangreiche Anleihegeschäft schon vor Jahren kräftig zusammengestutzt und sich aufs Wealth Management konzentriert. Daher steht die UBS heute besser da als ihre beiden ärgsten europäischen Wettbewerber.
Die schwindende Profitabilität der Bank
So konnte die Schweizer Großbank im dritten Quartal einen Vorsteuergewinn von 877 Mio. Franken einfahren, immerhin 11 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Aufs gesamte Jahr gesehen fällt die Profitabilität jedoch. In den ersten neun Monaten brach der Vorsteuergewinn um mehr als ein Drittel auf 3,3 Mrd. Franken ein.
Besonders arg trifft die Bank der Einbruch der Profitabilität im Wealth Management, wo der Vorsteuergewinn binnen Jahresfrist um ein Drittel auf knapp 1,6 Mrd. Franken purzelte. Diese Enttäuschung kann auch der Anstieg des Vorsteuergewinns in Wealth Management Americas um 9 Prozent auf 768 Mio. Franken nicht hinwegtäuschen.
Im Investment Banking wurde das Ergebnis vor Steuern sogar von 1,8 Mrd. auf 698 Mio. Franken dezimiert. Im Asset Management ging es um ein Viertel auf 308 Mio. Franken hinab. Einen Glanzpunkt stellt – wie so häufig – das Filialgeschäft dar, wo der Vorsteuergewinn um 7,4 Prozent auf knapp 1,4 Mrd. Franken zulegte und damit das höchste Niveau seit der Finanzkrise erreichte.
Vergütungen zeigen gen Süden; es gibt aber Ausnahmen
Als Ermotti bei der Analystenkonferenz gefragt wurde, wie es nun weitergehe, flüchtete sich der UBS-Chef in Gemeinplätze. Klar ist nur, dass weiter auf die Kostenbremse getreten wird. Doch auch dort kommt die Bank nur langsam voran. Die akkumulierten Kosteneinsparungen erhöhten sich vom zweiten zum dritten Quartal gerade einmal von 1,4 auf 1,5 Mrd. Franken. Bis Ende des kommenden Jahres sollen Einsparungen von 2,1 Mrd. Franken erzielt werden.
Damit fallen die Aussichten für die Vergütungen bescheiden aus. Tatsächlich ließ der Konzern für seine Mitarbeiter in den ersten neun Monaten durchschnittlich nur knapp 198.000 Franken springen. Das ist zwar eine erkleckliche Zahl, sie liegt allerdings um 2,1 Prozent unter dem Vorjahr. Erstaunlicherweise können sich die Asset Manager trotz eines sinkenden Gewinns um einen Aufschlag von 15,4 Prozent auf 242.000 Franken freuen. In fast allen anderen Bereichen zeigen die Vergütungen indes nach Süden. Mit knapp 476.000 Franken strichten übrigens die knapp 5000 Investmentbanker das meiste Geld ein. Hierbei dürfte es sich allerdings nur um das Front Office-Personal handeln. Middle und Back Office werden hingegen im Corporate Center verbucht.
Analysten sind pessimistisch
Die grundsätzliche Frage lautet unterdessen, ob die UBS mit ihrem aufs Wealth Management fokussierten Geschäftsmodell an eine Grenze gerät. Schon im August hatten die Analysen von Bernstein gewarnt, dass die guten Zeiten bei der UBS vorbei sein könnten. So seien die Assets under Management und mit ihnen die Erträge von 2012 bis 2014 um 35 Prozent gestiegen. Der Löwenanteil, nämlich 70 Prozent davon, sei allerdings der Wertsteigerung über alle Anlagenklassen hinweg zu verdanken, die die Zentralbanken mit ihrer Geldflut herbeigeführt hätten. „Für ein Geschäft mit fixen Kosten stellte dies eine Goldgrube dar. Doch dieser Rückenwind schlägt nun in sein Gegenteil über“, warnen die Bernstein-Analysten.
Darüber hinaus agieren die Anleger immer risikoaverser und würden ihr Geld in Cash und passive Anlageformen umschichten. Alles Gift für die Profitabilität des Wealth und Asset Managements. Das schwache Abschneiden der beiden Sparten scheinen die negativen Prognosen der Bernstein Analysten jetzt zu bestätigen.
Tatsächlich halbierte sich die Eigenkapitalrendite binnen Jahresfrist von 15,7 auf 7,4 Prozent. Gleichzeitig kletterte die Aufwands-Ertrags-Quote von 77,8 auf 84,2 Prozent. Vor allem aber haben sich die gesamten Assets der UBS um 4,5 Prozent auf 935 Mrd. Franken verringert – ein Minus von immerhin 44,5 Mrd. Franken. Auf die Mitarbeiter dürften schwierige Zeiten zukommen.