Bei den Banken herrscht ein großer Nachholbedarf in der IT. Auch wenn andernorts Stellen rar sind, wird hier immer noch angeheuert. Kostiantyn Khoruzhyi hat ein Trainee-Programm bei der Deutschen Bank durchlaufen und arbeitet dort heute als Solution Architect. Im Interview erzählt er von seinem Werdegang und seinem Job und verrät seine Tipps für Einsteiger.
Wie hat es Sie zur Deutschen Bank verschlagen?
Zunächst habe ich in Kiew Wirtschaftstheorie studiert, also Volkswirtschafslehre, und dort meinen Bachelor und Master erworben. Dort habe ich u.a. auch schon bei einer Softwarefirma zunächst als Entwickler und später als Business Analyst gearbeitet. Anschließend bin ich nach Deutschland gegangen und habe in Dresden Wirtschaftsinformatik auf Master studiert, nebenbei eine Promotion absolviert und als Werksstudent bei der Dekabank hier in Frankfurt gearbeitet. Nach dem Abschluss habe ich mich bei der Deutschen Bank beworben und wurde zu einem Trainee-Auswahltag eingeladen mit verschieden Vorstellungsgesprächen u.a. mit Top-Managern. Eine Woche später habe ich eine Zusage erhalten.
Wie gut muss man programmieren können, wenn man Ihren Karriereweg einschlagen möchte?
Bei meinen beruflichen Stationen habe ich mich immer hauptsächlich mit IT und weniger mit Wirtschaft beschäftigt. Ich habe mir die Programmiersprachen selbst beigebracht und bei meiner ersten Arbeitsstelle in der Ukraine habe ich als C# Entwickler gearbeitet. Später habe ich mich mehr mit Business Analyse beschäftigt. Heute arbeite ich als Solution Architekt.
Man hört immer wieder, dass die Schnittstellenfunktionen zwischen IT und Geschäft sehr gesucht sind?
Die Business Analysten üben die Funktion aus, die Sie gerade beschrieben haben. Sie stellen die Schnittstelle zwischen der Business-Welt und der Welt des Programmierens dar. Zum Teil beschäftigen sich auch die Architekten damit. Business Architekten beschäftigen sich auf der Business Seite mit Architektur und die Solution Architekten eher mit der technischen Seite.
Worin besteht ihr Job genau?
Üblicherweise kommt von dem Business eine Verbesserungsidee. Die Business Analysten erstellen entsprechende Anforderungen und ein Solution Architekt erarbeitet dann einen Lösungsvorschlag. Er ermittelt, welche Applikationen dazu erforderlich sind, welche Schnittstellen es geben soll, welche Architecturpatterns genutzt werden sollen, wie die internen Abläufe in diesem System abgebildet werden und so weiter. Er entwickelt also die Architektur für die Lösung.
Was finden Sie an Ihrem Job am Spannendsten? Was macht am meisten Spaß?
In meiner Position muss ich zusehen, dass die Lösungen in die grundsätzliche IT-Strategie implementiert werden. Dabei lernt man die IT-Strategie der Großbank verstehen und umzusetzen.
Können Sie uns ein wenig von Ihrem Trainee-Programm erzählen?
Ich habe als Chief Operational Office (COO) Trainee bei der Bank angefangen. In meinem Jahrgang gab es insgesamt 26 Trainees, die ein Jahr lang vier Rotationen durchliefen. Die Stationen sind allerdings von Trainee zu Trainee recht unterschiedlich ausgefallen. Diese werden zu Anfang von der Bank bestimmt, wobei Fähigkeiten und Berufserfahrung des Trainees mit dem Bedarf der Bank abgestimmt werden.
Die Stationen orientieren sich u.a. an den COO von unterschiedlichen Geschäftsbereichen. So gibt es COO Private, Wealth & Commercial Clients, COO Corporate & Investment Banking, COO Global Markets sowie COO Asset Management. Sie alle haben einen großen Bedarf an Trainees.
Auch die einzelnen Rollen fallen recht unterschiedlich aus. So gibt es die Rolle des Business Functional Analyst, der die Businesswelt mit der technischen Welt verbindet; es gibt die Solution Architekten; es gibt Service Management Analysts und natürlich auch Entwickler.
Ganz zu Anfang des einjährigen Traineeprogramms gab es noch ein globales Einführungstraining in London, zu dem alle etwa 750 Trainees des Konzerns weltweit eingeladen worden sind.
Wie beurteilen Sie das Trainee-Programm rückblickend?
Nachdem ich mein Studium in Dresden beendet habe, war ich mir noch nicht vollständig klar darüber, in welche Richtung ich mich entwickeln wollte. Sollte ich Business Analyst oder Entwickler werden? Bei diesem Orientierungsprozess hat mit das Traineeprogramm weitergeholfen. Denn man hat die Möglichkeit, sich verschiedene Rollen anzuschauen und am Ende des Programms zu entscheiden.
Seit dem Trainee-Programm arbeite ich im Bereich COO Private Wealth & Commercial Clients, wobei wir uns auf Deutschland konzentrieren.
Welchen Hintergrund hatten die anderen 26 Trainees?
Unser Jahrgang war tatsächlich sehr, sehr bunt. Es gab viele Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker, darunter auch einige Hardcore-IT-ler und es gab sogar eine Kollegin, die Philologie studiert hat und jetzt als Business Analystin arbeitet.
Was würden Sie Studenten raten, die in der Banken-IT einsteigen wollen?
Das hängt davon ab, was man von der IT in der Bankenbranche erwartet. Die IT-Landschaft in den Banken unterscheidet sich deutlich von den IT-Landschaften großer Industrieunternehmen. Daher macht es Sinn schon erste Erfahrungen bei einer Bank gesammelt zu haben. Ich habe beispielsweise einige Jahre als Werkstudent bei der Dekabank gearbeitet. Auch Praktika sind auf jeden Fall sinnvoll. So bietet die Deutsche Bank Summer Internships an, die auch für IT-ler offen stehen. Dort lernt man, wie die Bank tickt und welche Bereiche es dort gibt. Das stellt m.E. einen guten Einstiegspunkt für eine Bankkarriere dar.
Sie kommen aus der Ukraine. Hatten Sie Schwierigkeiten hier eine Arbeitserlaubnis zu erhalten und wie lief es mit der fremden Sprache und der Arbeitskultur?
Beim Einstieg ins Trainee-Programm hat mich die Bank bei der Beantragung der Arbeitserlaubnis unterstützt. Darum kümmerte sich dann eine Agentur, was das Leben erleichtert.
Bevor ich bei der Deutschen Bank angefangen habe, hatte ich ganz andere Vorstellungen von der Arbeitskultur in der Deutschen Bank. Meine erste Station beim Trainee-Programm der Deutschen Bank fand in einer Abteilung statt, wo die Kultur sehr international war. Die Teile der Bank, die sich auf den Heimatmarkt konzentrieren, verhalten sich auch wie eine deutsche Bank, während der Arbeitsstil bei den internationalen Teilen eher amerikanisch geprägt ist – ich habe allerdings noch nie bei einem amerikanischen Unternehmen gearbeitet.
Wer Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hat, arbeitet zumeist im internationalen Geschäft und kommuniziert auf Englisch. Meines Erachtens stellt es beim Auswahlverfahren keinen Nachteil dar, wenn man kein Deutsch spricht.
Wie sehen Ihre Karriereperspektiven aus?
Es gibt mehrere Möglichkeiten: Ich kann natürlich weiter den Karriereweg eines Solution Architekten verfolgen. Es gibt aber immer die Möglichkeit auch in einen benachbarten Bereich zu wechseln, um sich nicht zu einseitig festzulegen und ein breites Spektrum an Erfahrungen zu sammeln. So kann man beispielsweise auch Business Analyst oder Projektmanager werden. Nicht zuletzt besteht die Möglichkeit, sich für Stellen außerhalb Deutschlands zu bewerben. Das stellt natürlich einen Vorteil einer internationalen Großbank dar. Es ist möglich, überall in der Welt zu arbeiten.