Einst gehörte auch ich zu den Bankern. Bevor ich vor zwei Jahren meine Stelle bei einer erstrangigen europäischen Bank verloren habe, hatte ich 20 Jahre im Aktienhandel gearbeitet. Dabei habe ich diverse Aspekte des Cash Equity Tradings mitgemacht: das Trading nach Algorithmen, den Handel im Kundenauftrag, die Ausführung für Dritte und das Risikomanagement. Nach 20 Monaten Arbeitslosigkeit suche ich immer noch nach etwas Neuem.
Ich weiß schon, was Sie denken: Dass ich ziemlich schlecht sein muss, dass ich zur alten Schule gehöre und dass ich nicht auf der Höhe der neuen Systeme sei. Es stimmt weder das eine noch das andere. Banking gehört zu den Branchen, wo der Vorhang jeden Moment fallen kann. Halten Sie sich bloß nicht für gefeit davor. Folgendes hätte ich gerne gewusst, bevor der Vorhang vor mir gefallen ist:
1. Gönnen Sie sich keine Auszeit, bevor Sie mit der Jobsuche beginnen
Nachdem ich 20 Jahre für einen europäischen Marktführer gearbeitet habe, dachte ich, mir würde es leicht fallen, einen neuen Job zu finden. Ich habe mir ein Sabbatjahr erlaubt, bevor ich auch nur mit der Jobsuche begonnen habe. Das erwies sich als schwerer Fehler.
2. Glauben Sie bloß nicht, dass es offene Jobs gibt
Nach einem Jahr habe ich endlich mit der Stellensuche begonnen. Obgleich ich viel Energie darin investiert habe, musste ich nach sechs Monaten feststellen, dass es offenbar einfach keine Jobs gibt – oder so gut wie keine. Das gilt immer noch. Es gibt so wenige Vakanzen, dass Sie Headhunter wegen der immer gleichen Jobs anrufen. Irgendwann rufen diese einfach nicht mehr zurück oder sie sind einfach nicht mehr zu erreichen.
3. Nur weil ein interessanter Job ausgeschrieben ist, wird noch längst niemand eingestellt
Ein Hauptproblem besteht darin, dass heute kaum noch jemand die Verantwortung für eine Neueinstellung übernehmen will. Sie lesen die Stellenanzeige und nachdem Sie sich beworben haben, hören Sie nichts mehr davon. Niemand will also die Vakanz tatsächlich besetzen.
4. Nur weil Ihnen jemand ein Angebot macht, werden Sie noch lange nicht eingestellt
Dreimal bin ich in diesem Jahr nahe an eine Einstellung herangekommen. Doch in jedem Fall ist sie im letzten Moment gescheitert: Entweder wurde das Budget gestrichen oder es gab Probleme mit dem Einstellungsprozess.
5. Glauben Sie bloß nicht, dass Sie einfach ins Risikomanagement oder die Compliance wechseln können
Wie jeder weiß, wird in Risikomanagement und Compliance endlos eingestellt – nicht wahr? Doch so ganz stimmt das nicht. Vielmehr verringert sich der Personalaufbau in Risikomanagement und Compliance zusehends. Und wenn dort eingestellt wird, dann verhalten sie sich genauso pingelig wie im Trading. Wer fürs Risikomanagement einstellt, will Leute, die Berufserfahrung darin mitbringen und keine Ex-Trader. Anschließend habe ich mich auf Compliance und Regulierung konzentriert und sogar eine Compliance-Fortbildung absolviert, um zu zeigen, dass ich es ernst meine.
6. Sie müssen sich geistig betätigen
Verfallen Sie nicht in Depressionen über Ihre missliche Lage. Unternehmen Sie etwas, bilden Sie sich fort, treffen Sie Leute auf einen Kaffee und bleiben Sie auf Trab.
7. Machen Sie das Beste aus Ihrer Lage
Arbeitslosigkeit stellt eine schwierige Zeit dar; dennoch möchte ich nichts missen. Vielmehr bin ich jetzt Vollzeitvater und diese beiden Jahre stellten eine großartige Chance dar, mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen.
8. Informieren Sie sich über Ihre Arbeitslosigkeitsversicherung
Kümmern Sie sich einfach darum. Ich hatte keine Ahnung von der Arbeitslosigkeitsversicherung. Es wäre ein großer Vorteil gewesen, wenn ich mehr davon gewusst hätte.
Damian Brown hat früher als Aktienhändler in London gearbeitet. Es handelt sich um ein Pseudonym.