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Die zehn Klassiker: Was ausländische Bewerber in der Schweiz immer wieder falsch machen

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Hohe Berge und hohe Gehälter. Für viele ausländische Bewerber stellt die Schweiz so etwas wie das Gelobte Land dar. Laut dem Eidgenössischen Bundesamt für Statistik lebten 2013 mehr als 1,9 Mio. Ausländer in der Schweiz, darunter allein 292.000 Deutsche. Keine Frage: Die Attraktivität der Schweiz für ausländische Bewerber ist ungebrochen. Doch viele Kandidaten beachten nicht, dass in der Schweiz eine besonders Bewerbungskultur herrscht. Wir haben Personalberater aus Zürich und Genf gefragt, was ausländische Bewerber besonders gerne falsch machen.

1. Sie informieren sich nicht über die Schweiz

„Wer sich in der Schweiz bewirbt, sollte schon wissen, wo Lausanne liegt und dass Bern die Hauptstadt ist“, klagt Headhunterin Celine Corletti von Michael Page in Genf. Bewerber sollten sich vorab über die grundlegenden politischen und wirtschaftlichen Gegebenheiten der Schweiz informieren. „Damit zeigt man ein wahres Interesse an dem Land“, betont Corletti. Andernfalls würden die Arbeitgeber annehmen, dass es dem Bewerber nur ums Geld gehe und er bei dem nächstbesten Jobangebot weiterziehe. „Daher ist Wissen über die Schweiz in einem Vorstellungsgespräch sehr wichtig.“

2. Ein arroganter Auftritt

„Viele Deutsche treten teils zu selbstbewusst auf. Das kann manchmal arrogant herüberkommen“, warnt Headhunter Stephan Surber von Page Executive in Zürich. „Die Schweizer geben sich bodenständiger und bescheidener.“ Das könne sogar dazu führen, dass ein Kandidat abgelehnt werde. „Einige Kunden sagen dann: ‚Der ist mir zu selbstsicher, der passt nicht zu unserem Team‘.“ Surber empfiehlt Deutschen, welche sich noch nicht in der Schweiz befinden, sich an die lokalen Eigenheiten anzupassen und bestimmt, aber bescheiden aufzutreten.

3. Übertriebene Gehaltsvorstellungen

Surber beobachtet weiter, dass ausländische Bewerber teilweise falsche Vorstellungen vom Gehaltsniveau in der Schweiz haben. „Die Sprünge in der Top-Management-Ebene in der Schweiz sind oft nicht so groß wie in London, Frankfurt oder München“, sagt der Personalberater. In Deutschland liege ein Einstiegsgehalt bei vielleicht 40.000 Euro, auf mittlerer Karriereebene betrage die Grundvergütung 70.000 bis 110.000 Euro und erreiche auf Managing Director- oder C-Level von mittelständischen Unternehmen 200.000 und mehr Euro. Dagegen begännen in der Schweiz die Basisgehälter für Absolventen bei 70.000 bis 80.000 Franken, gelangten aber im oberen Segment nur noch selten über 200.000 Franken Basisgehalt hinaus.

4. Deutsche Bewerbungen sind oft zu altbacken

Headhunter Mark Dowsett von Stamford Consultants in Zürich wundert sich immer wieder über überholte Formen von Lebensläufen deutschsprachiger Bewerber. „Oft geben sie nur Arbeitgeber, Stelle und Betriebszugehörigkeit an und verzichten auf eine Tätigkeitsbeschreibung“, kritisiert Dowsett. Die Kandidaten würden wohl erwarten, dass die Personalabteilungen sämtliche Arbeitszeugnisse studieren. „Ein Recruiter hat aber nur wenige Sekunden Zeit für die Sichtung eines Lebenslaufs“, erläutert Dowsett. Es bleibe einfach keine Zeit, um sich bei der Erstsichtung die Arbeitszeugnisse anzusehen.

Darüber hinaus erhält Dowsett immer noch Lebensläufe, die chronologisch aufgebaut sind und nicht antichronologisch, wie es heutzutage Standard ist. Beide Fehler würden allerdings deutsche und Deutschschweizer Bewerber gleichhäufig begehen. „Wir müssen viele Bewerber erst dafür sensibilisieren, dass ein Lebenslauf ein Verkaufsargument ist.”

5. Unvollständige Bewerbungsunterlagen

Dagegen würden Bewerbungen von Lebensläufen außerhalb der DACH-Region oftmals nur aus den Lebensläufen bestehen. „Ich verstehe ja, dass es in England z.B. keine Arbeitszeugnisse gibt. Dennoch sollte man die Zeugnisse von Studienabschlüssen und Qualifikationen beilegen“, empfiehlt Dowsett.

6. Europass-Lebensläufe

Europass gehört zu den Segnungen der Europäischen Union, die eigentlich niemand wirklich benötigt. „Ein Lebenslauf muss professionell und persönlich sein. Templates wie Europass, von denen ich viele erhalte, hinterlassen keinen Eindruck. Sie sehen alle gleich aus“, kritisiert Corletti. Ein Personalprofi müsse tagtäglich unzählige Lebensläufe sichten. Wenn viele Bewerber das immer gleiche Europass-Template verwenden, dann ließen sie sich kaum noch auseinanderhalten. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich Europass-Lebensläufe bei Kandidaten aus Italien, Spanien und Portugal.

7. Sich auf unpassende Stellen bewerben

„Einige Leute bewerben sich auf Stellen, auf die sie überhaupt nicht passen“, beobachtet Headhunterin Karin Signer von Signer Beratungen in Zürich. „Das kommt bei ausländischen Bewerbungen häufiger vor. Da scheint es mehr Phantasie zu geben“, sagt Signer augenzwinkernd. In der Schweiz würden Bewerbungen nur Sinn machen, die tatsächlich zum Anforderungsprofil passen.

8. Probleme mit der deutschen Sprache

„Ich erhalte Lebensläufe und Anschreiben, die im perfekten Deutsch verfasst sind. Und dann lese ich darin, dass der Kandidat nur Grundkenntnisse in Deutsch besitzt“, erzählt Signer. Für die meisten Jobs in der Deutschschweiz seien aber gute Deutschkenntnisse unabdingbar. Da helfe auch kein übersetzter Lebenslauf weiter.

9. Pünktlichkeit

Auch wenn es sich wie ein Klischee anhört: Zu spät zu kommen, stellt in der Schweiz kein Kavaliersdelikt dar. „Man darf nicht zu spät, aber auch nicht viel zu früh zu einem Termin erscheinen“, betont Signer.

10. Uralte Fotos

In der Schweiz gehören Fotos immer noch zum Lebenslauf, was übrigens auch für Genf und den Rest der Romandie gilt. „Ich habe schon von Kunden den Satz gehört: ‚Ein Foto sagt mehr als 1000 Worte‘“, erzählt Surber.

Dagegen ist Dowsett kein Freund von Fotos in Lebensläufen. „Wenn man aber schon ein Foto verwendet, dann darf es nicht zu alt sein. Leider kommt das sehr häufig vor“, berichtet Dowsett. So habe mancher Kandidat auf dem Foto eine volle Haarfarbe. „Wenn man sich dann persönlich trifft, ist das Haar plötzlich grau.“



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