Mit festverzinslichen Wertpapieren lässt sich wahrlich kein Blumentopf mehr verdienen. Und auch bei den Aktien scheint nach der jahrelangen Hausse mittlerweile eine Grenze erreicht zu sein. Kein Wunder, dass in der rund 6,6 Billionen Franken schweren Schweizer Investment Management-Branche von einem veritablen „Anlagenotstand“ die Rede ist.
Von daher gewinnen bei institutionellen Anlegern wie den Pensionskassen, aber auch bei individuellen Anlegern die alternativen Investments an Bedeutung. Zählen sie doch zu den wenigen Möglichkeiten mit denen Investoren noch Alpha generieren – also eine überdurchschnittliche Rendite erzielen können.
Flucht vor dem Zinstief
„Wegen der niedrigen Zinsen setzen Pensionskassen und Versicherungen immer stärker auf Alternative Anlagen“, sagt Marcus Fuchs, Geschäftsführer der Swiss Funds and Asset Management Association (SFAMA) in Basel. Fuchs schätzt, dass sich der Anteil von Alternativen Investments bei den Pensionskassen auf 3 bis 20 Prozent beläuft und das mit „steigender Tendenz“. Bei privaten Investoren beliefe sich die Quote auf etwa 15 Prozent. Während Privatanleger Hedgefonds bevorzugten, würden institutionelle Anleger auch auf Private Equity, Rohstoff- und Infrastruktur-Investments setzen.
Alpha zu generieren, sei allerdings nicht der einzige Grund für Beliebtheit alternativer Anlagen in der Schweiz. Namentlich Hedgefonds würden aus Diversifizierungsgründen und zur Absicherung der Depots genutzt. Aus diesem Grund sei auch die vergleichsweise bescheidene Performance von Hedgefonds zweitrangig. „Die Märkte kannten in den vergangenen sieben bis acht Jahren nur eine Richtung“, sagt Fuchs. In einem solchen Umfeld falle es Hedgefonds schwer Geld zu verdienen. Der wahre Wert von Hedgefonds zeige ich, wenn die Märkte wie 2008 in Bewegung gerieten. Während Long Only-Fonds damals durchschnittlich um rund 40 Prozent abstürzten, waren es bei den Hedgefonds lediglich 20 Prozent.
Immer mehr Geld fließt in Private Equity-Fonds
Während das Geschäft mit Hedgefonds gemischt ausfällt, läuft das Geschäft mit Private Equity rund. Laut dem Datenanbieter Preqin konnten Private Equity-Fonds mit Schweizer Schwerpunkt im vergangenen Jahr 12,1 Mrd. Euro einwerben. Seit 2010 stellt dies ein Plus von 152 Prozent dar. Das Volumen der Venture Capital-Deals erhöhte sich zwischen 2013 und 2016 um 80 Prozent auf 685 Mio. Euro.
In alternativen Investments wird immer noch auf breiter Front eingestellt
Von dem Aufschwung profitiert auch der herausfordernde Finanzdienstleistungs-Arbeitsmarkt. „Grundsätzlich zieht ein Trend – wie der zu alternativen Investments – einen erhöhten Bedarf an Fachkräften nach sich“, erläutert der aufs Asset Management spezialisierte Headhunter Thomas Bossard von Bianchi & Partner in Zürich. Gesucht würden Analysten, Risikomanager, Investment Manager, Strukturierer, Anwälte und Vertriebsspezialisten. „Die individuellen Anforderungen können sehr, sehr vielfältig ausfallen.“ Namentlich für Private Equity, Hedge Funds und Immobilienanlagen würde derzeit auf breiter Front Spezialisten gesucht.
Doch angesichts der Marktsituation beobachtet Bossard auch bei Long Only-Fonds eine wachsende Nachfrage. Investoren würden häufiger zu „Multi Asset“-Strategien greifen, die auch alternative Investitionsvehikel berücksichtigen. Die Nachfrage nach alternativen Investments bleibt weiterhin hoch. Dieses Wachstum gehe mit dem Ausbau von Ressourcen und dem Bedarf nach Leuten mit entsprechender Expertise einher.
Auch Headhunter Stephan Surber von Page Executive in Zürich registriert eine hohe Nachfrage nach Finanzprofis mit Erfahrungen in alternativen Investments. Viele Family Offices würden heute beispielsweise ein Team von ein bis drei Mitarbeitern beschäftigen, die sich nur um Direkt-Investitionen in Private Equity kümmern. Auch die Pensionskassen würden zunehmend in Private Equity, Immobilien oder Infrastrukturprojekte investieren. All dies beflügle den Arbeitsmarkt. „Besonders gesucht sind mehrheitlich Associates und Vice Presidents von den Private Equity-Gesellschaften“, betont Surber.
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