Vor einigen Wochen starb der 21jährige Praktikant Moriz Erhardt überraschend während eines Praktikums bei der Bank of America Merrill Lynch. Der Verdacht: Mehrere Nachtschichten könnten zu dem Tod beigetragen haben. Seither stehen die überlangen Arbeitszeiten im Investmentbanking wieder im Fokus der Öffentlichkeit.
Dies erreicht jetzt auch das ansonsten beschauliche Zürich. Denn vor zehn Tagen hat der Schweizerische Bankpersonalverband die US-Investmentbank Goldman Sachs beim Amt für Arbeit und Wirtschaft des Kantons Zürich angezeigt, wie der Zürcher Tages-Anzeiger jetzt berichtet. Über den konkreten Inhalt der Anzeige schweigt sich unterdessen die Direktorin der Gewerkschaft Denise Chervet aus.
Doch die Behörden nahmen die Angelegenheit so ernst, dass am gestrigen Mittwoch (11. September) eine Durchsuchung der Goldman Sachs-Büros in Zürich erfolgte. „Wir bestätigen eine heutige Kontrolle bei Goldman Sachs bezüglich Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Einhaltung der Arbeitszeiten – einschließlich der Arbeitszeiterfassung“, sagte der Bereichsleiter Arbeitsbedingungen Peter Meier dem Tages-Anzeiger. Laut einer Sprecherin unterliegen die Ergebnisse dem Datenschutz und würden auch in Zukunft nicht kommuniziert Goldman Sachs war zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.
Laut dem Schweizer Arbeitsrecht beläuft sich die Wochenarbeitszeit auf 50 Stunden. Alles was darüber hinausgeht, muss entweder mit Freizeitausgleich oder durch Bezahlung kompensiert werden. Derzeit laufe ein Pilotprojekt des Staatssekretariats für Wirtschaft zur Arbeitszeiterfassung bei Banken. „Dort hat man versucht, Lösungen zu finden, die den Gegebenheiten bei Banken entsprechen”, sagte die Behördensprecherin. Die Ergebnisse stünden unterdessen noch aus. Die klassische Stempeluhr sei für Banken jedenfalls ungeeignet.
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