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Brutal ehrlich: Wie der Arbeitstag eines Wall Street-Traders aussieht

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Wollen Sie wirklich wissen, wie der Arbeitstag eines Sell-Side Traders in den USA aussieht? Diese sind tatsächlich lang und ermüdend. Bei dem Geschäft dreht sich alles um Beziehungen – vielleicht noch stärker als früher. Wir haben einen Trader eines kleineren Anbieters gebeten, den Verlauf seines Arbeitstages minutiös aufzuzeichnen. So viel darf schon einmal verraten werden: Er dürfte wahrscheinlich nicht die allergesündeste Ernährung pflegen:

5.30 Uhr: Ich wache auf und checke irgendwie Bloomberg. Danach checke ich Twitter. Niemand liest mehr das Wall Street Journal.

6:30: Ich mache mich zu meiner Arbeit auf den Weg, logge mich ein und checke noch einmal Twitter. Tweetdeck läuft den ganzen Tag neben meiner Watch-List. Twitter ist mittlerweile genauso wichtig wie einst Bloomberg – und vor allem weitaus billiger.

6.35 Uhr: Ich nehme eine Schale mit Frühstücksflocken zu mir und spüle diese mit einem vierfachen Espresso herunter. Gott sei Dank, haben wir eine neue Nespresso Maschine.

7.15 Uhr: Ich versuche während des Morgen-Meetings nicht einzunicken. Ich gebe vielmehr vor, dass mich die Geschäftsideen interessieren. Meine Kunden interessieren sich ohnehin nicht dafür. Deren Analysten sind entschieden schlauer als meine eigenen. Sie wickeln die Trades über mich ab, weil sie mich mögen und mir trauen. Der institutionelle Aktienhandel mag künstlich am Leben gehalten werden, doch so lange er noch Töne von sich gibt, wird sich alles um Beziehungen drehen.

8 Uhr: Ich rufe Kunden an. Ich gehe mit ihnen meine Aktienideen durch, um herauszubekommen, was wir wirklich wollen. Ein guter Geheimtipp ist gut und gerne 100.000 Dollar an Aktien wert.

9 Uhr: Ich entleere die Blase zum letzten Mal vor 16 Uhr.

9:35 Uhr: Ich erhalte ein Auftrag für 100.000 Dollar XYZ zu kaufen. Ich gebe dies in mein Ordersystem ein und es erledigt den Rest.

10 Uhr: Ich denke über das Mittagessen nach.

10.30 Uhr: Siehe 10 Uhr

11 Uhr: Ich habe die vergangenen 30 Minuten damit verbracht, einen Konsens unter den Kollegen herzustellen: Wir werden den Praktikanten zu einem Burgerladen schicken. Das war gar nicht so einfach, denn es gibt viele unterschiedliche Geschmäcker.

12 Uhr: Wo zum Teufel bleibt der Praktikant?

12.30 Uhr: Siehe 12 Uhr

1 Uhr: Endlich taucht der Praktikant mit einem Dutzend Burger und einigen Kilo Pommes wieder auf. Dabei handelt es sich nur um eine kleine Bestellung, ich weiß. Es gibt  hier nicht mehr so viele Leute wie in der Vergangenheit.

1.05 Uhr: Gerade als ich in meinen saftigen Burger beißen möchte, läutet das Telefon: verdammt. „Kaufe weitere 100.000 Dollar von XYZ.“ Das ist leicht getan. Nach ein paar Klicks im Ordersystem ist die Sache erledigt.

2 Uhr: ZZZzzzzz

2.30 Uhr: Ich schalte die Nespresso für einen weiteren vierfachen Espresso an.

3 Uhr: Wieso ist es noch nicht 4 Uhr?

4 Uhr: Ich habe für 200.000 Dollar für 99.999 Aktien von XYZ für meinen Kunden gekauft. Ich bete, dass er mir 0,05 Dollar pro Aktie zahlt.

4.05: Ich warte immer noch auf die Bestätigung meines Kunden. Weiß er nicht, dass ich ein Sell-Side Trader bin? Ich gehe um 4.02 in die Kneipe, so steht es in meinem Vertrag.

4.07 Uhr: Er antwortet: „0,03 Dollar. Danke“

4.10 Uhr: Es ist Zeit für ein Bier.

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