Der CFA stellt keine kleine Herausforderung dar: Er kostet mindestens 3000 Euro, 1000 Stunden Vorbereitung und normalerweise drei bis vier Jahre Freizeit. Darüber hinaus scheitern bei jeder der drei Prüfungen an die 60 Prozent der Teilnehmer. Doch lohnt sich die Mühe überhaupt? Dazu hat Harald Edele, der bei der CFA Society Germany für Kapitalmarkt und Regulierung zuständig ist, jetzt eine interessante Studie vorgelegt. Für seine Erhebung hat Edele die rund 2500 Mitglieder des deutschen Ablegers befragt.
Demnach halten zwei Drittel der Mitglieder, bei denen es sich fast ausschließlich um sogenannte Charterholder handelt, den CFA für Karriereeinstieg und Beförderungen für „nützlich“. Das heißt freilich auch, dass ein Drittel den CFA aus Karrieresicht für „nutzlos“ erachtet.
Allerdings fällt die Nützlichkeit je nach Karrierelevel recht unterschiedlich aus. So steigt der Anteil der befragten Finanzprofis, bei denen der CFA bei der Karriere von Nutzen ist, von rund einem Drittel unter den Berufseinsteigern auf fast vier Fünftel bei den Managing Directors. Dies liegt allerdings auch ein wenig an der Natur der Sache. Schließlich vermittelt der CFA hauptsächlich Fachwissen und weniger Führungskompetenz – anders als ein MBA.
Ursprünglich wurde der CFA als Qualifikationsstandard für die Aktienanalyse und das Asset Management entwickelt. Daher erfreut er sich in diesen Bereichen besonderer Beliebtheit. Laut Edele entwickle sich der CFA hier immer mehr zum Standard. Wer in diesen Bereichen arbeiten möchte, komme um einen CFA kaum herum. Er wird somit zu einer Einstiegsvoraussetzung. Die Kehrseite davon: Niemand kann sich mit einem CFA von seinen Konkurrenten abheben. Von daher verwundert es nicht, dass von den Einsteigern und Fachkräften, die im Bereich Asset & Risk Management arbeiten, immerhin 77 Prozent die Qualifikation für nützlich halten – 7 Prozent sogar für entscheidend. Auch hier erweist sich der CFA beim Karrierefortschritt als sukzessiv weniger hilfreich.
Immer mehr Finanzprofis jenseits des Researchs und Asset Managements entdecken den CFA als Zusatzqualifikation. Mittlerweise stellt die Consulting-Branche den zweitgrößten Arbeitgeber für die Mitglieder der CFA Society Germany dar. In dieser Branche zählt der CFA bekanntlich nicht zum Standard, weshalb die stolzen CFA-Besitzer aus der Masse der Consultants hervorstechen. Dies spiegeln auch die Umfrageergebnisse wider: Immerhin 55 Prozent der Consultants gaben an, dass ihnen den CFA am Beginn ihrer Laufbahn in der Karriere nicht weitergeholfen habe. Auf der zweiten Karrierestufe fällt dieser Wert deutlich auf 33 Prozent, um anschließend wieder zuzulegen.
Noch interessanter ist, dass mittlerweile die drittgrößte Gruppe der CFA-Charterholder in Deutschland in Corporate Finance arbeitet. Auch hier erweist sich der CFA auf den mittleren Karrierestufen als besonders nützlich. Die Qualifikation scheint hier als Differenzierungsmerkmal bei Beförderungen zu ersten Führungsaufgaben zu dienen.
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