Zwischen 20 und 30 war ich süchtig nach meiner Arbeit im Banking. Die hedonistische Tretmühle habe ich 1999 bei Lehman Brothers bestiegen. Innerhalb von nur wenigen Monaten als Analyst und mit dem großartigen Gehalt von 42.000 Dollar pro Jahr habe ich das Hamsterrad neben den anderen Hamstern betreten und eine Runde nach der anderen gedreht. Je schneller ich lief, desto schneller musste ich laufen, um nicht umzufallen. Rasch machte ich eine Million und war den ganzen Tag wütend.
Ich kann mich deutlich daran erinnern, wie ich im Karrierebüro meiner Uni gelesen habe, dass das Median-Einkommen in den Vereinigten Staaten bei 45.000 Dollar liegt. Ich fragte mich, was ich mit so viel Geld anstellen könnte. 45.000 stellt für das Leben in der Provinz im Mittleren Westen der USA eine Unsumme dar, wo die Preise freilich etwas unter denen von New York liegen. Doch mit jedem Tag, den ich in Finance arbeitete, stiegen meine Gehaltsansprüche schneller als mein Einkommen. Plötzlich waren schon 250.000 Dollar zu wenig, dann reichten auch 500.000 nicht mehr. Schnell ging es gar nicht mehr um das Gehalt selbst, sondern wie es im Vergleich zu anderen ausfiel.
In eine hedonistische Tretmühle zu geraten, ist keineswegs so ungewöhnlich.
Es gehört einfach zur menschlichen Natur, nach immer mehr zu streben: Mehr Geld, mehr Zeug, mehr und mehr und mehr. So sieht die heutige Kultur aus und es war noch nie so einfach. Die Gesellschaft bombardiert uns täglich mit solchen Vorstellungen. Jeder braucht das aktuelle iPhone, neue Schuhe und den Großbildschirm, den Sie einfach haben müssen. Wir sind im hier und jetzt gefangen. Wir suchen nach kurzfristigen Hochgefühlen, obwohl wir uns eigentlich nicht besser als vorher fühlen und wir gehen zum nächsten Gegenstand über. Das Leben mit all dem neuen Zeug wird einfach zur neuen „Normalität“. Und der Zyklus beginnt von neuem…
Vielleicht halten Sie sich für nicht betroffen. Doch denken Sie einfach ein Jahr zurück, als sie das neue iPhone oder den neuen Anzug erhalten haben. Wie fühlen Sie sich damit jetzt? Wahrscheinlich genauso wie ich. Ihre Begierden haben sich auf einen neuen Gegenstand verlagert: eine Beförderung, einen Job, einen Bonus oder ein neues Spielzeug. Eben das bezeichne ich als hedonistische Tretmühle und es ist wie dem „Hotel California“ aus dem bekannten Song: Sie können Einchecken, wann immer sie wollen, aber niemals auschecken.
Dies bedeutet freilich nicht, dass Geld nicht doch glücklich machen kann. Offensichtlich leben die Leute besser, die genug Geld besitzen, um damit komfortabel zu leben, als solche, die jeden Cent zweimal umdrehen müssen. Doch sobald Sie den Punkt des „Minimum-Wohlstands“ überschritten haben, werden Sie nicht glücklicher, nur weil Sie mehr Geld haben.
Forschungen zeigen, dass ab einem Jahreseinkommen von 150.000 Dollar der Grenznutzen des Geldes beständig abnimmt. Das heißt: Mehr Geld, mehr Probleme…
Die 18 Jahre, die ich an der Wall Street verbrachte, haben mich folgendes gelehrt:
1. Eleminieren Sie, was für Ihr Leben unnötig ist. Schmeißen Sie einfach Zeug weg. Mehr Leben mit weniger.
2. Eliminieren Sie alles, was Ihnen nicht dabei hilft, Ihre Lebensziele zu erreichen. Damit meine ich negative Leute und unnötige Ausgaben.
3. Investieren Sie in Leute und Erfahrungen und nicht in Güter. Forschungen belegen, dass wir mit den richtigen Leuten und Erfahrungen glücklicher leben.
4. Verzichten Sie auf Genüsse und konzentrieren Sie sich mehr auf die Dinge, die Sie bereits besitzen. Nehmen wir mal ein ganz banales Beispiel: Je weniger Schokolade Sie essen, desto mehr genießen Sie jedes Stück. Das gleiche Prinzip trifft auf die meisten Dinge zu.
Entscheidend ist zu verstehen, dass Ihr Glück direkt mit Ihren intrinsischen Motivationen korreliert und nicht mit den extrinsischen. Glück besteht eben nicht in dem neuen Auto, der Beförderung oder dem fantastischen Haus. Sicherlich bringen diese Dinge ein kurzfristiges Glücksgefühl mit sich, aber es ist wichtig sich Ziele zu setzen, die darüber hinausreichen bzw. tiefer gehen. Etwas Bedeutenderes, Permanenteres und Realeres. Die Tretmühle wird Sie zu keinem dieser Ziele führen, sondern Sie immer nur im Kreis herumjagen. Glauben Sie mir, das Leben außerhalb der Tretmühle ist deutlich besser.
““