Erst kürzlich hat der in London ansässige Hedgefonds Comac Capital ein Drittel seiner Belegschaft vor die Tür gesetzt. Der Fonds konnte wegen außergewöhnlich guter Ergebnisse nach der Finanzkrise schwindelerregend expandieren, hatte zuletzt aber zunehmend Zweifel an seiner Expansionsstrategie geäußert. Nachdem die vom Fonds verwalteten Vermögen in 2012 um 9 Prozent und bis September diesen Jahres um weitere 5 Prozent eingebrochen sind, müssen sich 18 ehemalige Comac-Mitarbeiter nach neuen Jobs umsehen.
Wer also auf der Suche nach einem neuen Job bei einem Hedgefonds ist, muss darauf achten, dass er nicht vom Regen in die Traufe gerät und rasch wieder das Opfer von Sparmaßnamen wird. Wir haben Personalprofis, Analysten und Consultants gefragt, welche Fragen sich Kandidaten selbst beantworten sollten, bevor Sie bei einem Hedgefonds anheuern:
1. Wie hoch sind die verwalteten Vermögen?
Hierbei handelt es sich immer um die erste Frage, für die man auch nicht sonderlich schlau sein muss. Denn Zahlen zu den „Assets under Management“ (AUM) sollten öffentlich zugänglich sein. Je mehr AUM vorhanden sind, desto besser ist das in der Regel, denn dies spricht für eine höhere Stabilität. Zu große Portfolios könnten aber auch schlecht sein, weil riesige Fonds schwerfällig werden.
2. Welche Performance gab es in der Vergangenheit?
Das ist die zweite grundlegende, aber ebenso einfache Frage, für die Sie überall leicht Zahlen finden sollten.
3. Wer sind die Kunden des Fonds?
Gehen Sie zu keinem Fonds, der von einem einzigen Kunden abhängt, meint Barry Seath, Managing Director bei der auf Fonds spezialisierten Mirage Recruitment. Diversifiziertere Fonds sind einfach stabiler.
4. Gibt es institutionelle Investoren?
Institutionelle Investoren sind eine gute Sache, sagt John Godden, CEO bei der Beratungsgesellschaft für Hedgefonds IGS. „Ein Fonds mit institutionellen Investoren wird sehr viel stabiler mit Geld ausgestattet sein. Wenn im Fonds hauptsächlich Familien, Freunde und ein kleines bisschen Großkapital investiert sind, wird es üblicherweise weniger streng zugehen, jedoch auch etwas volatiler in Geldbelangen sein“, ergänzt Godden.
5. Wie lange sind die Investoren gebunden?
Das ist besonders wichtig, falls der Hedgefonds ein Startup sein sollte. Sie wollen nicht bei einem Fonds aufschlagen, der voll heißen Geldes ist, meint Seath.
6. Wem gehört der Fonds?
Sie sollten immer herausfinden, wem der Fonds gehört, bei dem Sie anheuern wollen, empfiehlt ein Berater von Hedgefonds-Startups. Handelt es sich um einen eigentümergeführten Fonds oder um einen geschlossenen Fonds?
7. Wie sieht die Gebührenstruktur aus?
Üblicherweise erheben Hedgefonds 2 Prozent Management- und 20 Prozent Performancegebühren. Das ändert sich jedoch gerade grundlegend. Das Wall Street Journal berichtete, dass es an den Märkten eher zu 1,6 Prozent Management- und 18 Prozent Performancegebühren tendiert. Dennoch sind Fonds bei den Gebühren erfinderisch. Sie wollen bei keinem Fonds arbeiten, der dabei allerdings zu kreativ vorgeht, selbst wenn die Gehälter von den Gebühren bezahlt werden.
8. Liegt der Fonds über seinen Höchstständen?
Ein Hedgefonds, der unter seinen Höchstständen notiert, wird kaum in der Lage sein, Performancegebühren zu verlangen. Daher sollten Sie derartige Fonds vermeiden.
9. Wie sieht die Bonusstruktur aus?
Steigen Sie bei einem Fonds ein, der einen variablen Bonus zahlt oder einer festen prozentualen Gewinnquote folgt? Letzteres gibt es immer noch.
10. Wie lange gibt es den Fonds bereits?
Noch einmal, denn das ist grundlegend: Wollen Sie wirklich bei einem Fonds einsteigen, der neu ist und noch über keinen Track-Record verfügt?
11. Ist die Performance der Vergangenheit zurückgerechnet?
Das ist besonders wichtig bei neuen Hedgefonds. Die Mitgründerin der PiRho Investment Consulting Nicola Ralston gibt zu bedenken, dass Startups häufig die Track-Records von sogenannten Back-Tests für ihre Anlagestrategien aufgreifen, um ihre – rein virtuelle - Performance zu dokumentieren. Doch eine bloß virtuelle Performance ist natürlich von geringerer Aussagekraft als echte, hart erarbeitete Performance. Daher sollten die beiden Maßstäbe klar unterschieden werden.
12. Welche Regulierungsbehörde ist zuständig?
Das ist eine bedeutende Frage, meint Godden. Im Vereinigten Königreich werden die meisten Fonds von der Financial Conduct Authority (FCA) überwacht, einige jedoch unterstehen der US-Commodities Futures Trading Organization (CFTC). Fonds, die von der CFTC überwacht werden, sind in der Regel seriöser und richten sich stärker an institutionelle Investoren, ergänzt Godden.
13. Was geschieht mit den Geldern im Fonds?
Laut Ralston handelt es sich hierbei um eine weitere entscheidende Frage. „Sie müssen sich ein Bild verschaffen, wie sich der Fonds über die Jahre entwickelt hat – es reicht nicht zu wissen, dass der Fonds von 50 Millionen auf 500 Millionen US-Dollar gewachsen ist. Sie müssen darüber hinaus auch wissen, ob er auf 5 Milliarden US-Dollar anschwoll und dann wieder zurückgefallen ist“, sagt sie. Ralston rät, zumindest herauszufinden, wie sich die Zu- und Abflüsse in der Vergangenheit auf Quartalsbasis bei einem Fonds entwickelt haben, bevor Sie dort einen Job annehmen.
14. Wieso sind die Werte im Fonds so schnell gestiegen bzw. gefallen?
Ein großer Rückgang im verwalteten Vermögen eines Fonds stellt ein Warnsignal dar, ebenso aber auch ein heftiges Wachstum. „Sie wollen einen Fonds, der in beide Richtungen nicht zu volatil ist“, betont Ralston. „Ein hoher Zuwachs in den verwalteten Vermögen kann ein Zeichen von Zuflüssen aus Risikokapital sein.“
15. Welcher Anteil der Werte ist eingefroren?
Achten Sie auf Fonds, die Anleger verärgert haben, indem sie große Teile des Fonds ‚eingefroren‘ haben. Auf diese Weise wird unterbunden, dass hohe Summen abfließen. Ralston sagt, dass diese Praxis nach der Finanzkrise üblich geworden sei. Nach Berichten der Financial Times weisen 32 Prozent aller Hedgefonds irgendeine Form der Fixierung auf.
Wenn Sie bei einem Fonds arbeiten, der einen Großteil der Investorengelder eingefroren hat, dann könnten Sie sich selbst in Probleme manövrieren. Investoren eingefrorener Gelder sind verärgerte Investoren und werden so schnell wie möglich ihr Geld wieder abziehen. Das kann die Zukunft des Fonds gefährden.
„Wenn irgendeine Form der Fixierung vorliegt, müssen Sie herausfinden, wie groß deren Anteil im Vergleich zu 2008 bis 2009 ist“, sagt Ralston.
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