Hobbies zu haben, die dem Chef gefallen, hilft, wenn Sie es in der Finanzbranche zu etwas bringen wollen. Früher war das überwiegend Golf, während heutzutage ein zunehmender Teil des Networkings auf dem Fahrrad erfolgt. Was ist jedoch, wenn der Chef etwas eigenartig ist und sonderbaren Hobbies nachgeht?
Michael Sherwood: Wahrnehmung ist alles
Der Londoner Chef von Goldman Sachs wird Fat Mike oder „Woodie“ genann, um anzudeuten, wie gesellig er mit seinen Untergebenen umgehen kann. Michael Sherwood ist als typisch aggressives, männliches Alphatier auf dem Parkett bekannt. Schon vor seiner Zeit bei Goldman Sachs war er ein auffallender Student der Universität Manchester, der in den besten Restaurants speiste und teure Autos fuhr, während seine Zeitgenossen ihren Hunger mit Fertignudeln tilgten. Im zarten Alter von 28 trat er ins Rampenlicht, indem er als Neuling bei Goldman Sachs einen Bonus von über 3 Millionen Pfund verdiente.
Das hat natürlich sofort einige interessante Enthüllungen ans Tageslicht gebracht – beispielsweise wie er das Leben der High Society lebte, auch wenn er es nicht mal zu mögen schien. Berichten zufolge kauft er teure Theaterkarten, verlässt die Vorstellung aber schon sehr früh, wenn sie ihn langweilt, speist in teuren Restaurants, auch wenn er wegen seines Magens sein Essen nicht immer bei sich behalten kann.
Jamie Dimon: Reisen
Der CEO von J.P.Morgan hat den Ruf schnodderig und aggressiv zu sein und darüber hinaus ein Talent dafür zu haben, mit Schimpfwörtern um sich zu werfen. Im Urlaub jedoch hat er eine Vorliebe dafür, andere Autofahrer mit seinem Wohnmobil zu nerven. Im Vereinigten Königreich ist das als Caravaning bekannt, wo völlig zurechnungsfähige Erwachsene sich unerklärlicherweise dazu entscheiden, mitten in einem Feld parken, Tee zu trinken und eine Woche lang eine Chemie-Toilette zu benutzen. Wohnmobile sind landesweit unter Achtzigjährigen beliebt, Simon jedoch durchquerte den Yellowstone, Nevada und den Yosemite-Nationalparks, bevor er „unrasiert und in Shorts“ im Beverly Hills Wiltshire Hotel in Los Angeles eincheckte.
Anshu Jain: Tigermanie
Der CEO der Deutschen Bank liebt Tiger. Das kann möglicherweise auf seine indischen Wurzeln zurückgeführt werden, da Tiger dort ein nationales Symbol sind und für Stärke, Kraft, Loyalität und Mut stehen. Er könnte aber auch einfach nur Safaris mögen. Mit seinem Bruder Amit lag er einmal drei Tage lang in einem Nationalpark auf der Lauer, um einen Tiger zu sehen, der dann nicht kam. Erst als die beiden in ihrem Auto aus dem Park gefahren sind, ist ihnen einer fast vors Auto gelaufen. Jain war anscheinend „so erfreut, dass er aus dem Auto sprang und dem Tiger mit seiner Kamera hinterherrannte.“ Der Tiger ist jedoch einfach davongetrottet.
Carl Icahn: Romantik erhalten
Carl Icahn ist anscheinend so sehr über Angestellte verärgert, die Details aus seinem Privatleben preisgaben, dass er den Arbeitnehmern von jedem Unternehmen, das Icahn Enterprises L.P. besitzt, verboten hat, irgendwelche Einzelheiten über ihn zu veröffentlichen. Er hätte das wohl auch seiner Frau sagen sollen, die gegenüber der Zeitschrift New Yorker willfährig plauderte und von den gemeinsamen nächtlichen Bädern in ihrem riesigen Whirlpool erzählte.
David Rockefeller: Käfernarr
David Rockefeller leitete nicht nur die Chase Manhatten Bank, sondern hatte auch er ein Faible für Käfer (die Tiere, nicht die Autos). Tatsächlich hat er persönlich über 500 Arten gesammelt. Das entspricht etwa 10 Prozent aller Arten aus 23 Ländern. Wie hat er das geschafft? Üblicherweise indem er einem Bericht des ReVista Magazins von der Universität Harvard zufolge „Expeditionen unterstütze und dafür einen Teil des Fangs bekam und auch ständig darüber informiert war, welche seltenen Sammlungen zum Verkauf standen.“ Er hat aber auch über 130 Arten während seiner Dienstzeit im Zweiten Weltkrieg gesammelt. „Der Umfang seines Wissens über die Klassifizierung der vielen hundert Arten war erstaunlich, wenn nicht sogar nicht vorherzusehen,“ schrieb das Magazin.
Ken Griffin: Schaumschipper
Ok, das mag vielleicht eine einmalige Sache gewesen sein, aber es war eigenartig genug, dass es sich ein Journalist der Financial Times aufschrieb, was der notorisch kaltschnäuzige CEO der Citadel Ken Griffin in einem Interview gemacht hat. Während er über eine Frage nachdachte oder vielleicht um den Interviewer zu verunsichern, nahm er sich die Zeit „den Schaum von einer Starbucktasse zur nächsten zu Löffeln.“
Hugh Hendry: Der Traum eines Journalisten
Der Chef vom Eclectica Absolute Macro Hedgefond Hugh Hendry ist eher als alle anderen dafür bekannt exzentrisch zu sein. In 2010 bei einer Sendung von Newsnight hat er Nobelpreisträger Joseph Stiglitz während einer Diskussion zur Wirtschaft gefragt „Ähm, Hallo? Darf ich ihnen mal was über die wirkliche Welt sagen?“ Seitdem hat er sich vom Rampenlicht zurückgezogen, kommt aber immer wieder wie zuletzt in der Financial Times mit markigen Zitaten daher. Er sagte, die Branche der Hedgefonds sei wie die „Bananenpest.“ „Heute isst die Welt hauptsächlich eine Sorte Bananen, die Cavendish-Banane, die jedoch von der als Tropical Race 4 bekannten Pest befallen wird. Diese Pest sorgt dafür, dass sich die Pflanze selbst zerstört.“
Ray Dalio: Die Kunst des Zen
Wo fängt man beim Vorstandsvorsitzenden der gleichnamigen Bridgewater Associates‘ an? Bei den 123 Seiten der „Prinzipien“, die den Angestellten rät sich selbst „zu fragen, ob sie sich das Recht verdienten eine Meinung zu haben“? Bei dem Fakt, dass alle Angestellten Unterlagen über ihre Zähne einreichen müssen, bevor sie einen Job bekommen? Vielleicht ist es besser bei der Person selbst zu bleiben – Dalio ist ein großer Fan transzendentaler Meditation, die von der Reise der Beatles durch Indien motiviert wurde. „Das ist nur eine mentale Übung, bei der sie ihren Geist reinigen,“ sagte er dem New Yorker. „Kreativität kommt von einem offenen Geist und Zentriertheit – indem man Dinge nicht in einem emotional aufgeladenen Zustand betrachtet.“ Das mag zwar etwas verrückt klingen, aber Meditationstechniken werden unter den Investmentbankern immer häufiger genutzt, um die Produktivität der Angestellten zu erhöhen.
Lloyd Blankfein: Der Schmiegsame
Goldman Sachs-Chef Lloyd Blankfein mag es im Urlaub loszulassen, wie ein Hipster aus London genießt er es, sich einen Bart wachsen zu lassen. Dieses Jahr ist der Bart nach dem Urlaub nicht einmal mehr verschwunden. „Im Urlaub hatte ich immer einen Bart und ich denke mir ,Mensch dauert der Urlaub länger an, wenn ich den Bart behalte?‘“ Soweit so gut, aber ein neuer Look erzeugt bei einem so wichtigen Mann besonders bei den Frauen jede Menge Aufmerksamkeit. Während einer Wohltätigkeitsveranstaltung im März hat Blankfein „seinen Bart an die Wangen zweier Damen geschmiegt“. „Ich habe überall den Frauen bewiesen, dass er wirklich weich ist und nicht kratzig,“ sagte er zu Bloomberg.
James Gorman: Frühe Karriereplanung
Wegen seiner Vergangenheit als Managementberater wird der Morgan Stanley-Vorstands als farbloser Typ charakterisiert. Darüber hinaus zeichnet ihn sein australischer Akzent und seine Vorliebe für Vegimite (einem australischen Vitamincocktail) aus. Seine frühen Jahre lassen das alles jedoch noch mehr als Überraschung erscheinen. Gorman war das sechste von zehn Kindern und sein Vater Kevin ließ sie alle einen IQ Test machen. Er hatte die Ergebnisse im Wohnzimmer verkündet und die Punktzahl jeden Kindes und deren Karrierechancen umrissen. James kam auf Platz fünf und wurde als „Bürokrat im mittleren Dienst oder Manager“ gesehen.
Raffaele Costa: Das Piratenmotiv
Ein Hedgefonds-Manager mit Privatyacht stellt keine Seltenheit dar. Was Raffaele Costa – Chef des neuen Immobilienfonds Tyndaris und früherer Mitarbeiter von Goldman Sachs und GLG – unterscheidet, ist sein Alter-Ego vom Captain Magic. Er segelt mit einer Maske, einem langen Ledermantel und Lederhosen und schwingt dabei ein Samuraischwert. „Ich versuche meine kreative Ader in allen Aspekten meines Lebens auszuleben: Finanzen, Bootfahren, Kunst, Körper und Geist. Diese Kreativität hat mir geholfen GLG zu dem Erfolg zu führen, den es hatte,“ sagte uns Costa zuvor.
Greg Coffey: Kaffee für Coffey
Der berühmte Hedgefondstrader Greg Coffey, der letztes Jahr mit einem Vermögen von 430 Millionen Pfund zurücktrat, war zweifelsohne ein besessener – im Urlaub hat er in seinen Hotelzimmern Bildschirme fürs Traden aufstellen lassen, damit er in der Nacht arbeiten kann, wenn seine Familie schläft. Er hatte auch eine Sammlung fescher Lederjacken. Viel interessanter ist jedoch die Marotte, dass er sich jeden Tag zur selben Zeit eine Tasse Kaffee ins Büro bringen ließ, unabhängig davon, ob er im Büro war oder nicht.
Dick Fuld: Spieler
So lächerlich das in Zeiten von Smartphones klingen mag, aber Dick Fuld, der ehemalige Vorstand von den Lehman Brothers, der heute Pennystocks handelt, war vom einfachen Breakout auf seinem Blackberry abhängig. 2006 hat er seine IT-Abteilung angewiesen, das Spiel zu löschen, damit er einen kalten Entzug machen kann.
