„Employability“ lautet das neue Modewort. Denn im Zeitalter der unendlichen Restrukturierungen von Banken stellt der Verlust des Arbeitsplatzes längst kein Problem mehr dar. Entscheidend bleibt vielmehr, dass Betroffene auch weiterhin „anstellbar“ bleiben. Problematisch ist, wenn man als das Gegenteil – als „unemployable“ – gebrandmarkt wird. Dies kommt der Beerdigung aller Karriereträume gleich. Wir haben vierzehn Hinweise dafür gesammelt, dass genau dies eingetreten ist.
1. Sie haben seit Jahren nichts dazugelernt
Auch wenn Sie auf einer hübschen, sicheren und einträglichen Stelle sitzen, können Sie sich bereits auf dem langen Marsch in die Arbeitslosigkeit befinden. „Falls Sie in den zurückliegenden drei Jahren nichts neues dazugelernt haben, dann ist das normalerweise ein Zeichen, dass Ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt sinken“, warnt Ellen Miller, die früher Managing Director bei Lehman Brothers war und heute Führungskompetenz an der London Business School lehrt.
Auf der Höhe der neuen Technologien zu bleiben, sei besonders wichtig, meint Miller. Wenn z.B. Ihre internen oder sogar externen Präsentationen textlastig sind und nur wenige Grafiken enthalten, dann stelle das schon ein schlechtes Zeichen dar.
2. Sie werden stets höflich abgewiesen
Falls Sie Personalvermittler kontaktieren und regelmäßig eine höfliche aber bestimmte Absage erhalten, dann handle es sich um ein klares Anzeichen, dass Sie nicht ihren Bedürfnissen entsprechen, warnt Headhunter Richard Chiumento von Rialto. „Sie stehen einfach nicht auf ihrem Tagesprogramm.“
3. Sie schaffen es in die engere Auswahl, erhalten aber niemals den Job
Laut Chiumento handle es sich ebenfalls um ein schlechtes Zeichen, wiederholt in die engere Auswahl zu gelangen und am Ende nicht genommen zu werden. Denn das bedeutet, dass Sie nicht passen oder für ungeeignet befunden werden.
„Falls Sie zwei- oder dreimal in die engere Auswahl gelangt sind, ohne den Job zu erhalten, dann entsprechen Ihre Kompetenzen offenbar nicht dem, was auf dem Markt verlang wird“, meint Chiumento. Heutzutage stelle es eine Schlüsselkompetenz dar, sich digital auszukennen und ein Verständnis mitzubringen, wie sich digitale Strategien entwickeln lassen. Selbst viele erfahrene Führungskräfte würden an dieser Hürde scheitern, meint Chiumento.
4. Sie bewerben sich hunderte Mal auf Stellen, für die Sie ungeeignet sind
„Jedes Wochenende erhalte ich zwei- bis dreihundert Lebensläufe“, erzählt ein Recruiter aus London. „Davon kann ich vielleicht fünf gebrauchen. Viele Leute verschwenden einfach ihre Zeit damit, sich auf Stellen zu bewerben, auf die sie überhaupt nicht passen.“
Wer sich zu häufig bewirbt, riskiert auf schwarzen Listen zu landen. „Ich kann meinen Computer anschalten und finde 15 Bewerbungen auf verschiedene Jobs von derselben Person“, erzählt der Recruiter. „In einer solchen Situation, ignoriere ich alle.“
5. Ihre Kunden ignorieren Ihre Anrufe
„Es ist ein richtiges Problem, wenn Kunden nicht mehr auf Ihre Anrufe und E-Mails reagieren“, erzählt ein erfahrener Aktienanalyst. „Das stellt immer ein schlechtes Zeichen dar.“
Gleich ob Sie einen Job haben, oder nicht: Sie müssen bei Ihren Kunden immer am Ball bleiben – besonders wenn Sie im Vertrieb arbeiten. „Kleben Sie an Ihren Kunden“, empfiehlt Headhunter Oliver Rolfe. „Wenn Sie ein Sales-Experte sind und den Kontakt zu Ihren Kunden pflegen, dann können Sie bis zu zwei Jahre arbeitslos sein und trotzdem wieder einen Job finden.“
6. Sie konzentrieren sich nur auf Ihre Wünsche und nicht auf die des Arbeitgebers
Laut Chiumento handle es sich hier um ein klassisches Problem: „Sie sind ungeeignet, wenn Sie nur über sich selbst sprechen anstatt über die Probleme und Herausforderungen, mit denen Ihr Gegenüber konfrontiert ist.“
Denn bei „Employability“ geht es darum, einen Job zu finden, in dem Sie etwas voranbringen können. „Die meisten Leute sind mehr mit ihren eigenen Erfahrungen, Kompetenzen und Geschäftserfolgen beschäftigt als mit den Problemen der Gesprächspartner“, ergänzt Chiumento.
7. Sie stellen zu viele geschlossene Fragen
Indem Jobsuchende zu pessimistisch sind, schießen sie sich – bildlich gesprochen – selbst ins Knie. Dieser Eindruck wird durch geschlossene Fragen bestärkt wie etwa: „Ich gehe davon aus, dass Sie so schnell keine offenen Stellen haben“ oder „Passiert bei Ihnen irgendetwas?“
„Sie müssen optimistisch und dynamisch auftreten“, empfiehlt ein Karrierecoach, der namentlich nicht genannt werden möchte. „Sie sollten keine negativen Fragen stellen, durch die Sie hilfsbedürftig erscheinen.“
8. Sie beschweren sich zu viel
Wer seine Stelle verloren hat, macht in der Regel eine Phase durch, in der er andere Leute dafür verantwortlich macht. Das ist psychologisch nur allzu verständlich. Es besteht allerdings die Gefahr, dass Betroffene in dieser Phase hängen bleiben und Ihre Ressentiments dem potenziellen Arbeitgeber mitteilen. Niemand stellt Sie ein, wenn Sie sich abfällig über vergangene Arbeitgeber und Vorgesetzte äußern.
„Die Kunst besteht darin, die Dauer und Tiefe dieser Phase möglichst gering zu halten, ohne die Angelegenheit schönzufärben“, rät der Karrierecoach. „Sie sollten nicht besessen sein von dem, was falsch gelaufen ist.“
9. Sie bewerben sich mit dem immer gleichen Lebenslauf
Wer tatsächlich eingestellt werden möchte, muss seinen Bewerbungsunterlagen samt Lebenslauf auf jede fragliche Stelle maßschneidern. Wer das unterlasse, werde es nicht weit bringen, meint Karrierecoach Jeremy L’Anson von xlSys Consulting. „Wann auch immer Sie sich auf eine Stelle bewerben, müssen Sie Ihren Lebenslauf anpassen, indem Sie die Schlüsselkompetenzen herausarbeiten, die zum Anforderungsprofil der Stelle passen“, betont L’Anson.
10. Sie passen sich nicht an die neuen Vergütungsstrukturen an
Falls Sie nicht gerade ein Associate von dem Schlage sind, die alle Banken derzeit händeringend suchen, dann sind Garantieboni heutzutage illusorisch. Auch stattliche Gehaltserhöhungen werden immer seltener. Es gehört zum neuen Normalzustand, dass immer weniger Leute für einen kräftigen Gehaltsaufschlag die Stelle wechseln, sondern eher für das Entwicklungspotenzial.
11. Sie harren in einem Job aus, den Sie hassen
In der Vergangenheit hat so mancher Investmentbanker alle zwei Jahre den Job gewechselt, nur um sein Gehalt in die Höhe zu schrauben. Dies war noch nie eine gute Strategie und kann heute sogar verheerend enden. Dies bedeutet jedoch nicht, dass Banker auf einer Stelle so lange wie möglich ausharren sollten.
„Falls Sie sich weiterentwickeln, glücklich sind und gut bezahlt werden, dann sollten Sie bleiben“, empfiehlt Rolfe. „Falls Sie nichts davon zutrifft, dann versauern Sie.“
12. Sie sind quasi unsichtbar
Wann haben Sie den letzten Anruf von einem Headhunter erhalten? Wann hat das letzte Mal jemand Ihr Xing-Profil besucht? Wann haben Sie das letzte Mal auf einer Konferenz gesprochen oder an einem Networking-Event teilgenommen. Falls Sie alle diese Fragen verneinen müssen, dann sind Sie wahrscheinlich auf dem Arbeitsmarkt unsichtbar.
13. Sie befinden sich in einem Verdrängungswettbewerb
Auch wenn Sie alle Hände voll zu tun haben, können Sie sich doch bereits auf dem Weg in die Arbeitslosigkeit befinden. Laut einem Karriereberater würden viele Leute sich der Illusion hingeben aktiv auf Jobsuche zu sein, wenn sie eigentlich nur Zeit vergeuden. „Es gibt nichts Schlimmeres als zuhause zu sitzen, Jobboards zu besuchen und darauf zu warten, dass das Telefon klingelt“, meint der Coach. „Sie müssen sich selbst verkaufen oder Sie verschwenden bloß Ihre Zeit mit diversen Tätigkeiten, die Sie nicht voranbringen.“
Laut dem Psychologen tendieren viele Menschen nach einem einschneidenden Erlebnis dazu, die Kontrolle über ihr Leben zurückzugewinnen, indem sie sich wie besessen um die Belanglosigkeiten des Alltags kümmern wie z.B. ein bestimmte Ernährungsweisen. Damit kann man sich zwar viel Zeit vertreiben, aber gewiss keinen neuen Job finden.
14. Sie sind völlig desorientiert
Doch das Schlimmste, was jemanden nach dem Verlust des Arbeitsplatzes widerfahren könne, sei eine „ernste Desorientierung“, betont James. „Es gibt eine Reihe von Leuten, die schlafen bis zum Mittag, werden depressiv oder reagieren mit Alkohol- oder Drogenmissbrauch“, erzählt James. „Dabei handelt es sich um die Leute, die die höchste Gefahr laufen, nicht mehr vermittelbar zu werden.“
Dagegen haben optimistische Menschen, die in dem Arbeitsplatzverlust eine Chance für einen Neuanfang sehen, die besten Aussichten, betont James. Gerade für Banker sei dies leicht nachvollziehbar: „Es gibt niemals wirklich einen Grund sich als ‚unemployable‘ zu verstehen, besonders wenn Sie einige Zeit ein erfolgreicher Banker gewesen sind.“