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Wieso Banker vor Social Media zittern

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Banker und andere Finanzprofis zählen nicht gerade zur größten Kundengruppe von Social Media. Vielmehr machen Banker einen großen Bogen rund um Facebook und Twitter, um nicht allzu neugierigen Zeitgenossen Einblicke in ihr Privatleben zu gewähren. LinkedIN und Xing werden eher als Hilfsmittel für Recruiter gesehen, die diese Plattform nutzen, um die Besitzer der Profile ungefragt mit – zumeist irrelevanten – Stellenangeboten zu bombardieren. So kommt eine Untersuchung des internationalen Recruitmentunternehmens Michael Page zu dem Ergebnis, dass 36 Prozent sämtlicher Finanzprofis z.B. in Frankreich auf keiner der Social Media-Plattformen vertreten sind.

Wir haben Finanzprofis aus den Bereichen M&A, Corporate Finance, Sales und Private Equity gefragt, was sie vom Thema Social Media halten und wie sie die Plattformen selbst nutzen:

LinkedIN: Nützlich, um fremde Leute auszuspionieren

Obgleich sich so mancher Banker vor LinkedIN gruselt, zählt das Berufsnetzwerk über 100.000 Finanzprofile, wovon allein rund 37.000 auf Investmentbanker entfallen. Dennoch gaben sämtliche Finanzprofis, mit denen wir gesprochen haben, an, dort mit persönlichen Informationen sehr vorsichtig zu sein.

„Es gibt zwei oder drei Arten von Finanzprofis auf LinkedIN“, erzählt ein Corporate Banker, der wie alle übrigen Finanzprofis in diesem Artikel lieber anonym bleiben möchte. „Einige Leute verfügen über ein vollständiges Profil und nutzen es, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Andere wiederum haben nur ein sehr rudimentäres Profil, dass sie niemals auf den neuesten Stand bringen und haben es vergessen. Einige Leute legen ein unausgefülltes Profil nur an, um andere Menschen auszuspionieren, die sich auf LinkedIN bewegen.“

Laut dem altgedienten M&A-Banker kann LinkedIN für Due Dilligence und für die Recherche interessant sein, wenn man an einem Deal arbeitet. Es handle sich um ein nützliches Mittel, um sich von der Bank zu differenzieren, für die man arbeitet. „Banken sind nicht sonderlich begeistert, wenn sich ihre Angestellten auf LinkedIN tummeln“, sagt der M&A-Experte. „Wenn Sie für Merrill Lynch arbeiten, dann sind Sie ein Mann von Merrill Lynch und Ihnen ist schon fast verboten, Ihren Namen in einem Meeting zu nennen. LinkedIN stellt einen Weg dar, um sich selbst als Persönlichkeit zu präsentieren.“

Der Private Equity-Experte steht LinkedIN kritisch gegenüber. Die Plattform sei voller Leuten, die sich viel zu sehr mit ihrer Selbstvermarktung beschäftigten. „Es ist schon ziemlich selbstverherrlichend. Ich möchte keinen ‚einsichtsreichen Artikel‘ lesen, der sich darum dreht, dass Warren Buffett um 5 Uhr morgens aufsteht.“

Der Sales-Profi hat eine ganz eigene Sicht der Dinge. LinkedIN biete den Vorteil, dass man eine Bank verlassen und seine Kundenliste mitnehmen könne, da LinkedIN nicht vom Arbeitgeber kontrolliert werde. „Die Zeiten sind vorbei, als Sie eine Stelle gewechselt haben, alle Kundenkontakte hinter sich ließen und Sie sie dann wieder einen nach den anderen anrufen mussten, nachdem die Konkurrenzausschlussklausel ausgelaufen ist. Jetzt können Sie alle Ihre Kunden als LinkedIN-Kontakte führen und diese können Sie mitnehmen. Diese werden sogar automatisch informiert, sobald Sie einen neuen Jobtitel haben“, sagt der Sales-Profi.

Facebook: Nichts für Banker, die in der Öffentlichkeit stehen

Facebook ist zumindest unter jungen Banker sehr beliebt. Nach eigenen Angaben nutzen sämtliche unserer Gesprächspartner diese Plattform. Auch die Gattinnen und Freundinnen von Bankern nutzen Facebook gern. „Sie ist ständig darauf“, erzählt eine Führungskraft der Bank of America Merrill Lynch von seiner Frau. Dagegen erfreut sich Facebook bei senior Bankern weniger Beliebtheit. Sie haben Angst, dass verfängliche Privatfotos im Internet landen.

„Ich verfüge über ein Facebookprofil“, erzählt der M&A-Banker, „aber meine Kontakte begrenzen sich auf einen engen Familien- und Freundeskreis. Ich bin sehr vorsichtig, damit keine Fotos für Kunden sichtbar sind.“

„Sie müssen mit Facebook sehr geschickt umgehen und sicherstellen, dass Sie die verschiedenen Level an Privatsphäre genau verstehen“, rät der Corporate Banker.

Dennoch kann Facebook nützlich sein. So unterhält Robert Karofsky, der ehemalige Chef des Aktiengeschäfts bei der Deutschen Bank, ein öffentliches Facebookprofil, auf dem er sich als Persönlichkeit in Finance und Philanthropie rühmt. Allerdings  scheint Karofsky hier nichts gepostet zu haben. Dagegen scheint Karofsky sein LinkedIN-Profil nicht aktualisiert zu haben. Denn dort erscheint er noch als Head of Equities der Deutschen Bank, was diese bestreitet.

Twitter: Billige Alternative zu Bloomberg

Twitter verfügt sicherlich über viele Nutzer aus den Finanzdienstleistungen. Einige halten den Mini-Blogging-Dienst sogar für wichtiger als Bloomberg, um auf dem Laufenden zu bleiben. Dennoch scheint es nur wenige Investmentbanker auf Twitter zu geben, die tatsächlich unter ihrem wahren Namen zwitschern. Dafür gibt es auch gute Gründe.

„Wenn ein Job 85 Prozent Ihrer wachen Stunden beansprucht und Ihnen verboten ist, über Ihren Job zu tweeten, worüber wollen Sie dann tweeten?“, fragt der Sales-Profi. „Wenn ich etwas auf Twitter schreibe und es besteht irgendeine Verbindung mit meinem Job, dann kann ich mich mit Legal und Compliance herumschlagen.“

Für den M&A-Banker macht es keinen Sinn, auf Twitter zu sein. „Für Journalisten ist es gut, auf Twitter zu sein. Das gehört zu ihrem Job, doch was kann ein M&A-Mann schon von sich geben? Sie sprechen über Deals und jede allgemeine Markteinschätzung ist unglaublich oberflächlich. Die Leute reden sich den M&A-Markt seit fünf Jahren schön, also gibt es nichts mehr zu sagen.“

„Was soll ich da schon schreiben“, fragt der Angestellte der Bank of America Merrill Lynch. „Ich mache nichts Aufregendes.“ Dennoch möchte der Corporate Banker den Kurznachrichtendienst nicht missen. „Er ist großartig für humorvolle Kommentare und Satire. Für etwas anderes nutze ich ihn nicht.“

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