Wenn das Telefon klingelt und sich ein Headhunter am anderen Ende der Leitung meldet, dann ist es meist zu spät für einen wohl überlegten Schlachtplan. Dabei lässt sich schon beim Erstkontakt mit ein paar Fragen und Tricks rasch herausfinden, ob der Personalvermittler seriös und kompetent ist oder doch eher zu den schwarzen Schafen der Branche zählt.
1. Ruft der Headhunter am Arbeitsplatz an?
Headhunterin Céline Corletti von Michael Page in Genf hat in der Schweiz und England in der Personalvermittlung gearbeitet. An der Themse sei es durchaus üblich, Finanzprofis einfach ohne Vorwarnung anzurufen. Dies werde durch den Umstand erleichtert, dass die beruflichen Telefonnummern von Investment Bankern über Bloomberg leicht abrufbar seien.
In der Schweiz würden solche „Cold calls“ dagegen ungern gesehen. „Es kommt selten vor, dass wir jemanden direkt anrufen. Es ist kompliziert, die Leute im Büro zu kontaktieren“, erläutert Corletti. Vielmehr würde der Erstkontakt oft über Berufsnetzwerke, die privaten Kontaktdaten in der eigenen Datenbank oder über Weiterempfehlungen zustande kommen. In der E-Mail würde eine Kurzbeschreibung der fraglichen Stellen mitgegeben, mit der Bitte sich bei Interesse zu melden. „Wir bevorzugen einen Soft-Approach“, sagt Corletti.
Andere Headhunter beschäftigen osteuropäische Mitarbeiter, die sich als Angestellte eines Oligarchen ausgeben, um überhaupt erst einmal zum Chef des einschlägigen Wealth Management-Teams durchgestellt zu werden. So machner neuer Kundenkontakt entpuppt sich rasch als Headhunter. Es gilt also immer auf der Hut zu sein.
2. Achten Sie auf private E-Mail-Adressen und Telefonnummern
Generell sollten Finanzprofis bei der Kommunikation mit Headhuntern Vorsicht walten lassen. Im Zeitalter der wuchernden Compliance und des bedrohten Bankgeheimnisses überwachen viele Banken die beruflichen E-Mails und Anrufe ihrer Mitarbeiter. Daher rät Headhunterin Karin Signer von Signer Beratungen in Zürich, „immer den Kontakt über privates Mail oder Telefon herzustellen.“
3. Schauen Sie sich die Website an
Headhunter Peter Vogler von kessler.vogler in Zürich rät als ersten Schritt zu einer Internetrecherche. „Ich würde zunächst die Website besuchen und schauen: Ist der Anrufer in dem Bereich tätig, in dem ich mich bewege, und wie lange ist er schon am Markt“, sagt Vogler. Auch sollten Kandidaten darauf achten, ob der Anrufer auf der eigenen Seite oder bei Online-Stellenbörsen Jobs ausgeschrieben hat, die ins Berufsfeld des Kandidaten passen. Dies zeuge zumindest von Sachkenntnis. Außerdem könne man sich im Kollegen- und Bekanntenkreis umhören, ob der Name des Personalberaters einschlägig bekannt sei. Zürich sei recht überschaubar, kommentiert Vogler.
4. Vorsicht bei der Weitergabe des Lebenslaufs
Corletti mahnt bei der Weitergabe des Lebenslaufes zur Vorsicht. Manchmal verfügen die Personalvermittler über keinen Exklusivauftrag. Es kann also vorkommen, dass ein Kandidat von verschiedenen Headhuntern für den gleichen Job kontaktiert werde.
„Man muss darauf achten, dass der Lebenslauf nur weitergeleitet wird, wenn man sein OK gibt“, betont auch Headhunter Stefan Bächer von Guggenbühl, Bächer, Niederer & Partner in Zürich.
Signer empfiehlt vor der Weitergabe des Lebenslaufs den „Ruf des Headhunters im Markt zu prüfen“. Im Zentrum stehe dabei die Frage, wie seriös geht der Headhunter mit dem CV um.
5. Was weiß der Headhunter über Sie?
Laut Headhunter Greg Beszant von Phaidon Capital Schweiz in Zürich gibt es viele Personalvermittler, die einfach nur so viele Kandidaten wie möglich anrufen, um irgendwann einmal jemanden zu platzieren und die Vermittlungsgebühr zu kassieren. „Ein seriöser Personalberater hat dagegen seine Hausaufgaben gemacht“, beteuert Beszant. Entsprechend solle er sich bereits vor dem Erstkontakt über das Profil des Kandidaten informiert und darüber nachgedacht haben, ob der Kandidat auf die fragliche Stelle passt.
6. Was weiß der Headhunter über den Job?
Weiter berichtet Beszant, dass einige weniger seriöse Personalvermittler über keinen Auftrag verfügen und es auch keine konkrete Stelle gebe. Vielmehr wollten diese Leute lediglich den Lebenslauf des Kandidaten abgreifen, um ihn anschließend an verschiedene Adressen zu versenden und einen Glückstreffer zu landen. „Wenn ein Recruiter beim Job vage bleibt, dann ist das ein schlechtes Zeichen“, warnt Beszant. „Bei einem seriösen Headhunter herrscht Klarheit über die Position und er ist auch in der Lage Details zu nennen.“ Von daher ließen sich die schwarzen Schafe durch Nachhaken rasch identifizieren.
7. Was weiß der Headhunter über seinen Auftraggeber?
Viele Arbeitgeber führen eine „Preferred supplier list“. Sobald es ein Personalberatungs-Unternehmen auf diese Liste schafft, wird es bei der Auftragsvergabe bevorzugt. Auch Beszant bestätigt, dass viele Personalberater eine langjährige Zusammenarbeit mit ihren Kunden pflegen und entsprechend viel über ihre Auftraggeber wüssten. Auch dies lasse sich mit ein paar gezielten Fragen schnell ermitteln.
8. Die Gehaltsfrage
Gehaltsfragen sind immer ein heikles Thema – das ist auch und ganz besonders in der diskreten Schweiz der Fall. Dennoch muss jeder Kandidat mit der Frage nach seinem aktuellen bzw. nach seinem Wunschgehalt rechnen. Beszant verteidigt diese Praxis: Wenn ein Arbeitgeber für eine Position ein Gehalt von z.B. 120.000 bis 140.000 Franken vorgebe, mache es wenig Sinn jemanden zu platzieren, der 180.000 Franken verlange.
9. Der Headhunter sollte offen für Diskussionen sein
„Ein guter Headhunter ist offen für Gespräche“, sagt Corletti. Es gehe ihm nicht allein darum, diesen einzelnen Job zu besetzen, sondern schon beim Erstkontakt den Grund für eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Zukunft zu legen. Für den Headhunter sei es sehr hilfreich, die Karriereambitionen und die Situation eines Kandidaten zu verstehen. Außerdem spielten Weiterempfehlungen für Headhunter eine wichtige Rolle. Generell dürfe ein Headhunter nicht zu aufdringlich auftreten.
10. Ist der Headhunter bereit, Zeit zu investieren
Nach dem Erstkontakt über E-Mail bzw. Telefon lege ein seriöser Headhunter großen Wert auf ein längeres persönliches Gespräch, erläutert Vogler. Je nach der konkreten Situation könne es sich um ein Treffen oder zumindest um ein ausführliches Telefonat handeln. Die Bereitschaft hierzu spreche für die Seriosität des Anrufers. „Wer nur Lebensläufe durch die Gegend schickt, ist nicht bereit, Zeit in einen Kandidaten zu investieren“, warnt Vogler.
““