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Brexit schafft sagenhafte Karrierechancen für deutschsprachige Banker

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London war einmal – und zwar das Finanzzentrum der Eurozone. In Zukunft werden die Geschäfte zumindest in den deutschsprachigen Ländern von Frankfurt aus betreut. Dafür spricht, dass allein in den vergangenen Wochen vier ausländische Banken entschieden haben, eine Banklizenz in Frankfurt zu beantragen: Standard Chartered, Daiwa, Nomura und Sumitomo. Andere wie Goldman Sachs, JP Morgan und Morgan Stanley besitzen hierzulande bereits eine Banklizenz, wollen aber ihr Personal um jeweils hunderte von Mitarbeitern aufstocken. Damit dürften sich in den kommenden Quartalen erstklassige Karrierechancen für deutschsprachige Banker bieten.

Ausländische Banken beginnen den Frankfurter Arbeitsmarkt zu sondieren

„Bis vor wenigen Wochen gab es weniges Konkretes“, erzählt Headhunter Jan Graffelder von Look & Graffelder in Frankfurt, der Front Office-Positionen im Investment Banking besetzt. „Jetzt führen die ersten Banken Sondierungsgespräche mit Headhuntern. Das ist ein Zeichen, dass es jetzt so langsam losgeht.“

Konkret rechnet Graffelder mit drei Phasen: „Als erstes werden Leute für die Regulierung eingestellt.“ Diese bräuchten die Banken, um hierzulande eine Bankenlizenz zu erhalten. „In einem zweiten Schritt werden die Banken fragen, welche Front Office-Mitarbeiter bereit sind, von London nach Frankfurt zu wechseln. Anschließend werden die Banken die verbleibenden Stellen extern besetzen.“ Von daher würden die ersten Regulierungsjobs wohl noch in diesem Jahr ausgeschrieben. „Ob sie aber noch in diesem Jahr besetzt werden, ist eine andere Frage.“ Mit den ersten Front Office Positionen rechnet Graffelder jedoch erst im kommenden Jahr.

„Wir denken, dass die Stellen im dritten und vierten Quartal des Jahres und Anfang des nächsten Jahren geschaffen werden“, schätzt auch Headhunter Nils Wilm von Bankenwelt Executive Search in Mühlheim am Main. „Wir beobachten bereits Banken, die Vorbereitungen für Einstellungen in den Bereichen Risiko und Compliance schaffen.“

Auch Recruiterin Carola Hansen von Brownian Motion in Frankfurt rechnet damit, dass das Anheuern wegen des Brexits Ende des Jahres beginnen und 2018 andauern wird. Laut Hansen gibt es in Frankfurt zahlreiche Risikomanagement- und Compliance-Experten. Die Big 4 würden hier viel ausbilden. Dagegen dürften die Banken in den Bereichen Trading und Sales verstärkt von London anheuern. „Viele Banken beschäftigten in der Vergangenheit in Frankfurt Trader, aber entweder haben sie sie entlassen oder 2009 und 2010 nach London verlagert. Es stellt sich die Frage, ob einige Jobs zurückverlagert werden.“ Besonders junge Banker aus London würden sich gute Chancen in Frankfurt ausrechnen. „Jetzt erhalte ich 20 bis 25 Anrufe pro Woche von Londonern, die nach Frankfurt wechseln wollen. Vor dem Brexit erhielt ich nur ein bis zwei solcher Anrufe.“

Große Chancen für Associates und Vice Presidents, kleine für Executive und Managing Directors

Die Nachfrage dürfte allerdings je nach Karrierelevel unterschiedlich ausfallen. „Ich denke, dass die mittleren Level besonders stark nachgefragt werden. Es wird einen Schwerpunkt bei den Vice Presidents geben“, sagt Graffelder. Bei den Managing Directors erwartet der Headhunter allerdings nur wenige Vakanzen. „Es ist schon heute so, dass die meisten Banken bei Managing Directors überbesetzt sind und eher 10 bis 20 Prozent abbauen wollen.“

Ganz ähnlich sieht dies ein Executive Director aus dem Kapitalmarktgeschäft einer großen US-Bank. „Die Leute, die die Banken umsiedeln werden, sind jung, flexibel und bereit dorthin zu gehen, wo immer die Bank sie braucht. Sicherlich müssen die Banken auch einige Führungskräfte umsiedeln, die für das Risiko verantwortlich sind, aber das werden nicht viele sein“, ergänzt sie. „Es ist einfach zu teuer, eine Menge von erfahrenen Tradern und ihre Familien umziehen zu lassen.“

Wechselwillen unter deutschsprachigen Bankern in London ist gering

Wer bereit für einen Umzug ist, dürfte Karrierevorteile haben. „Wenn die Bank erkennt, dass Sie flexibel sind und in verschiedenen Märkten arbeiten können, dann steigen Ihre Chancen auf eine Beförderung. Sie können sich auch eine Nische schaffen, als jemand, der mit der neuen Marktstruktur zurechtkommt“, erzählt die Bankerin aus dem Kapitalmarktgeschäft.

Allerdings registriert Graffelder bei deutschsprachigen Bankern in London nur einen begrenzten Wechselwillen. „Es gibt Banker, die wollen partout nicht nach Frankfurt ziehen. Die haben London einfach schätzen gelernt“, berichtet Graffelder. „Ich konnte auch nicht feststellen, dass sich die Bereitschaft seit dem Brexit-Referendum erhöht hätte.“

Neben der Lebensqualität gibt es allerdings auch handfestere Gründe, die gegen den Umzug sprechen. „In Frankfurt wird oft 10 bis 15 Prozent weniger gezahlt als in London. Das fällt allerdings von Institut zu Institut ganz unterschiedlich aus“, sagt Graffelder. „Umgekehrt kommt es selten vor, dass jemand auf der gleichen Position in London weniger verdient als in Frankfurt.“

Dieser Vorteil Londons hängt allerdings vom Schicksal des Wechselkurses ab. Seit dem Brexit-Referendum vor gut einem Jahr bis zum gestrigen Montag (3. Juli) hat das Pfund gegenüber dem Euro um 7,5 Prozent auf 1,1390 Euro nachgegeben. Falls der Trend anhält, ist der Londoner Vorsprung rasch dahin.

Karrierevorteil Deutsch

„Wir erwarten, dass 50 Prozent oder mehr der neuen Jobs in Frankfurt mit Personen aus Deutschland besetzt werden“, sagt Wilm. Seiner Meinung nach gibt es erste Anzeichen, dass sich der deutsche Arbeitsmarkt für Nichtdeutschsprecher öffnet. „In der vergangenen Woche haben wir Wirtschaftsprüfungsstellen im Banking mit Russen besetzt, die kein Deutsch, aber Englisch sprechen.“

Nach Graffelders Erfahrung haben Front Office-Banker ohne Deutschkenntnisse in Frankfurt durchaus Chancen. „Die Banker haben mit Kunden zu tun, bei denen Englisch häufig schon Unternehmenssprache ist“, erläutert er. „Besonders bei deutschen Kreditinstituten stellt es aber schon einen Vorteil dar, wenn man Deutsch spricht. Oftmals heißt es in einem Briefing, dass Deutschkenntnisse keine Voraussetzung seien. Wenn es dann zu den Vorstellungsgesprächen kommt, stellt man fest, dass man doch lieber einen deutschsprachigen Kandidaten hätte.“ Denn oftmals gehe es um die Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, darunter regelmäßig auch große mittelständische Unternehmen. „Deutschkenntnisse stellen dann schon einen großen Vorteil dar – besonders im Front Office.“


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