Mit meiner Zeit im Banking bin ich durch. Nachdem ich beinahe 20 Jahre in der Branche verbracht habe, bin ich reif für den Wechsel. Ich würde sagen, dass ich recht gute Voraussetzungen für einen neuen Job mitbringe: Ich habe bereits Kapitalmarkt-Teams geleitet, ich weiß, wie sich Kosten verringern und eine funktionsfähige Strategie implementieren lassen. Für einen Hedgefonds oder eine Fondgesellschaft, die jemanden sucht, der ihr Geschäft voranbringt, stelle ich also einen guten Fang dar. Alle anderen reden bloß davon, Neugelder einzuwerben oder die Performance zu steigern, obgleich sich dies besonders schwer belegen lässt.
Doch als Bankerin, die auf die Buy-Side wechseln möchte, habe ich mit Widerständen zu kämpfen. Erstens bin ich zu senior, zweitens eine Frau und drittens kenne ich nicht viele Leute auf der Buy-Side, weil meine Karriere sich bislang nur bei Banken abspielte, der Sell-Side also.
Obgleich die Verjüngung des Personals, die sogenannte „Juniorisation“, auch bei Banken an der Tagesordnung ist, fällt sie doch bei Fondsgesellschaften noch umfangreicher aus. All die großen Player wie Blackrock oder Fidelity versuchen gerade die Zahl ihrer Führungskräfte zu verringern. Stattdessen heuern sie junge Mitarbeiter an. Es dreht sich alles um Mitarbeiter auf dem Vice President-Level oder darunter. Die Zukunft der Finanzdienstleistungen besteht in der sogenannten Millennial-Generation mit erstklassigen Abschlüssen von Top-Unis, die bereit sind hart zu arbeiten. Wen stört es dann, dass diese jungen Leute kaum Branchenerfahrung mitbringen?
Darüber hinaus bin ich auch noch eine Frau. Wenn Sie glauben, dass sich Banken mit der Beförderung von Frauen schwertun, dann wissen Sie nichts über Hedgefonds. Diese sind immer noch eine Männerdomäne. Und diese Männer kennen sich auch noch fast alle gegenseitig, ihre Frauen verbringen Zeit miteinander und ihre Kinder spielen zusammen. Schon früher haben sie gemeinsam bei Banken gearbeitet. Daher betrachten sie jemanden wie mich mit Skepsis.
Ich habe eine lange und illustre Karriere im Banking hinter mir. Meinen Wert habe ich in den vergangenen 20 Jahren immer wieder bewiesen. Dennoch bin ich für diese Leute von der Buy-Side immer noch eine Außenseiterin. Bei vielen Unternehmen von der Buy-Side herrscht eine Kultur der Arroganz. Geschätzt werden nur Leute, die für Performance sorgen und nicht diejenigen, die den Support bereitstellen. Wer nicht gerade im Front Office beschäftigt ist, der verdient auch nicht wirklich gut. Sie arbeiten dort vor allem des großen Namens wegen und wegen der Kultur und den Vergünstigungen.
Habe ich noch nicht von den Vorteilen gesprochen? Gut, bei den erstklassigen Fonds gibt es viel davon. Am richtigen Ort – bei einem großen renommierten Fonds – erhalten Sie Frühstück, Mittag- und Abendessen. Im Grunde gibt es rund um die Uhr kostenlose Verpflegung. Auch gibt es ständig Partys. Damit meine ich nicht etwa kleine Veranstaltungen, sondern Partys für die ein Privatjet gemietet und die gesamte Belegschaft samt ihren Familien nach Jamaica geflogen wird. Sie verbringen Ihr gesamtes Leben mit diesen elitären Leuten.
Doch bei einem kleineren Fonds sieht es anders aus. Dort gibt es nicht so viele Vergünstigungen. Dort dreht sich alles um eine unternehmerische Einstellung, Sie müssen Ihre Ärmel hochkrempeln, Probleme lösen und die Sache zum Laufen bringen. Sie müssen die gesamte „Reise“ akzeptieren. Darin besteht Ihre Vergünstigung.
Mir ist es eigentlich gleich, für wen ich arbeite. (Ja ich will wirklich aus dem Banking aussteigen.) Dennoch dürfte es mir nicht leicht fallen. Ich muss bei einem Fonds nach dem anderen ein Netzwerk aufbauen. Ich muss die Zähne zusammenkneifen und diese elitären Leute bearbeiten. Ich betrachte das als Herausforderung: Sie werden mich schon einstellen. Ich bin genau das, was sie gerade brauchen.
Bei Alice Fisher handelt es sich um ein Pseudonym. Sie arbeitet als Führungskraft bei einer Bank in New York City.
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