Falls die Brexitpläne alle umgesetzt werden sollten, dann werden allein die fünf großen US-Banken in Frankfurt ab kommenden Jahr weit mehr als 1000 Stellen schaffen, wovon fast alle üppig bezahlt werden. Doch wer von dem Jobsegen etwas abbekommen möchte, sollte sich gut in der Szene der amerikanischen Banken in Frankfurt auskennen. Dies fällt gar nicht so leicht, da sich die Institute ungern in die Karten blicken lassen. Wir haben recherchiert und hier einen Spickzettel zusammengestellt, der Ihnen durch so manches Vorstellungsgespräch helfen sollte. Konkret:
Bank of America Merrill Lynch
Banklizenz für Deutschland: Nein
Zahl der Mitarbeiter in Deutschland: Über 100. Darunter 40 Mitarbeiter inklusive sieben Managing Directors in ihrem Global Corporate & Investment Banking (M&A).
Brexit-Pläne: Die Bank of America ist die einzige große US-Bank, die sich gegen Frankfurt und für Dublin entschieden hat.
Geschäftszahlen: Die Bank of America besitzt keine eigene Tochtergesellschaft in Deutschland, sondern nur eine Filiale. Die jüngsten Geschäftszahlen stammen aus 2015. Demnach hat die Bank nur einen Reingewinn von 1,5 Mio. Euro generiert.
Tätigkeitsgebiete: Zahlungsverkehr, Cash Management und Kredit- und Garantiegeschäft. Das Trading wurde in Frankfurt schon vor Jahren eingestellt. Das umtriebige M&A-Geschäft scheint außerhalb der Niederlassung betrieben zu werden.
Wichtige Personen: Armin von Falkenhayn ist seit gut einem Jahr Deutschland-Chef und Leiter des Corporate & Investment Bankings für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Als solches spielt er eine Schlüsselrolle bei der geplanten Übernahme von Monsanto durch Bayer. Zuvor hatte von Falkenhayn ein viertel Jahrhundert bei der Deutschen Bank zugebracht, zuletzt als Co-Chef des deutschen Corporate & Investment Bankings. Er galt als Vertrauter des ehemaligen Deutsche Bank-Chefs Josef Ackermann.
Bezahlung: Der jüngste Vergütungsbericht für ihre Frankfurter Niederlassung stammt aus 2014 und ist damit veraltet. Demnach kassierten die 23 Mitarbeiter aus dem Bereich Global Markets gut 151.000 Euro. Hinzu kommen zum Teil recht stattliche Boni.
Citi
Banklizenz für Deutschland: Ja
Zahl der Mitarbeiter in Deutschland: Etwa 380, wovon 266 in der Global Markets Deutschland AG beschäftigt sind. Auffallend ist der hohe Anteil jüngerer Mitarbeiter.
Geschäftszahlen: 2016 erzielte die AG in Deutschland einen Vorsteuergewinn von 45,5 Mio. Euro.
Tätigkeitsgebiete: Die AG unterhält die Geschäftsbereiche Corporate & Investment Banking, Treasury & Tradings Solutions (Zahlungssysteme) sowie Markets & Securities Services. Im Letzteren sind das Kapitalmarkt-, Emissions- und das Wertpapierdienstleistungsgeschäft gebündelt.
Wichtige Personen: Holger Knittel leitet neuerdings das M&A-Geschäft bei Citi. Künftig soll er möglicherweise auch das Geschäft mit Aktienemissionen (ECM) verantworten. Knittel berichtet an Citi-Deutschland-Chef Stefan Wintels.
Bezahlung: Die Mitarbeiter der deutschen Konzerntochter kassierten im Geschäftsjahr 2015/16 durchschnittlich gut 247.000 Euro, wovon knapp 158.000 auf die Gehälter und gut 89.000 auf die Boni entfielen. Die 170 Mitarbeiter in der Institutional Clients Group, worunter wohl das Front Office zu verstehen ist, kassierten mit gut 292.000 Euro die höchste Gesamtvergütung. Darüber hinaus beschäftigt die Citi weitere 45 Mitarbeiter in der Frankfurter Filiale der New Yorker Konzernmutter. Die Durchschnittsvergütung liegt dort allerdings mit knapp 163.000 Euro deutlich unter der der Global Markets AG, wie aus dem Vergütungsbericht hervorgeht.
Goldman Sachs
Banklizenz für Deutschland: Ja
Zahl der Mitarbeiter in Deutschland: Etwa 200
Brexit-Pläne: Goldman Sachs plant in Frankfurt – je nach Szenario – 200 bis 600 Jobs zu schaffen. Es sollen bereits freie Flächen im Messeturm, dem Deutschlandsitz der Bank, angemietet worden sein.
Geschäftszahlen: Im vergangenen Jahr hat allein die Goldman Sachs (Deutschland) AG einen Reingewinn von 52,7 Mio. Euro eingefahren, immerhin 63 Prozent mehr als im Vorjahr.
Tätigkeitsgebiete: Die Goldmänner bieten in Deutschland Investment Banking, Asset und Wealth Management für institutionelle und vermögende Privatkunden an.
Wichtige Personen: Wolfgang Fink, Co-Head Germany and Austria, Partner M&A und Jörg Kukies, Co-Head Germany and Austria, Partner Structured Products. Seit dem Abgang von Alexander Dibelius leiten die beiden das Geschäft von Goldman Sachs in Deutschland und Österreich. Während sich Wolfgang Fink für das M&A-Geschäft kümmert, ist Kukies eher für Derivate und das Trading zuständig. Vor seiner langjährigen Karriere bei Goldman Sachs hat Kukies eine Maîtrise in Wirtschaftswissenschaften der Sorbonne (Paris I) und einen Master in Public Administration der Harvard University erworben und anschließend promoviert.
Bezahlung: Laut dem Geschäftsbericht der Goldman Sachs AG lag die durchschnittliche Bruttovergütung in 2016 bei knapp 364.000 Euro. Allerdings sind bei dieser Tochtergesellschaft nur 133 der insgesamt rund 200 Konzernmitarbeiter in Deutschland beschäftigt. Der Rest arbeitet also bei weiteren Konzerngesellschaften.
JP Morgan
Banklizenz für Deutschland: Ja
Zahl der Mitarbeiter in Deutschland: Etwa 420; 284 davon waren 2016 bei der JP Morgan (Deutschland) AG beschäftigt.
Brexit-Pläne: Die US-Bank hat angekündigt, die Brexitjobs auf die Standorte Frankfurt, Dublin und Luxemburg zu verteilen.
Geschäftszahlen: Die JP Morgan AG generierte 2016 einen Ertrag von 129 und einen Reingewinn von 15,5 Mio. Euro.
Tätigkeitsgebiete: Neben dem Corporate & Investment Banking bietet die AG Treasury Services (Zahlungssysteme) und Investment Services (Depotbank-Dienstleistungen) an.
Wichtige Personen: Dirk Albersmeier, Co-Head M&A EMEA. Nach einem BWL-Studium an der ESB Business School in Reutlingen hat Albersmeier Mitte der 90er seine Karriere als Analyst bei Kleinwort Benson begonnen. Nach einer Station als Associate bei Salomon Brothers hat der seine Karriere bei JP Morgan fortgesetzt, wo er zehn Jahre lang als Head of M&A für Deutschland, Österreich und die Schweiz agierte.
Dorothee Blessing, Deutschland-Chefin im Investment Banking. Blessing stammt aus der Bankerdynastie Wieandt und hat BWL an der renommierten Uni St. Gallen und der ebenso namhaften HEC Paris studiert. Ab 1992 arbeitete sie bei Goldman Sachs, wo sie bereits 2005 als Partnerin agierte. Seit zwei Jahren arbeitet sie nun bei JP Morgan. Sie ist übrigens die Ehefrau Martin Blessings, dem UBS Schweiz-Chef.
Seit Anfang des Jahres leitet Christian Kames das M&A-Geschäft bei JP Morgan. Zuvor hatte er drei Jahre das M&A-Geschäft bei der Citi geleitet und zwölf Jahre lang bei Goldman Sachs gearbeitet, wo er bis zum Managing Director im Bereich Automotivs avancierte. Anfang der 90er hatte er BWL in Passau studiert.
Bezahlung: Die Bezahlung fiel bei der JP Morgan AG 2016 mit durchschnittlich 95.400 Euro auffallend gering aus. Folglich scheinen die hochbezahlten Investmentbanker in anderen Konzerngesellschaften beschäftigt zu sein.
Morgan Stanley
Banklizenz für Deutschland: Ja
Zahl der Mitarbeiter in Deutschland: Rund 200. Davon sind 147 bei der Morgan Stanley AG beschäftigt.
Brexit-Pläne: In Frankfurt sollen etwa 200 neue Arbeitsplätze entstehen, was immerhin eine Verdoppelung bedeutet.
Geschäftszahlen: 2016 verzeichnete die Morgan Stanley Bank AG einen Reingewinn von 7,3 Mio. Euro.
Tätigkeitsgebiete: „Die Hauptgeschäftsfelder der Bank umfassen das Investmentbanking einschließlich des Kapitalmarktgeschäftes sowie den Handel und die Vermittlung von Wertpapieren, Derivaten und strukturierten Produkten zwischen institutionellen Kunden und Konzerngesellschaften.“
Wichtige Personen: Seit Anfang 2015 ist Oliver Behrens Chef der Morgan Stanley Deutschland AG. Interessanterweise kommt Behrens von der Dekabank, in deren Vorstand er viele Jahre saß, zuletzt als Vizevorsitzender. Vorher hat der 54jährige lange Zeit in verschiedenen Funktionen bei der Deutschen Bank gewirkt. Dort fungierte er u.a. als Head of Structured Products.
Bezahlung: Auch die Morgan Stanley Bank AG beschäftigt nur einen Teil der deutschen Mitarbeiter. Die Durchschnittsvergütung liegt hier bei gut 335.500 Euro.
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