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Karriere in einer Zukunftsbranche: Wie der perfekte Family Office Manager aussieht

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Nach der Finanzkrise war das Vertrauen in die Banken dahin und die Family Offices boomten. Mittlerweile ist wieder Ruhe eingekehrt, dennoch sieht die Zukunft des so verschwiegenen Sektors rosig aus. Allerdings ist die Branche verhältnismäßig klein.

„Jeder kann sich Family Office nennen“: Die Verhältnisse in der Schweiz

Marius Holzer, Partner des Family Offices Parkview in Zürich mit Büros in Genf, London und New York beziffert die Zahl der Single Family Offices in der Schweiz auf etwa 300. „Der Begriff ist nicht geschützt, weshalb sich jeder der gut 3000 Vermögensverwalter in der Schweiz als Family Office bezeichnen kann. Es handelt sich um einen Modebegriff“, warnt Holzer. Ein richtiges Family Office administriere die konsolidierten Vermögenswerte einer Familie, sei banken- und produktunabhängig, werde von den Kunden und nicht durch Kickbacks der Produktanbieter finanziert und biete mehr als nur die Verwaltung der liquiden Vermögen an.

Laut Holzer entwickelten sich die Family Offices oft organisch. „Meistens besitzen Wohlhabende ein Unternehmen, in dem oft schon irgendjemand – z.B. der Finanzchef – mit der Verwaltung des privaten Vermögens betraut ist“, erläutert Holzer. Mit zunehmender Professionalisierung entstehe hieraus sukzessive ein Family Office.

Unterschieden werden in der Branche Single und Multi Family Offices, die die Vermögen von einer oder mehrere Familien verwalten und sich gravierend unterscheiden. Die Zahl der echten Multi Family Offices in der Schweiz beziffert Holzer auf unter 20.

Unterschiedliche Karrierewege zwischen Single und Multi Family Offices

„Single Family Offices sind strukturell und personell sehr unterschiedlich aufgesetzt“, sagt Peter Schuppli, Präsident des Verwaltungsrats des Cottonfield Multi Family Offices in Zürich. Von daher lasse sich kein geradliniger Karriereweg zeichnen. In jedem Fall müsse ein Mitarbeiter das Vertrauen der Familie gewinnen und die Chemie zwischen Familie und Mitarbeiter stimmen. „In einem Single Family Office bleiben Sie aber meist ein Angestellter. Dagegen sind Sie als Managing Partner in einem Multi Family Office ein Unternehmer“, erläutert Schuppli. „Wir wollen bei den Partnern Unternehmer und keine Angestellten“, betont Schuppli. Zwar herrsche unter Bankern reges Interesse an einer Aufgabe in einem Multi Family Office, viele scheuen aber das Risiko, im ersten halben oder ganzen Jahr weniger zu verdienen und sich etwas aufzubauen. „An dieser Frage trennen sich dann Spreu und Weizen.“

Die Besonderheiten bei Single Family Offices

Single Family Office übernehmen oft organisatorische und administrative Aufgaben, die Holzer unter dem Überbegriff „Concierge“ zusammenfasst. Der Fantasie sind dabei kaum Grenzen gesetzt. „Sie kümmern sich um die Buchung von Flügen und Hotels, Jachten und Liegeplätzen und wenn die Familie Privatjets besitzt, auch um die Auswahl der Crew“, erzählt Holzer. „Selbst die Verwaltung von Kreditkarten der Familienmitglieder ist ein Thema. Wenn es ein Problem gibt, wartet kein Familienmitglied eine halbe Stunde in der Warteschleife einer Hotline.“

Gute Mitarbeiter findet man nicht, man zieht sie sich heran

Holzer und Schuppli klagen unisono über die schwierige Personalsuche. „Einen guten Family Office Manager finden Sie nicht auf dem Markt, den müssen Sie sich über Jahre heranziehen“, sagt Schuppli. Ehemalige Banker seien oftmals zu vertriebsorientiert. „Bei uns steht die Betreuung im Vordergrund, nicht das Sales“, betont Schuppli. Darüber hinaus seien Banker heute überspezialisiert. „Wir brauchen aber keine Spezialisten, sondern versierte Generalisten.“ Ein erfolgreicher Family Office Manager müsse nicht nur von liquiden Anlagen, sondern auch von illiquiden Vermögen wie Immobilien oder Private Equity-Beteiligungen Ahnung haben. Da die meisten wohlhabenden Familien eigene Unternehmen besitzen, müssten Family Office Manager auch profunde Kenntnisse in der Unternehmensführung mitbringen, damit sie ihre Kunden verstehen. „Es kann sein, dass wir auch Verwaltungsratsmandate wahrnehmen müssen“, erzählt Schuppli. Natürlich gelange das Fachwissen eines Generalisten irgendwann an seine Grenzen, dann greifen Family Offices auf externe Expertise zurück. So hat Cottonfield beispielsweise die Themen Steuern, Immobilien und Private Equity ausgelagert.

Holzer zufolge kommen erfolgreiche Family Office Manager aus recht unterschiedlichen Bereichen – nicht nur aus Vermögensverwaltung und Private Banking. So gebe es Corporate & Investment Banker, die z.B. schon Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit reichen Privatkunden oder Family Offices gesammelt haben, die Investment Banking Dienstleistungen nachfragen. Schließlich handle es sich bei den Kunden zumeist um Unternehmer, die schon für ihre Geschäfte entsprechende Dienstleistungen benötigen. Auch Mitarbeiter mit Private Equity-Hintergrund hätten gute Chancen. Eine andere Talentquelle seien die Pensionskassen in der Schweiz, in denen es viel Investment Management-Expertise gebe.

Laut Schuppli wiederum sind Quereinsteiger optimalerweise zwischen 35 und 40 Jahre alt, hätten bereits mehrere Bereiche der Finanzdienstleistungen gesehen und entstammen womöglich selbst einer Unternehmerfamilie.

Banken, Rechtsanwälte und Berater: Die zentrale Rolle der Dienstleister

Family Offices stellen üblicherweise nur die oberste Verwaltungsebene dar und beauftragen ansonsten Dienstleister, so Holzer. Parkview greife beispielsweise bei Steuerfragen, Erbrecht und anderen rechtlichen Fragen auf externe Experten zurück. Da die Kunden aus recht unterschiedlichen Ländern und Jurisdiktionen kommen, ließe sich das anders gar nicht bewerkstelligen. Das Family Office fungiere dann gewissermaßen als Schnittstelle zwischen den Familien und den Experten. „Uns obliegt es die besten Gebote einzuholen und einen ,Beauty Contest‘ durchzuführen“, erläutert Holzer.

Die Zusammenarbeit mit den Banken gestalte sich ähnlich. Die Familie Offices würden hier verschiedene Banken nutzen und die besten Angebote auswählen, so Holzer. Schließlich werde ein Teil der Wertschöpfungskette intern erbracht, weshalb die Familie versucht, die externen Kosten für Dienstleistungen und Produkte tief zu halten.

MBA und CFA hilfreich

Schuppli zufolge sind Multi Family Offices regelmäßig in die Sparten Kundenbetreuung und Asset Management unterteilt. Das Asset Management beschäftige sich mit den Anlagen. Ein CFA oder sein Schweizer Pendant AZEK seien hier hilfreich. In der Kundenbetreuung sei oft eine betriebswirtschaftliche Zusatzausbildung wie z.B. ein MBA besser, da es hier regelmäßig auch um Fragen der Unternehmensführung gehe.

Investmentbanker haben bessere Chancen als Client Relationship Manager

Da es keinen ausgetretenen Karriereweg zum Family Office Manager gibt, sind gewissermaßen alle Seiteneinsteiger. Dabei stellen Client Relationship Manager aus dem Wealth Mangement keinesfalls den einschlägigen Talentpool für Family Offices dar. „Wir sind nur an Client Relationship Managern interessiert, die ihre Kunden holistisch und möglichst unabhängig betreuen. Die Produktverkäufer können wir nicht einsetzen“, meint Schuppli.

Laut Schuppli habe sich ein dreistufiges Programm bewährt: Erst würden die Leute bestehende Kunden mitbetreuen und parallel einen eigenen Kundenstamm aufbauen, dann selbst klar umgrenzte Aufgaben bzw. Verantwortlichkeiten übernehmen und schließlich bei der Kundenberatung den „Lead“ übernehmen. Kunden würden nie durch einzelne Mitarbeiter betreut, sondern immer durch mehrere Teammitglieder und mindestens einen Managing Partner.

Das diffizile Verhältnis zu den Familien

Neben den Fachkenntnissen sind die berühmten Soft-Skills gefragt – vor allem Verlässlichkeit, Empathie und gute Kommunikationsfähigkeiten. Die Chemie zwischen Familie und Family Office Manager müsse stimmen. Generell sei ein hohes Fingerspitzengefühl erforderlich und keinesfalls dürfe sich ein Family Office Manager in interne Familienangelegenheiten hineinziehen oder dafür instrumentalisieren lassen, betont Schuppli: „Wir müssen auf der Seitenlinie bleiben und bei aller Freundschaft mit den Klienten eine professionelle Distanz wahren.“

„Family Offices sind kleine Organisationen ein Family Office Manager hat intern kaum weiterführende Karrieremöglichkeiten. Wegen des limitierten Betätigungsfelds handelt es sich auch nicht um die spannendste Welt“, gibt Holzer zu bedenken. Bei Single Family Offices bestehe überdies das Risiko, dass bei einem Generationenwechsel ein wesentlicher Kulturwandel stattfinde,  welcher meist personelle Konsequenzen mit sich bringe. Gelegentlich verschwänden Organisationen auch nach dem Ableben des Familienoberhaupts. „Nimmt man dieses Risiko in Kauf, der kulturelle Fit stimmt und man genießt das Vertrauen der Familien, dann kann das ein Job fürs Leben sein.“


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