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God save the interview: Wie Sie ein Vorstellungsgespräch auf Englisch überstehen

Für ein Vorstellungsgespräch auf Englisch muss niemand nach London oder New York reisen. Auch in Deutschland werden immer häufiger ganze Gespräche oder zumindest Teile davon auf Englisch geführt. „Gerade bei internationalen Firmen wird fast immer ein Vorstellungsgespräch auf Englisch stattfinden“, beteuert Headhunter Carsten Kröhl aus Frankfurt. Denn die Teammitglieder und Kollegen an den Standorten in London, Paris und anderswo wollen den neuen Mitarbeiter in spe aus Frankfurt, München oder Zürich ebenfalls kennenlernen.

Viele Bewerber überschätzen ihre Englischkenntnisse

Allerdings hat auch so mancher Finanzprofi mit der Sprache Shakespeares und Boris Johnsons zu kämpfen. „Es ist längst nicht so, dass jeder, der in der Community arbeitet, fließend Englisch spricht“, beobachtet Kröhl.

„Kandidaten überschätzen oft ihre Englischkenntnisse“, bestätigt Headhunterin Mirja Linke von Deininger Consulting in Frankfurt, die u.a. Business Englisch studiert hat. Dabei säßen die Bewerber einem verbreiteten Missverständnis auf. „Beim Englischen handelt es sich um eine Sprache, in der man schnell kommunizieren kann“, sagt Linke. „Doch man darf die Sprache nicht unterschätzen, wenn man perfekt sprechen möchte. Bei der Verwendung der englischen Zeitformen machen viele unbewusst Fehler.“

„Deutsche fallen nicht mit besonders schlechtem Englisch auf“, beobachtet hingegen Headhunter Mark Dowsett von Stamford Consultants in Zürich. Der gebürtige Engländer ist seit vielen Jahren in der Personalvermittlung tätig und platziert regelmäßig Kandidaten aus den unterschiedlichsten europäischen Ländern auf Stellen in der Schweiz. Seiner Erfahrung nach brächten die meisten Kandidaten – auch aus der Schweiz und Deutschland – gute Englischkenntnisse mit.

Anforderungen variieren je nach Stelle

Die Anforderungen an die Englisch-Kenntnisse seien jedoch von Haus zu Haus, aber auch von Stelle zu Stelle recht unterschiedlich, ergänzt Kröhl. Sehr gute Englisch-Kenntnisse seien beispielsweise im Sales mit internationalen Kunden erforderlich. „Wenn Sie in einem Meeting mit vier Kunden zusammensitzen, dann wollen Sie nicht derjenige am Tisch mit den schlechtesten Englischkenntnissen sein“, warnt Kröhl. Ansonsten würde selbst bei einer internationalen Bank meist „conversational English“ genügen.

Bildungsdiplome reichen selten aus

Schon in dem Suchauftrag eines Kunden werde oft spezifiziert, ob gute Englischkenntnisse erforderlich seien. „Da, wo das gefordert wird, testen wir das auch“, sagt Kröhl. Kaum ein Headhunter würde riskieren, einen Kandidaten zu einem Kunden zu schicken, wenn dieser sich nicht traue Englisch zu sprechen, obgleich dies im Anforderungsprofil verlangt werde. „In jedem Lebenslauf steht heute ‚Englisch fließend‘“, ergänzt Kröhl. Selbst einschlägige Diplome wie GMAT oder TOEFEL böten keine Garantie, dass der Kandidat tatsächlich anständig Englisch spreche.

Kandidaten sollten Vorstellungsgespräche vorab gedanklich durchspielen

Um die Englischkenntnisse eines Kandidaten zu testen, lasse er sich üblicherweise die Wechselmotivation auf Englisch erläutern. Dennoch hält Kröhl wenig davon, gleich das erste Gespräch ganz auf Englisch zu führen. „Durch die Sprachbarriere ist das Risiko einfach zu groß, von den fachlichen und persönlichen Qualitäten eines Kandidaten einen falschen Eindruck zu gewinnen.“

Kröhl rät Kandidaten die Standardfragen bei der Vorbereitung eines Vorstellungsgesprächs durchzuspielen, um im Bedarfsfall nicht passen zu müssen. „Das gehört einfach zu einer guten Vorbereitung dazu.“ Linke empfiehlt sogar das gesamte Vorstellungsgespräch auf Englisch zu trainieren. Optimalerweise mit Partner, Freund oder Kollegen – ansonsten solo vor dem Spiegel.

Eine professionelle Übersetzung des Lebenslaufs kann helfen

Generell rät Linke einen Lebenslauf stets auf Deutsch und Englisch griffbereit zu haben. Letzterer erleichtere Kandidaten auch die Vorbereitung auf ein Vorstellungsgespräch auf Englisch ungemein, da somit zumindest die Schlüsselbegriffe klar seien. Doch selbst Führungskräften falle es gelegentlich schwer, einen Lebenslauf auf English zu verfassen. Dies läge nicht nur an sprachlichen Unsicherheiten, sondern teilweise auch an mangelnder Zeit. „Ich habe sogar schon Lebensläufe erhalten, die über Google übersetzt worden sind. Das geht natürlich gar nicht“, betont Linke. Stattdessen rät Linke Fach- und Führungskräften zu einer professionellen Übersetzung des Lebenslaufes. Eine solche sei schon für 80 bis 100 Euro zu haben.

Bei einem Interview auf Englisch achten Personaler nicht nur auf die Fehler

Laut Linke handle es sich bei einem Vorstellungsgespräch nicht um einen Sprachtest. „Die Leute machen eine Menge Fehler“, weiß Linke. Englisch-Muttersprachler seien indes an Fehler von Nichtmuttersprachlern derart gewöhnt, dass sie sich daran kaum noch stören. Vielmehr gehe es darum: „Wie kommt jemand mit der Situation, Englisch zu sprechen, zurecht. Fühlt er sich damit wohl und wie wirkt er auf die Gesprächsteilnehmer.“ Dabei ließen sich gelegentlich interessante Beobachtungen machen. Plötzlich offenbare jemand eine ganz andere Persönlichkeit, wenn das Gespräch auf Englisch fortgesetzt werde.

Im Englischen ist man immer per Du

Wenn Dowsett nach Kandidaten mit guten Englischkenntnissen oder für ein internationales Umfeld sucht, dann führt er einfach ein Telefonat auf Englisch. Dabei können schon Kleinigkeiten darüber Auskunft geben, ob jemand regelmäßig Englisch nutze. So spreche man sich auf English immer mit dem Vornamen an, auch wenn man sich nicht kennt und anderen Ende der Telefonleitung eine hoher Manager sitzt.

Achten Sie besonders auf die Fragen

So mancher Kandidat hat Angst, sich mit fehlerhaften oder holprigen Antworten in einem Vorstellungsgespräch auf Englisch zu blamieren. Doch diese Furcht scheint unbegründet zu sein. „Es ist wesentlich schlechter, wenn jemand eine Frage nicht versteht und diese nicht beantworten kann“, sagt Dowsett. „Das ist es, was auffällt und stört.“ Der studierte Germanist empfiehlt daher vor allem das passive Sprachverständnis zu verbessern, indem man z.B. die Programme der BBC verfolgt.

Eigentlich ist vor dem Vorstellungsgespräch schon alles zu spät

Kurz vor einem Vorstellungsgespräch lassen sich die Versäumnisse der Vergangenheit kaum aufholen. „Jüngeren Leuten empfehle ich daher dringend, ein Praktikum in England oder den USA zu machen“, sagt Linke. Doch auch Finanzprofis mit hoher Arbeitsbelastung könnten mit wenig Aufwand ihre Englischkenntnisse aufpolieren. Linke rät z.B. regelmäßig Filme auf Englisch zu sehen oder englische Bücher zu lesen. Dank Internet sei dies heute kein Problem mehr. Überdies ließen sich dabei Untertitel einblenden. Auch Selbsttests wie z.B. von Spotlight könnten helfen. „Sich erst vor dem Vorstellungsgespräch um sein Englisch zu kümmern, ist eigentlich schon zu spät“, warnt Linke.



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