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GASTBEITRAG: Wieso Vice President nicht nur bei Goldman der schlechteste Job ist

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Falls Sie auch zu den Goldman Sachs-Associates zählen und in diesem Jahr bei den Beförderungen zum Vice President übergangen wurden, dann fühle ich mit Ihnen mit. Beim Aufstieg zum Vice President zu scheitern, ist hart – zumal es gar nicht an Ihnen liegen muss. Vielleicht geben es der Stellenplan oder das Budget nicht her. Enttäuschend ist es dennoch. Und falls Sie zu den Beförderten gehören, bemitleide ich Sie ebenfalls. Denn Vice President ist der schlechteste Job im Banking.

Schon die einfache Tatsache, dass Sie lange genug dabei geblieben sind, um es bis zum Vice President zu schaffen, stellt ein schlechtes Zeichen dar. Denn damit liegt es nahe, dass Sie zur „stillen Leistungsgesellschaft“ gehören. Dabei handelt es sich um die Masse der Leute, die gut genug sind, um es ins Investment Banking zu schaffen, sorgfältig genug arbeiten, um dabei zu bleiben, aber nicht gut genug, um auf die Buy-Side zu wechseln. Wahrscheinlich beherrschen Sie das Spiel mit den Bürointrigen, andernfalls wären Sie schon längst abgeschossen worden. Doch dabei handelt es sich um nichts, auf das man stolz sein könnte.

Das eigentliche Problem von Vice Presidents in einer Investmentbank ist, dass Sie regelmäßig stecken bleiben. Sie haben Ihre Entscheidung gefällt: Sie sind ein Banker. Als Vice President müssen Sie immer noch akzeptieren, dass Ihnen Ihr Managing Director am Abend eine Aufgabe erteilt, die er am nächsten Morgen auf seinem Tisch sehen will. Sie müssen Ihre unzuverlässigen Associates und Ihre noch unzuverlässigeren Analysten führen. Sie befinden sich also im mittleren Management. Wie fühlt sich das an?

Schlecht! Doch was heißt das? Als Vice President haben Sie einen undankbaren Job. Falls Sie das Investment Banking verlassen wollen, dann muss Ihnen das auf dem Analysten- oder Associate-Level gelingen. Wenn Sie indes auf Vice President-Level wechseln möchten, dann müssen Sie es erst einmal zum Managing Director schaffen. Denn die Unternehmen der Buy-Side wollen entweder Leute, die sie noch formen können (also Analysten und Associates) oder Leute mit guten Verbindungen und einem etablierten Track Record (also Managing Directors). Dagegen sind Vice Presidents weder Fisch noch Fleisch.

Sicherlich können Sie immer noch zu einer anderen Bank wechseln. Auch Goldman Sachs hat in diesem Jahr ein Programm, um Vice Presidents und Executive Directors abzuwerben. Falls Sie als Vice President den Arbeitgeber wechseln, dann wird Ihnen die neue Bank wahrscheinlich erzählen, wie hoch die Chancen ausfallen, es dort zum Managing Director zu bringen. Doch seien Sie gewarnt: Das wird Ihnen wahrscheinlich nicht gelingen. Vielmehr stellen Sie für die Banken nur einen Rohstoff dar, den sie benötigen, um ihre Jobs im mittleren Management zu füllen, die die schwere Arbeit erledigen, seit die Analysten und Associates vor Überarbeitung geschützt werden. Zu einer solchen Beförderung kann man Ihnen nicht wirklich gratulieren.

Shannon Brown arbeitet als Vice Presidentin bei Goldman Sachs. Es handelt sich um ein Pseudonym.


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