Welche Banken werden 2018 neues Personal anheuern und welche altes feuern? Wir haben die Beschäftigungsaussichten für 2018 auf Basis der Ergebnisse des dritten Quartals untersucht – und zwar von A bis Z.
Bank of America: Massive Ausgaben (und womöglich Einstellungen) für die IT. Immer noch einige Trader zu viel
Die Investmentbanker der Bank of America haben sich bei M&A-Deals und im Kapitalmarktgeschäft im vergangenen Jahr wacker geschlagen. Bei ihren Kollegen in Sales & Trading sieht es bescheidener aus.
Beim Analystencall zu den Ergebnissen des dritten Quartals hat Konzernchef Brian Moynihan damit geprahlt, dass die Gesamtbank eine „Kostenstruktur“ ähnlich wie Merrill Lynch aufweise, als sie diese im Jahr 2008 übernommen habe. Obgleich die Bank of America weiter in Technologie, einschließlich Künstlicher Intelligenz, investieren möchte, soll die Kostenbasis stabil gehalten werden. Im gesamten Konzern hat die Bank im vergangenen Jahr die gewaltige Summe von 2,5 Mrd. Dollar in ihre IT investiert. Laut Finanzchef Paul Donofrio seien die Einsparungen in der Investment Banking Division (IBD) von den Investitionen in die IT aufgezehrt worden. Dabei scheint die Bank eher auf hochkarätigere Mitarbeiter als auf neue Stellen gesetzt zu haben.
Abgesehen davon hat die Bank of America im September etwa zehn Tradern den Laufpass gegeben. Allerdings könnte die Bank im Kapitalmarkt-Geschäft von weiteren Einschnitten profitieren. Schließlich lag die Aufwandsertragsquote in den ersten neun Monaten des Jahres bei 77 Prozent, während es im Global Banking lediglich 65 und in der Gesamtbank sogar nur 60 Prozent waren. Dennoch haben weder Moynihan noch Donofrio Einschnitte beim Personal angekündigt.
Barclays: Keine Kündigungen geplant. Einstellungen in der IT und in Sales & Trading gehen weiter
Barclays gehört zu den Banken, die im vergangenen Jahr die meisten Neueinstellungen vorgenommen haben. Allein bis zum Oktober hat die britische Großbank 21 Managing Directors angeheuert – zwei Drittel davon im Kapitalmarktgeschäft. Nach einer Präsentation des Investment Banking-Chefs Tim Throsby aus dem September ist das Ende der Einstellungswelle noch nicht erreicht.
Laut Throsby wolle die Bank „Exzellenz“ im elektronischen Handel zurückholen, eine führende Rolle im Devisen- und Zinsgeschäft „zurückgewinnen“. Sie strebe ein „gezieltes Wachstum“ in Aktienhandel, Prime Services und Kredithandel an. Dies spricht dafür, dass hier Neueinstellungen vorgenommen werden. Weiter hat Konzernchef Jes Staley beim Analystencall zu den jüngsten Quartalszahlen darauf hingewiesen, dass sich die Bank zu sehr auf den Handel mit Aktienderivaten verlassen habe, während der Aktienhandel vernachlässigt worden sei. Darüber hinaus habe die Bank zu wenig in die IT investiert. Beides wolle die Bank jetzt angehen.
Bei Barclays stehen die Zeichen also eher auf Heuern als Feuern. Trotz einer Aufwandsertragsquote von 74 Prozent im Investment Banking im dritten Quartal soll die Zeit der Restrukturierung erst einmal vorbei sein. „Sie können sich selbst nicht zum Erfolg sparen und wer so etwas versucht, wird letztlich scheitern“, warnte Staley. Anstatt bei den Stellen dürfte Barclays also bei den Boni sparen.
BNP Paribas: Strebt ein Ertragswachstum von 5 Prozent im Global Markets-Geschäft an
Auch BNP Paribas hat 2017 eingestellt. Die französische Bank strebt bis 2020 ein jährliches Wachstum von 5 Prozent im Global Markets-Geschäft an und hat namentlich im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren Einstellungen vorgenommen. Erst kürzlich hat die französische Großbank den Head of Inflation Trading der Deutschen Bank abgeworben. Auch im Handel mit Krediten und im Geschäft mit Schwellenländern wurde eingestellt.
Bei den anstehenden Einstellungen dürfte es aber eher um das Finden neuer Talente als um einen Personalaufbau gehen. Während die Bank neue Mitarbeiter einstellte, hat sie sich von alten getrennt. Getroffen hat es kürzlich Simon Birch, den ehemaligen Head of Emerging Markets Fixed Income Trading.
Für eine Bank, die gerne ihre Kosteneffizienz lobt, scheint das Global Markets-Geschäft mit einer Aufwandsertragsquote von 77 Prozent etwas aufgeblasen zu sein, zumal die Quote vor einem Jahr noch bei 71 Prozent gelegen hatte.
Glücklicherweise befindet sich BNP Paribas inmitten eines Kostensenkungsprogramms. Bei der Präsentation ihrer jüngsten Quartalszahlen kündigten die Franzosen an, noch vor Jahresende 200 Mio. Euro an Kosten streichen zu wollen. Etwa die Hälfte davon dürfte auf das Investment Banking entfallen. Fixed Income Trader sollten sich jedenfalls Sorgen machen.
Citi: Aufbau im Aktiengeschäft geht weiter und im Credit Trading werden Lücken gestopft
Das Investment Banking, die sogenannte Institutional Clients Group, hat ein ausgezeichnetes Jahr hinter sich, in der es die meisten Rivalen überflügeln konnte. In den zurückliegenden Jahren hat die US-Investmentbank einiges in ihren Aktienhandel investiert. Finanzchef John Gesprach zeigt sich mit dem Ertragsanstieg von 30 Prozent im Aktienhandel und Aktienemissionsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr zufrieden. Anders als bei der Credit Suisse scheinen bei Citi die Neueistellungen im Aktiengeschäft noch nicht gelaufen zu sein.
Obgleich bei den jüngsten Quartalergebnissen nichts zu Kosteneinsparungen gesagt wurde, will die Bank 70 Basispunkte in ihrer Investmentbank einsparen, indem sie Stellen an günstigere Standorte verlagert. Dabei hat die Institutional Clients Group mit 67 Prozent bereits eine der besten Aufwandsertragsquoten in der Branche.
Deutsche Bank: Kosteinsparungen in den Support-Funktionen wahrscheinlich
Die Deutsche Bank hat bekanntlich ein hartnäckiges Kostenproblem. Im dritten Quartal lag die Kostenquote mit 87 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert von 74 Prozent. Die Kosten drohen aus dem Ruder zu laufen.
Denn bei jüngsten Analystencall hat Finanzchef James von Moltke versichert, dass die Bank für 2017 Boni zahlen wolle. Im Vorjahr waren die Boni weitgehend ausgeblieben. Von daher dürfte die Kostenquote im vierten Quartal weiter steigen.
Allerdings gibt es Wege, dies zu vermeiden, indem man beispielsweise Personal abbaut. Daher dürfte um einen weiteren Stellenabbau kaum ein Weg herumführen. Die Bank hat bereits Einsparungen im Fixed Income Sales & Trading angekündigt. Weiter hat Konzernchef John Cryan kürzlich betont, dass die Bank mit rund 97.000 Mitarbeitern immer noch zu viele Leute beschäftige und dass man die Hälfte davon durch IT ersetzen könne. Weiter beschäftige die Bank im Vergleich zu ihrem Front Office zu viele Leute im Back Office. Diese Äußerungen könnten als Ankündigung weitgehender Abbaumaßnahmen verstanden werden.
Ein Lichtblick kommt aus den USA. Angeblich hat Cryan bei der Strategieberatung McKinsey angefragt, wie der Turnaround im US-Geschäft gelingen könnte. Hier sind also durchaus Neueinstellungen denkbar. Denn ein erfolgreicher Auftritt im wichtigsten Investment Banking-Markt der Welt würde sämtliche Probleme der Deutschen Bank lindern.
Credit Suisse: Kosteneinsparungen konzentrieren sich auf Contractor und Berater. In der Compliance wird wohl weiter eingestellt
Im Bereich Global Markets wollte die Credit Suisse ihre Kosten im vergangenen Jahr auf 4,8 Mrd. Franken begrenzen, was Einsparungen von 11 Prozent gegenüber dem Vorjahr und sogar 45 Prozent gegenüber 2015 entspricht. Bei den geplanten Kosteneinsparungen liegt die Bank bislang auf Kurs. Denn in den ersten neun Monaten summierten sich die Kosten in der Sparte auf 3,7 Mrd. Franken. Die Bank konnte also im Schlussquartal noch 1,1 Mrd. Franken ausgeben – im Vorjahresquartal waren es lediglich 1,3 Mrd. gewesen.
Trotz der Kosteneinsparungen hat es die Credit Suisse fertiggebracht, ihre Beschäftigung zu steigern. So beschäftigten die Schweizer in Global Markets im Oktober 2017 etwa 80 Mitarbeiter mehr als im Oktober 2016. In der Investment Banking Division waren es sogar etwa 350 Leute. Doch wie bringt die Credit Suisse das Kunststück zustande, gleichzeitig Kosten einzusparen und Personal aufzubauen? Ganz einfach: Der Rotstift wurde bei Contractors und Consultants angesetzt, von denen es Ende Oktober rund 3050 weniger als zwölf Monate zuvor gab. Unter den Contractors fällt die Stimmung entsprechend schlecht aus.
In der jüngsten Vergangenheit hat die Credit Suisse im Aktiengeschäft eingestellt. Doch damit scheint nun vorerst Schluss zu sein, wie Konzernchef Tidjane Thiam beim jüngsten Analystencall versicherte. Erst müssten die Erträge in den kommenden 18 bis 24 Monaten steigen.
Abgesehen davon stellt die Bank laut Thiam für ihr „Compliance-Labor“ ein, wo bereits 18 Mitarbeiter mit einer Promotion und 54 mit einem Master beschäftigt sind. Für die restlichen Compliance-Mitarbeiter könnte das Projekt zum Schrecken werden. Denn die Bank hat bei ihrem Investorentag im November mitgeteilt, dass sie in den Bereichen Compliance und Controlling 45 Prozent ihres Personals in den kommenden zwölf Monaten abbauen wolle.
Goldman Sachs: Einstellungen im Vertrieb
Goldman Sachs hegt große Wachstumspläne. Laut Co-Organisationschef Harvey Schwartz will die Bank ihre Erträge in den kommenden drei Jahren um 5 Mrd. Dollar steigern, wovon 1 Mrd. auf das Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen (FICC), 2 Mrd. auf das Kredit- und Finanzierungsgeschäft, 500 Mio. auf Investment Banking & Coverage, 1 Mrd. auf das Investment Management und 500 Mio. auf das Aktiengeschäft entfallen.
Aus diesem Grund stellen die Goldmänner auch ein. Dazu werden beispielsweise erfahrene Leute von der Konkurrenz abgeworben. Laut Schwartz habe die Bank derartige Einstellungen im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Da die Bank den Markt für Firmenkunden weiter durchdringen wolle, werde der Akzent von Neueinstellungen auf dem Vertrieb liegen. Viele der jüngsten Neueinstellungen fanden auf dem Managing Director- oder Director-Level statt.
JP Morgan: Von Heuern & Feuern nichts zu hören
Eigentlich sollte der Kostenabbau bei JP Morgan durch sein, wie Investment Banking-Chef Daniel Pinto im vergangenen Jahr versicherte. Allerdings glänzte das Sales & Trading-Geschäft nicht gerade im dritten Quartal. Finanzchefin Marianne Lake warnte schon einmal, dass die Erträge in diesem Bereich im vierten Quartal ebenfalls unter dem Vorjahr liegen könnten.
Auch JP Morgan arbeitet an der Automatisierung ihres Investmentbankings. Die Gesamtbank hat bereits 9,5 Mrd. Dollar für IT ausgegeben. Laut dem Head of Market Execution David Hudson habe die Bank in der Vergangenheit ihre Mitarbeiter zu sehr geschützt, was keine guten Aussichten bedeutet.
Morgan Stanley: Investitionen in IT stehen an
In ihrem Firmenkundengeschäft hat Morgan Stanley kein akutes Kostenproblem. Nach Konzernchef James Gorman rangiere die Bank mit einer Aufwandsertragsquote von 72 Prozent sogar unter ihrem selbstgesteckten Ziel von 74 Prozent. Das „Streamlining“ der Vergangenheit beginne sich langsam auszuzahlen.
Im vergangen Jahr ist Morgan Stanley nicht durch verstärkte Neueinstellungen aufgefallen. Allerdings könnte sich einiges hinter verschlossenen Türen tun. Denn Gorman zu Folge treibe die Bank die digitale Transformation in ihrem Investment Banking voran und arbeite an einer Plattform für das kommende Jahrzehnt. Dies spricht für weitere Einstellungen von IT-Experten.
UBS: Kein Abbau in Sicht
Auch bei der UBS ist der Personalabbau im Investment Banking vorerst vorüber, wie Spartenchef Andrea Orcel im vergangenen Jahr fallen ließ. Unterdessen haben die Schweizer im dritten Quartal 81 zusätzliche Mitarbeiter für ihr Investment Banking angeheuert. Zu dieser Zeit des Jahres dürften sich darunter viele Absolventen befinden. Die Aufwandsertragsquote verbesserte sich im dritten Quartal von 91 Prozent in 2016 auf 85 Prozent in 2017. Damit fällt die Quote im Vergleich zu Wettbewerbern immer noch etwas zu hoch aus. Vor diesem Hintergrund ist ein weiterer Personalabbau nicht ausgeschlossen.
Schließlich schreitet auch bei der UBS die Automatisierung voran. Kürzlich hat UBS-Chef Sergio Ermotti gesagt, die Automatisierung könne im kommenden Jahrzehnt weitere 30 Prozent der Jobs kosten. Ein anderer UBS-Manager sprach gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg sogar von 40 Prozent.
Weiter hat die Bank nach der jüngsten Quartalpräsentation ihre Ausgaben für Regulierung und IT um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesteigert. Auch bei der UBS gehören IT- und Compliance-Profis zu den Gewinnern.