Der Bonuspool der Deutschen Bank scheint praller gefüllt zu sein als bisher bekannt. Nach ersten Berichten vom Wochenende bestätigte die Deutsche Bank, dass der Pool mit über 2 Mio. Euro fast doppelt so voll ist wie vermutet. „Wir werden etwas unter der Größenordnung von 2015 liegen: Der Betrag für die variable Vergütung wird für die gesamte Bank etwas oberhalb von zwei Milliarden Euro liegen“, ließ sich Personalchef Karl von Rohr zitieren. Die Hälfte von dem Geldsegen streichen angeblich die Investmentbanker ein. 2016 hatte die Deutsche Bank lediglich 546 Mio. Euro springen lassen.
Genaueres dürfte aus dem Vergütungsbericht hervorgehen, den der Konzern am kommenden Freitag (16. Mai) veröffentlichen will. Dennoch scheinen die Gewinner bereits festzustehen. Dazu dürften etwas die Mitarbeiter der Investment Banking Division gehören, die sich mit Fusionen und Übernahmen (M&A), Aktien- und Anleiheemissionen (Equities Capital Markets und Debt Capital Markets) beschäftigen. Bereits in der vergangenen Woche hatte unsere erste Umfrage unter Mitarbeitern ergeben, dass Beschäftigte der Investment Banking Division ihre Zufriedenheit mit „sieben von zehn“ bezifferten.
Headhunter bestätigten jetzt diesen Eindruck. „Die IBD-Boni der Deutschen Bank können sich dieses Jahr sehen lassen“, erzählt ein Londoner Headhunter, der anonym bleiben möchte. „Ich kenne Leute, deren Vergütung jetzt für ihre Position an der Spitze des Marktüblichen liegt“, ergänzt er. „Es gibt bei der Deutschen Bank Managing Directors in ihrem ersten Jahr, die jetzt mehr als 1 Mio. Dollar (ca. 813.000 Euro) kassieren. Es würde mich überraschen, wenn irgendwer da draußen mehr verdient.“
Doch nicht nur die Managing Directors können sich entzückt die Hände reiben. Ein anderer auf M&A spezialisierter Headhunter hat mit Senior Vice Presidents gesprochen, die eine Gesamtvergütung zwischen 400.000 und 410.000 Pfund einstreichen (ca. 452.000 bis 463.000 Euro). Zwar sind solche Summen bei US-Banken durchaus drin, kaum jedoch bei ihren europäischen Wettbewerbern. Vor allem handelt es sich um deutlich mehr als die Leute bei der Credit Suisse verdienen, sagen Headhunter.
„Die Credit Suisse zahlt einfach schlecht für 2017“, behauptet ein Headhunter. „Jetzt gibt es einige Senior Vice Presidents bei der Deutschen Bank mit 410.000 Pfund, während das Maximum bei der Credit Suisse eher bei 330.000 Pfund zu liegen scheint.“
Die Schweizer Großbank wird ihren Vergütungsbericht erst am 23. März vorlegen. Allerdings hat Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam bereits im November durchblicken lassen, die Mitarbeiter könnten keine großen Zuschläge erwarten. Diese Warnung wiederholte er noch einmal bei der Vorlage des Jahresergebnisses im vergangenen Monat.
Doch nicht alle scheinen bei der Deutschen Bank am Bonussegen zu partizipieren. Ein Mitarbeiter der Deutschen Bank klagt darüber, dass die Teamleiter den Bonuspool vornehmlich für sich selbst beanspruchen würden. „Wer produziert hat, erhält weniger als das Marktniveau und wer seine Budgets nicht erreicht hat, bekommt nichts.“
Laut einigen Headhuntern seien die Boni der Deutschen Bank jedoch ein Sonderfall. Da die variablen Vergütungen für 2016 weitgehend ausgefallen sind, würde die Deutsche Bank jetzt gewissermaßen für zwei Jahre zahlen. „Sie sehen das so: Sie wollen ein Signal geben, dass sie an der Investmentbank festhalten“, meint einer. „Den Bonus für das Vorjahr haben sie abgeschrieben. Dieser ist jetzt für 2016 und 2017“, ergänzt er.
Unterdessen hat sich die Deutsche Bank von einigen ihrer Managing Director getrennt, weshalb mehr für die verbleibenden Mitarbeiter übrig bleibt. Dagegen hat die Credit Suisse bei ihrem Investorentag im November die Neueinstellung von Managing Directos betont. Vielleicht ist ein Teil des Bonuspools als Garantiboni an die neuen Mitarbeiter geflossen?
Zu den Verlierern der Deutschen Bank zählt jedenfalls auch der Vorstand. Bei seiner gestrigen Sitzung hat er auf seine Boni für 2017 verzichtet. Die Bank musste für das vergangene Jahr einen Verlust von rund 500 Mio. Euro verkraften, nachdem die US-Steuerreform ein tiefes buchhalterisches Loch in die Ergebnisrechnung gerissen hatte.