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Die rare Kompetenz, die jede Bank händeringend sucht

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Jede Zeit hat ihre ganz eigenen Modewörter. Von „Digitalisierung“, „Regulierung“ bis hin zu „Prozessoptimierung“ beherrschen sie das Innenleben einer Bank. Doch selten sind sie ähnlich heiß wie „Digitale Transformation“.

Die Fondsgesellschaft Schroders treibt es mit dieser Manie auf die Spitze, indem sie von der „end-to-end digital transformation“ spricht, bei der es sich um einen „höchst ambitionierten Prozess“, der Geschäftsmodell und Kundenbeziehungen „fundamental“ verändern werde. Mit dieser Wortwahl steht sie nicht allein da. „Alles an unserem Geschäftsmodell ändert sich“, sagte z.B. Deutsche Bank-Chef John Cryan bereits 2016 über seine digitalen Ambitionen und ergänzte: „Wir sind nicht altmodisch.“ Digitale Transformation versteht sich als Revolution und Experten für Digitale Transformation sind heiß begehrt.

„Derzeit suchen alle Banken nach Spezialisten für die Digitale Transformation“, beteuert Personalberater Paul Bennie von Bennie MacLean. „Das legt gerade so richtig zu und es gibt einen sehr begrenzten Talentpool an Leuten, die sich sowohl im Geschäft als auch in der IT auskennen.“

Unterdessen versucht der ehemalige Managing Director Adrian Crockett von der Credit Suisse in New York sein eigenes Beratungsunternehmen Fingital an den Start zu bringen, welches die Digitale Transformation unterstützt. Auch er hält Leute mit den erforderlichen Kenntnissen für eine Art Goldstaub. „Es ist nahezu unmöglich Leute mit Berufserfahrung in Digitaler Transformation im Investment Banking zu finden“, sagt Crockett. „Es gibt einfach wenige Leute, die so etwas schon gemacht haben. Sie suchen nach Einhörnern, die es nicht gibt.“

Die Größenordnung der Aufgabe stellt einen Teil des Problems dar. Bei all den Veränderungen in der Regulierung müssen die Betroffenen lediglich wissen, welche Auswirkungen das auf ihre Geschäftsprozesse hat. Dagegen benötigen Experten in der Digitalen Transformation einen breiten Blick auf das Geschäft, die IT und den Einsatz von großen Datenmengen.

„Die Banken müssen Spezialisten für Digitale Transformation einstellen, die große Berufserfahrung in der Branche und ein profundes Verständnis für ihre Produkte mitbringen, plus lange Erfahrung mit IT und Change Management“, erzählt Crockett. Dabei gebe es zwei Knackpunkte: Unternehmenskultur und Daten. „Banker können sich ziemlich unverschämt gegenüber Leuten verhalten, die keine Ahnung vom Geschäft haben und Banken hinken beim Sammeln von Daten weit hinterher. Wenn Sie mit einem Banker über Daten sprechen, dann denken sie an Dinge wie Bruttoinlandsprodukt oder Geschäftszahlen, während für Machine Learning und Digitalisierung Daten zur Zahl der jährlich produzierten Kundenpräsentationen und wie viele Charts sie enthalten, benötigt werden.“

Clevere Front Office-Mitarbeiter wissen die Chance für sich zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist George Lee. Der Goldman Sachs-Partner, Karriereinvestmentbanker und Leiter des TMT-Teams ist in seiner relativ neuen Funktion als Co-head of engineering für die Digitale Transformation der Investment Banking Division zuständig.

Ein anderer Investmentbanker hat noch auf Zuruf getraded und sich vor zehn Jahren auf den elektronischen Handel verlegt. Er habe die Zeichen der Zeit zu deuten gewusst und Expertise in Automatisierung und Kostensenkung erworben. „Sie versuchen 50, 60 oder 70 Prozent der manuellen Prozesse zu eliminieren: die Kursfindung, Tradingideen, Reporte und Risikoanalyse. Diese Vertriebsinstrumente können digitalisiert und damit eine deutliche Kostenreduzierung erreicht werden“, sagt der Trader.

Manche Banken versuchen auch Spezialisten für Digitale Transformation unter den eigenen Mitarbeitern zu finden. So hat beispielsweise HSBC ihren ehemaligen Head of global standards execution zum Head of digital transformation befördert und die französische Investmentbank machte ihren britischen COO zum Lead of digital transformation. Andere versuchen Experten aus fremden Branchen abzuwerben: So stammt der Chief digital officer der Deutschen Bank Thomas Nielsen in London von der britischen Supermarktkette Tesco’s. Auf seinem Linkedin-Profil beschreibt er seine Aufgabe damit „…, die Deutsche Bank in ein globales digitales ,Powerhouse‘ zu verwandeln.“

Laut Crockett fürchten sich viele Front Office-Banker und Trader vor der Entwicklung, weil sie dann möglicherweise weniger verdienen. Da mag etwas dran sein. Doch weil die Banken händeringend nach Experten für Digitale Transformation suchen, klettern die Gehälter. In London können Managing Directors in der IT von US-Banken bereits umgerechnet etwa 570.000 Euro verdienen. Angesichts der Bezahlung in manchen Front Office-Funktionen mag dies nach nicht allzu viel klingen, allerdings bestimmen Sie mit, wo die Reise hingeht und müssen nicht nur mit den Konsequenzen leben.


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