Auch wenn Sie es kaum glauben können: Man kann in den Finanzdienstleistungen arbeiten und sehr glücklich sein. Ich weiß, wovon ich spreche: Schließlich habe ich 18 Jahre meines Lebens in ihnen verbracht.
Falls Sie Ihr Leben nicht mögen, dann gibt es dafür sicherlich gute Gründe. Im Banking wimmelt es nur so vor schlechten Vorgesetzten. Die Arbeit kann öde sein, die Kollegen bösartig und die Kunden mies. Woran es auch immer liegt: Finance kann auch die Besten von uns dazu bringen, unser Leben zu hassen und uns mies zu fühlen.
Auch ich habe das erlebt, ich wollte fast jeden Tag meinen Job aufgeben und dennoch habe ich in ihm beinahe zwei Jahrzehnte verbracht. In dieser Zeit habe ich einiges herausgefunden, wodurch ich Finance lieben lernte und dabei glücklich war.
Dazu gibt es fünf Regeln:
1. Nehmen Sie sich nicht so wichtig
Ich bin überzeugt davon, nicht der Schlaueste zu sein. Wenn ich fünf Jahre zurückblicke, zwei genügen schon, dann schmunzle ich. Gerne würde ich denken, dass ich seither einiges hinzugelernt hätte, aber ich hege den Verdacht, dass ich auch in zwei Jahren ähnlich zurückblicken werde. Ich bemühe mich, jeden Tag besser zu werden, dennoch bin ich in keinerlei Hinsicht ein großartiger Banker oder eine tolle Persönlichkeit.
2. Nehmen Sie andere Leute nicht so wichtig
Die Reise namens Leben unternehmen wir alle gemeinsam. Manchmal treffen wir auf Leute, die böse erscheinen, schlecht handeln und uns verletzen. Statt sich über sie zu ärgern, erregen sie heute nur noch mein Mitleid. Wer böswillig und kalt ist, muss schon selbst einige schlechte Erfahrungen gesammelt haben, denke ich.
Mein Ansatz lautet: Jeder unternimmt sein Bestes, um zurechtzukommen und zu überleben. Falls sich jemand daneben benimmt, dann gehe ich davon aus, dass er es entweder nicht besser weiß oder dass er etwas Schlimmes erlebt hat. Falls Letzteres zutrifft, versuche ich ihm zu helfen. Das mag naiv klingen, aber mir hilft es.
3. Leben Sie im Hier und Jetzt und scheren Sie sich nicht um Vergangenheit und Zukunft
Banker geraten rasch an einen Punkt, nur noch für die Zukunft zu leben. Viel zu viel Zeit wird darauf verwendet, über die Summe nachzudenken, die für einen Ausstieg erreicht werden muss. Zwischenzeitlich sorgen Sie sich über Kundenmeetings, Beförderungen und was Ihr Vorgesetzter über Sie denkt. Doch Zukunftssorgen ändert daran nichts. Vielmehr bringen sie Sie um.
Das Gleiche gilt für die Sorgen der Vergangenheit. Sicherlich hätten Sie einiges anders machen können, nur die Vergangenheit ist vorbei. Sie sind, wo Sie sind. Sie haben Ihr Bestes gegeben, soweit Sie es damals wussten.
Doch das einzige, was zählt, ist die Gegenwart. Es geht darum, wo Sie jetzt sind, was Sie jetzt unternehmen können und mit wem. Wenn Sie das beachten, dann fällt so manche Last von Ihnen ab.
4. Vielseitigkeit
Ich habe es schon einmal gesagt: Der beste Weg, um in den Finanzdienstleistungen zu arbeiten und glücklich zu werden, besteht in der Diversifizierung. Viele Leute konzentrieren sich zu sehr auf den einen Job, das eine Team und den einen Vorgesetzten. Sie identifizieren sich mit ihrem Job, ihrer Gehaltsabrechnung und ihrer Beförderung. Wenn ein Vorgesetzter sie anschreit, dann bricht für sie die Welt zusammen. Falls Sie sogar vor die Tür gesetzt werden, ist ihr Leben vorbei.
Dieses Gefühl kenne ich zu genüge.
Ich habe als junger Banker in der Toilette geheult, als mein Vorgesetzter nach einem fehlgeschlagenen Deal explodiert war. Heute lässt mich so etwas kalt. Lassen Sie sich nicht zum Loser abstempeln. Falls Ihr Selbstverständnis genügend diversifiziert ist, wenn Sie also vieles in ihrem Leben haben, dann wird sie ein Fehlschlag in einem Aspekt nicht so schnell unterkriegen.
5. Konzentrieren Sie sich auf die Ausführung Ihrer Pläne
Werden Sie sich darüber klar, was Sie wirklich wollen.
Was muss in den kommenden fünf Jahren passieren, damit Sie mit Ihrem Leben zufrieden sind? Dabei geht es nicht nur um die Arbeit. Vielmehr spreche ich über alles: Ihre Karriere, Gesundheit, Beziehungen, Ihr Geld und Ihre intellektuelle Entwicklung.
Werden Sie sich also klar darüber, was Sie wollen und führen Sie dann Ihren Plan aus.
Und bis dahin wünsche ich Ihnen frohe Ostern!
Der Autor arbeitete als Managing Director bei Goldman Sachs und bloggt auf „What I Learned on Wall Street“ (WilowWallStreet.com).