Die Ergebnisse des ersten Quartals sind noch schlechter als erwartet ausgefallen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gaben die Erträge der Deutschen Bank um weitere 5 Prozent auf knapp 7 Mrd. Euro nach. Der Reingewinn stürzte sogar um 79 Prozent auf nur noch 120 Mio. Euro ab. Und das obwohl das erste Quartal namentlich im Investmentbanking traditionell gut ausfällt.
„Deshalb müssen wir entschlossen handeln und unsere Strategie schnell anpassen. Dabei haben wir keine Zeit zu verlieren, denn die aktuellen Renditen für unsere Aktionäre sind schlicht nicht akzeptabel“, ließ sich der neue Konzernchef Christian Sewing zitieren. Die Bank wolle ihr Zinsgeschäft in den Vereinigten Staaten rasch verkleinern, überprüfe ihren globalen Aktienhandel und werde ihr Coporate Finance-Geschäft auf Europa konzentrieren und in den USA und Asien verkleinern. Konkrete Zahlen für den Mitarbeiterabbau wurden nicht genannt.
Mitarbeiter in Deutschland dürften vorerst verschont bleiben
All das läuft auf eine rasche Verkleinerung des US-Investmentbankings hinaus. Dagegen scheint Deutschland von dem Kahlschlag weitgehend verschont zu bleiben. Laut Finanzchef James von Moltke werde sich der Personalabbau auf Länder wie die USA konzentrieren, wo die Freistellung von Mitarbeitern leichter und vor allem kostengünstiger ausfalle. Zwar soll ein Großteil des Abbaus bereits 2018 erfolgen, die Restrukturierungskosten würden aber lediglich um 300 auf 800 Mio. ansteigen.
Von dem Abbau würden Front, Middle und Back Office und Infrastruktureinheiten gleichermaßen betroffen sein. In den Supportfunktionen würden darüber hinaus viele Tätigkeiten von externen Mitarbeitern verrichtet, von denen sich die Bank ebenfalls rasch und kostengünstig trennen könne. Laut der Ergebnispräsentation hat die Bank allein im ersten Quartal für die sogenannten „Professional Services“ 392 Mio. Euro ausgegeben.
Fortan wolle sich der Konzern auf seine europäischen und globalen grenzüberschreitenden Kunden konzentrieren. Auch dies spricht gegen die Fortsetzung des rein inneramerikanischen Geschäfts. Die Bank wolle vor allem Geschäftsbereiche verkleinern, die viel Eigenkapital und recht volatile Erträge bedeuten wie etwa das Rates-Geschäft in den USA. Gleichzeitig wolle sich die Bank künftig auf ihr Filialgeschäft, Asset Management und Transaction Banking konzentrieren, aus denen bis 2021 etwa 65 Prozent der Erträge stammen sollen. Beobachter halten dies für kein sehr ambitioniertes Ziel, da die Bank bereits heute nur wenige Prozentpunkte davon entfernt ist.
Beim Kostenabbau drängt die Zeit
Die Zeit drängt. Bereits bei der Berufung zum neuen Vorstandsvorsitzenden vor rund zwei Wochen hatte Sewing das angestrebte Kostenziel von 23 Mrd. Euro für 2018 für „unverhandelbar“ erklärt. Laut der Ergebnispräsentation lagen die annualisierten Kosten im ersten Quartal noch bei 23,9 Mrd. Euro. Sewing bleiben also gerade einmal acht Monate, um Kosten von annähernd 1 Mrd. Euro aus der Bank zu nehmen.
Tatsächlich kam der Personalabbau unter Cryan eher schleppend voran. So sind innerhalb von zwölf Monaten lediglich 1047 Jobs weggefallen. Allerdings hat der Konzern im gleichen Zeitraum etwa 1400 externe Mitarbeiter internalisiert, so dass die realen Zahlen höher ausfielen. Die ehemalige IT-Chefin Kim Hammonds hatte gesagt, dass die Bank es in der Vergangenheit beim Outsourcing übertrieben habe und wieder vermehrt IT-Mitarbeiter intern beschäftige. Bemerkenswerterweise kündigte Sewing auch an, einige IT-Projekte einstellen zu wollen. Die IT-Kosten waren im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 Prozent auf gut 1 Mrd. Euro gestiegen.
Fast überall Gewinn- und Ertragseinbrüche im ersten Quartal
Unterdessen ging es in fast allen Geschäftsbereichen im ersten Quartal bergab. Ausgerechnet im Global Transaction Banking, einem der überzeugendsten Geschäftsbereiche des Konzerns, purzelten die Erträge gegenüber dem Vorjahresquartal um 13 Prozent auf 918 Mio. Euro. Die Erträge im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen, Aktien- und Anleiheemissionen stürzten sogar um 27 Prozent auf 480 Mio. Euro ab. Während es bei Anleiheemissionen um 19 Prozent bergab ging, waren es bei Aktienemissionen 50 Prozent. Im Handel mit Anleihen und Währungen purzelten die Erträge um 16 Prozent auf 1,9 Mrd. Euro und im Aktienhandel sogar um 21 Prozent auf 543 Mio. Euro. Ein erheblicher Teil des Einbruchs ging allerdings auf den Absturz des US-Dollars im Vergleich zum Euro zurück. Denn ein Hauptteil der Investment Banking-Erträge wird immer noch im US-Dollarraum generiert.
Obgleich der ehemalige Privatkundenvorstand Sewing u.a. auf das Filialgeschäft setzt, fällt die Ergebnisentwicklung hier ernüchternd aus. Binnen Jahresfrist ging der Vorsteuergewinn von 430 Mio. auf 322 Mio. Euro zurück. Da stellt es nur einen bescheidenen Trost dar, dass hierfür teilweise Sondereffekte verantwortlich waren.
Im Asset Management stürzte der Vorsteuergewinn sogar um 61 Prozent auf magere 72 Mio. Euro ab. Darüber hinaus muss die Bank vor allem jenseits des Atlantiks Mittelabflüsse von etwa 8 Mrd. Euro verkraften, die im Zusammenhang mit der US-Steuerreform stünden.
Die notorisch geringen Gewinnbeiträge des Filialgeschäfts und des Asset Managements stellen einen wichtigen Grund dafür dar, wieso sich die Bank mit dem Rückzug aus dem Investment Banking schwerer tut als Konkurrenten wie die UBS, die sich auf ihr lukratives Wealth Management stützen kann. Auch Sewing will daher am Investment Banking – selbst in den USA – festhalten.