Wieder einmal präsentieren sich die Goldmänner als Brexitvorreiter. Laut Richard Gnodde, dem Chef von Goldman Sachs International in London, sind 60 Prozent der Verlagerungen von der britischen Hauptstadt auf den Kontinent bereits abgeschlossen. Bis Ende des Monats werden bereits einige Dutzend Mitarbeiter nach Paris verlagert worden sein. Gnodde bekräftigte gegenüber der französischen Wirtschaftszeitung Les Échos, man wolle „die Größe der Teams in Kontinentaleuropa in den kommenden drei bis fünf Jahren verdoppeln.“
„Der Weg, den wir in den vergangenen Monaten beschritten haben, ist klar: Wir wollen unsere Kundennähe verstärken und sie besser mit unseren Geschäften begleiten. Diese Verlagerung betrifft alle unsere kontinentaleuropäischen Büros – Stockholm, Frankfurt, Mailand, Madrid … – aber angesichts des Gewichts und unserer Aktiva in Frankreich, stellt Paris eine Priorität für uns dar“, sagte Gnodde gegenüber Les Échos.
Gnodde lobte ausdrücklich die vom neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron eingeleiteten Reformen. Diese würden das Wachstum stimulieren und Paris für Unternehmen und deren Hauptquartiere attraktiver machen. Umgekehrt macht die neue populistische Regierung Italiens dem Goldman Sachs-Manager keine Angst. Laut Umfragen würde die große Mehrheit der Italiener einen Verbleib in der EU unterstützen. Auch wenn die Volatilität an den Märkten zeitweilig steige, blieben die wirtschaftlichen Fundamente des Landes solide.
Damit scheint der Aufbau in Paris rascher als in Frankfurt voranzugehen. Zwar hat Goldman Sachs mit Thomas Degn-Petersen einen Managing Director zum Aufbau der Infrastruktur nach Frankfurt geholt und hierzulande 16 Jobs ausgeschrieben, die meisten davon jedoch im Middle und Back Office. Trotz der neuentdeckten Liebe der Goldmänner zu Paris dürfte aber Frankfurt bei Front Office und Sales- und Trading-Jobs nicht leer ausgehen. Zu wichtig ist Deutschland als Markt für die US-Investmentbank.
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