Investmentbanking ist eine Branche, in der nichts sicher ist. Außerdem ist es eine Branche, in der unumwunden zugegeben wird, dass man den Job wegen des Geldes macht und nicht aus Idealismus. Dennoch erwarten Personalvermittler von Investmentbankern vor allen Dingen Beständigkeit und Engagement. Hat ein Bewerber zu oft den Job gewechselt, weist das in ihren Augen auf mangelnde Loyalität oder die Unfähigkeit hin, im Team zu arbeiten. Oder es könnte noch schlimmer kommen.
Die Regulierungsbehörden haben große Angst davor, dass ein paar faule Äpfel die ganze Kiste verderben könnten. Dabei handelt es sich um Mitarbeiter, die nicht entlassen oder wegen Compliance-Verstößen angezeigt werden, sondern stillschweigend zurücktreten oder die Stelle wechseln dürfen, um einen öffentlichen Skandal zu vermeiden.
Sollten auch Sie in jüngster Vergangenheit so oft den Job gewechselt haben, dass Sie ein zweites Blatt Papier benötigen, um die Anstellungen der letzten fünf Jahre aufzuschreiben, kommt dieses Thema sehr wahrscheinlich im Vorstellungsgespräch zur Sprache.
Woher ich das weiß? Ganz einfach. Weil ich zwischen 1998 und 2007 sechs verschiedene Arbeitgeber hatte, alle aus dem Bereich der Aktienanalyse. Manche davon sind inzwischen gänzlich vom Markt verschwunden (es waren Robert Fleming, Cazenove, ABN Amro, Lazard Panmure Gordon, Exane BNP Paribas und Credit Suisse, falls jemand mitzählt).
Als sich diese Phase meines Lebens ihrem Ende zuneigte, war mein unsteter Lebenslauf Thema Nummer eins bei meinen Vorstellungsgesprächen, daher kann ich das Ganze mittlerweile sehr gut erklären. Nachfolgend ein paar davon, die anscheinend gut funktioniert haben. Damit mir im Nachhinein nicht die Röte ins Gesicht steigt, verrate ich nicht, welche Erklärung ich bei welchem Unternehmen verwendet habe.
„Mein Arbeitgeber ging in Konkurs oder wurde aufgekauft“
Mit dieser Auskunft gibt sich wirklich jeder zufrieden. Wenn Sie noch dazu noch so weit unten in der Unternehmenshierarchie stehen, dass man Ihnen dafür nicht den Schwarzen Peter zuschieben kann, gilt das als unwesentlicher Makel in Ihrem ansonsten vorbildlichen Lebenslauf. Große Umstrukturierungsmaßnahmen kosten so manchen Mitarbeiter seinen Job. In einigen Fällen wurde mir sogar eine Stelle in einem fusionierten Unternehmen angeboten, aber da ich mich gleich nach Bekanntwerden der geplanten Fusion auf die Suche nach einem neuen Arbeitsplatz gemacht hatte, musste ich früher oder später meine Koffer packen. Die meisten Arbeitgeber können das nachvollziehen.
„Eine so gute Gelegenheit musste ich einfach nutzen“
Das ist die höfliche Art. In einem meiner erfolgreichen Vorstellungsgespräche bestand der ganze Austausch lediglich aus der Frage des Leiters der Aktienanalyse, weshalb ich so oft den Arbeitsplatz gewechselt hätte. Meine Antwort lautete: „Weil mir immer wieder ein noch höheres Gehalt angeboten wurde.“
Haben auch Sie häufiger die Stelle gewechselt, weil Sie befördert wurden oder weil Sie von einem kleinen Unternehmen zu einer angesehenen Marke gewechselt haben, dann sagen Sie das einfach. Dies wird in der Regel nicht als Zeichen mangelnder Loyalität ausgelegt, sondern als Zeichen Ihres Ehrgeizes und dass Sie von anderen Unternehmen unterschätzt wurden.
„Dort konnte ich unmöglich bleiben“
Vorsicht, diese Behauptung kann nach hinten losgehen. Es ist generell keine gute Idee, schlecht von einem ehemaligen Arbeitgeber zu sprechen – Ihr Gegenüber könnte Sie für verbittert halten und zu dem Schluss kommen, dass Sie andere Menschen für Ihre Probleme verantwortlich machen.
Doch diese Regel ist nicht in Stein gemeißelt. Es gibt schon ein paar Adressen in dieser Branche, die für ihr giftiges Betriebsklima bekannt sind und eine hohe Fluktuation aufweisen. Sofern Sie absolut sicher sind, dass dies das Problem war und Sie wirklich der Meinung sind, dass andere Personen Ihrer Einschätzung bezüglich des Unternehmens teilen, das Sie verlassen haben, dann können Sie manchmal damit durchkommen.
Es ist hilfreich, ein paar Nachforschungen über denjenigen anzustellen, der das Vorstellungsgespräch mit Ihnen führt. Fall diese Person auch einmal in besagter Hölle auf Erden gearbeitet hat, kann dies sogar eine Verbindung zwischen Ihnen herstellen.
Im Anschluss an meine Phase des häufigen Stellenwechsels habe ich acht Jahre im ein und demselben Team gearbeitet, was wohl beweisen dürfte, dass die Credit Suisse richtig damit lag, meine Erklärung zu akzeptieren. Zum Ende hin wurde das Ganze etwas lächerlich, und ich würde einen Stellenwechsel im Rhythmus von 18 Monaten nicht unbedingt als geeignetes Mittel empfehlen, um die Karriereleiter emporzusteigen.
Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass der häufige Stellenwechsel gar kein so großes Hindernis war, wie die Leute aus der Personalabteilung gesagt hatten, die darin einen offensichtlichen Interessenkonflikt sahen. Er sollte aber nie der Grund sein, weshalb ein junger Mensch eine tolle Chance nicht beim Schopf packt.
Dan Davies zog sich letzten Endes doch aus dem Bereich der Aktienanalyse zurück, nachdem er in fünfzehn Jahren für neun verschiedene Unternehmen gearbeitet hatte.