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Weshalb Ihr Vorgesetzter in Ihrer Bank nie in den Ruhestand gehen wird

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Es spielt keine Rolle, ob Sie die Karriereleiter hinaufsteigen oder den Stellenmarkt im Auge behalten, die traurige Wahrheit über die Investmentbanken – oder so gut wie jede andere Branche – lautet: Das Organigramm ist zugleich die Alterspyramide.

Verzeichnen die Banken schnelles Wachstum, kann man diese Tatsache getrost außer Acht lassen, da dann neue Stellen geschaffen werden. In ruhigeren Phasen ändert sich an der Anzahl der freien Stellen im Topmanagement jedoch nur dann etwas, wenn sich jemand aus der oberen Führungsebene in den Ruhestand verabschiedet oder anderweitig orientiert.

Daher zahlt es sich aus, sich Gedanken darüber zu machen, was es mit dem Ruhestand der Generation vor Ihnen auf sich hat. Es ist alles andere als erbaulich, wenn man zu den zahlreichen Directors im mittleren Alter zählt, die sich um einen alternden Managing Director scharen, vor allem wenn dieser zu kränkeln scheint, doch genau hier ergeben sich Gelegenheiten. Sollten Sie davon träumen, eines schönen Tages auf seinem Stuhl Platz nehmen zu dürfen, müssen Sie der Wahrheit ins Gesicht sehen:

Ihre Chancen stehen nicht gerade gut. Senior Banker gibt es normalerweise nur in zwei Versionen: Bei der einen handelt es sich um ehrgeizige Typen, die am liebsten die Weltherrschaft übernehmen würden. Vergessen Sie diese am besten, denn für sie ist ihr Job ihr Leben und freiwillig gehen sie niemals in den Ruhestand.

Und die andere Version? Das sind diejenigen, die oben angekommen sind, weil sie gut in ihrem Job sind, aber nicht, weil er alles für sie ist. Sie träumen von einem entspannten Leben ganz ohne Arbeit, sobald sie ihre Schäfchen ins Trockene gebracht haben.

Die Ruhestandsplanung des zweiten Typs hat sich in Amerika schon immer nach der Höhe der Studiengebühren gerichtet. Ganz gleich, wie gut die Marktlage auch sein mag, wer vier Mal im Jahr einen Scheck in fünfstelliger Höhe für die Studiengebühren seiner Sprösslinge ausstellen muss, kann nicht auch noch große Summen für den Ruhestand zurücklegen.

Damit Sie wissen, wann jemand aller Voraussicht nach seinen Ruhestand antritt, sollten Sie wissen, wie alt dessen jüngstes Kind ist. Sobald dessen Schuluniform in der Altkleidersammlung gelandet ist, werden die Tage bis dahin gezählt. In der Regel dauert es dann noch etwa drei Jahre, bis das Kind seinen Bachelor macht.

Leider gilt diese nützliche Faustregel jedoch möglicherweise nicht länger. Die Studiengebühren werden immer höher, und die Kinder müssen beim Erwerb der eigenen Wohnung tatkräftig unterstützt werden.

Wann man schließlich in den Ruhestand geht, entscheidet nicht zuletzt das finanzielle Polster, das für Senior Investment Banker in London eng mit dem Immobilienmarkt verknüpft ist. In eine kleinere Behausung oder aufs Land zu ziehen, ist oft ein wesentlicher Bestandteil der Planung. Verkaufserlöse oder die Mieteinnahmen aus einem Prestigeobjekt sind häufig der ausschlaggebende Faktor bei der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Dies gilt umso mehr für die derzeitige Generation von Bankern, die Mitte bis Ende fünfzig sind und denen klar ist, dass sie nur dann in vollem Umfang von einer äußerst großzügigen betrieblichen Altersfürsorge profitieren, die von den Banken in den 1980er und 1990er Jahren initiiert wurde und in die jetzt aber so gut wie nichts mehr eingezahlt wird, wenn sie solange arbeiten, bis sie das gesetzliche Ruhestandsalter erreicht haben.

Auf den Punkt gebracht bedeutet dies, dass sich vieles nach hinten verschieben wird. Der Londoner Immobilienmarkt ist gerade im gehobenen Bereich nicht in Bestform. Die Verkaufspreise sinken und es dauert immer länger, bis hochpreisige Wohnobjekte an den Mann gebracht werden können. Jetzt, wo der Brexit vor der Tür steht, ist es unwahrscheinlich, dass im Ausland tätige Führungskräfte wieder zurück nach Großbritannien ziehen. Noch unwahrscheinlicher ist, dass sie sich dann an mehrjährige Mietverträge binden. Es wird nicht mehr so einfach sein, eine vorzeitige Pensionierung zu finanzieren.

Damit erscheint die Alternativ reizvoll, die letzten paar Jahre bis zum gesetzlichen Ruhestandsalter auszusitzen oder auf ein großzügiges Angebot im Rahmen eines Aufhebungsvertrags zu warten. Der ehrgeizige Mitarbeiter auf mittlerem Karrierelevel muss wohl noch länger darauf warten, bis das große Eckbüro frei wird.

Dan Davies ist ein ehemaliger Investmentbanker, der zurzeit eine Fünf-Zimmer-Wohnung im Norden Londons sucht.


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