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GASTBEITRAG: Wie meine männlichen Kollegen zu meiner Unfruchtbarkeit beitragen

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Ich gehöre zur Minderheit der Frauen im Banking. Ich bin Vice President und arbeite fast zehn Jahre in der Investment Banking Division einer europäischen Bank in London. Mittlerweile habe ich ein Alter erreicht, in dem viele Frauen bereits Kinder haben. Auch ich hätte gerne ein Kind, aber meine Bankingkarriere erschwert es mir erheblich, schwanger zu werden.

Für eine Bankerin mit Mitte 30 stellt Fruchtbarkeit keine Selbstverständlichkeit dar. Wenn Sie 80 Stunden pro Woche arbeiten und erschöpft sind, dann fällt die Empfängnis nicht so leicht, wie sich das viele vorstellen. Ich weiß, wovon ich spreche, und ich bin auch nicht die einzige, die mit diesem Problem zu kämpfen hat. Die hohe Arbeitsbelastung, der ständige Stress und der Schlafmangel machen nicht allein die Partnersuche schwer, sondern sind auch das Rezept für hormonelle Schieflagen und Unfruchtbarkeit. Je länger ich im Banking arbeite, desto mehr komme ich zu der Überzeugung, dass ich eine Entscheidung treffen muss: für die Schwangerschaft oder für die Chance, es zum Managing Director zu  bringen.

Meine männlichen Kollegen stehen nicht vor diesem Problem. Sie können leicht Kinder zeugen – oft mit Frauen, die außerhalb des Bankings arbeiten. Außerdem macht ihre Familiengründung es mir noch schwerer.

Ich den vergangenen Jahren haben viele meiner männlichen Kollegen Familien gegründet. Sie nehmen alle Elternzeit – meist einen Monat, manchmal sogar länger und sobald sie zurückkommen, erwarten sie etwas weniger zu arbeiten. Beispielsweise wurde ich kürzlich gebeten, ein zusätzliches Projekt zu übernehmen, weil ein Kollege gerade Vater geworden ist. Er wollte mehr Zeit mit seinem Baby verbringen und könne nicht so viel arbeiten wie ich.

Ich befinde mich also in einem Teufelskreis. Je mehr männliche Kollegen Kinder bekommen, desto mehr Arbeitsleistung wird von mir verlangt und desto niedriger fallen meine Chancen aus, selbst schwanger zu  werden. Sie können also meinen Ärger verstehen.

Es ist an der Zeit, diese Problematik offen anzusprechen. Viele Frauen meines Alters in den Finanzdienstleistungen haben das gleiche Problem. Es gilt als unangebracht die Arbeit zurückzuschrauben, wenn all die jungen Väter – und davon gibt es einige – von ihrer immer noch kinderlosen Kollegin erwarten, härter als sie selbst zu arbeiten. Keiner diese Männer nimmt sich die Zeit, die Frauen, mit denen er zusammenarbeitet, wirklich zu verstehen oder die Opfer zu schätzen, die sie erbringen.

Männer und Frauen sind eben nicht gleich. Frauen können und wollen ebenso hart wie Männer arbeiten, doch dies nur unter beträchtlichen Kosten. Dies ist der Grund, weshalb so viele weibliche Führungskräfte keine Kindern haben. Dagegen besitzen die meisten männlichen Banker Kinder. Zwar entscheiden sich einige Frauen gegen Kinder, vielen wird das aber aufgezwungen. Die männlichen Banker müssen dafür endlich sensibler werden. Sie müssen aufhören, sich mit ihren Kindern zu brüsten und von ihren kinderlosen Kolleginnen zu erwarten, einen Teil ihrer Arbeit zu übernehmen, wenn sie sich mehr Zeit für ihre Kinder nehmen.

Bei Laura McDonald handelt es sich um ein Pseudonym. Sie arbeitet als Vice President bei einer Bank in London.


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