Die Solarisbank hat sie schon und N26 auch: die Banklizenz. Mit einer Lizenz ändert sich vieles. „Plötzlich brauchen Sie Experten für Geldwäsche, Compliance, Datenschutz und Anwälte, die sich mit dem IT-Recht auskennen“, berichtet Headhunterin Stefanie Storck von TF Executives in Frankfurt. „Wenn Fintechs erst einmal eine Banklizenz besitzen, dann gleichen sich ihre Personalanforderungen ganz schnellt denen der Banken an.“
Nicht die einzige Folge: Fintechs mit einer Banklizenz sind mittlerweile bereit, für die oben genannten Profile ähnliche Gehälter wie traditionelle Banken zu zahlen. „Früher haben noch viele versucht, die Mitarbeiter günstiger einzukaufen, doch heute zahlen sie die gleichen Gehälter wie die Banken auch“, erzählt Storck. Aufgrund der hohen Nachfrage nach einschlägigen Profilen in Frankfurt sei alles andere auch wenig erfolgsversprechend. „Diese Leute achten aufs Gehalt und kommen nicht wegen der Start-up-Atmosphäre.“
Natürlich haben ebenso wie Banken die Fintechs mit und ohne Banklizenz einen unstillbaren Bedarf an Front und Back End-Entwicklern. Laut Storck ziehen z.B. Software-Entwickler noch immer Fintechs den klassischen Banken vor. Diese würden größeren Wert auf moderne Technologien legen und wollten sich nicht mit veralteten Systemen herumschlagen, wie es bei traditionellen Banken an der Tagesordnung sei. „Entwickler sind beim Gehalt flexibler. Bei ihnen ziehen Atmosphäre und Inhalte immer noch mehr als bei anderen Profilen.“
„Bei Fintechs mit Banklizenz fällt die Schnittmenge zu traditionellen Banken tatsächlich vergleichsweise hoch aus. Einige von ihnen befinden sich auch in direkter Konkurrenz zu traditionellen Banken“, bestätigt Headhunter Hans Mantell von FRED Executive Search in Frankfurt. „Allerdings muss man da genauer auf Geschäftsmodell und Bedarf schauen.“
Die meisten Jobs würden weiterhin Fintechs ohne Banklizenz anbieten und dort falle die Überlappung zu den Banken deutlich geringer aus. Neben den Klassikern wie Entwicklern würden viele Fintechs derzeit nach Vertriebsexperten suchen. „Das können Spezialisten für Business Development, Technical Account Management oder auch Hard Sales für B2B oder B2B2C sein“, erläutert Mantell. Geeignete Kandidaten sollten nicht nur Sales-Erfahrung und technischen Tiefgang, sondern auch eine „Affinität“ zu Finanzprodukten mitbringen.
Hört sich nach einem Ausstiegsweg für so manchen Banker an. Doch die Dinge liegen nicht so einfach. „Klassische Banker haben oft mit solchen Rollen Schwierigkeiten, da ihnen meist das technische Wissen fehlt und auch kulturell große Unterschiede bestehen“, warnt Mantell. In der Branche würden eher Lösungen als Produkte verkauft. Daher würden Fintechs häufig Sales-Experten von Technologieunternehmen bevorzugen. „Aber auch das hängt natürlich vom Einzelfall ab.“
Falls Sie eine vertrauliche Nachricht, einen Aufreger oder einen Kommentar loswerden wollen, zögern Sie nicht! Schreiben Sie einfach an Florian Hamann. fhamann@efinancialcareers.com.
““