Über die Karriere im Investment Banking entscheidet oft schon die Wahl der richtigen Uni. Denn Banken tendieren dazu, immer von den gleichen Hochschulen einzustellen. In Großbritannien ist die Sache einfach, es handelt sich um die einschlägigen Verdächtigen wie Oxford, Cambridge und die London School of Economics. Doch wie sieht die Situation in Frankfurt aus? Dazu hat Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt 130 Lebensläufe von Analysten und Associates ausgewertet, die im deutschen Investment Banking arbeiten. Berücksichtigt wurden dabei nur die Tier 1 und Tier 2-Player Bank of America, Barclays, BNP Paribas, Credit Suisse, Deutsche Bank, JP Morgan, Morgan Stanley und Rothschild. Diese machen aber mehr als die Hälfte der jungen Investmentbanker in Deutschland aus. Von daher ist die Untersuchung mehr als nur eine Stichprobe.
Im Vergleich zu vor zweieinhalb Jahren hat es einen empfindlichen Wechsel an der Spitze gegeben. Während 2016 noch die meisten jungen Investmentbanker einen Abschluss der EBS Uni für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel mitbrachten, landet die Privathochschule heute nur noch auf einem sechsten Platz. Der Reputationsschaden, den die EBS 2011 erlitt, schlägt sich jetzt in den Statistiken nieder.
2018 haben die meisten jungen Investmentbanker nicht etwa an einer teuren Privathochschule studiert, sondern an der Uni Mannheim. Mit einem Anteil von 17 Prozent liegt sie spürbar vor der zweitplatzierten Frankfurt School of Finance and Management, dicht gefolgt von der Goethe-Uni mit 13 Prozent. Damit haben allein 44 Prozent an einer dieser drei Hochschulen aus dem Rhein-Main-Gebiet studiert. Offenbar stellt die räumliche Nähe einen wichtigen Standortvorteil dar.
Auffallend ist auch der empfindliche Zuwachs an ausländischen Studienabschlüssen. Von den 16 besten Unis für einen Einstieg ins Frankfurter Investment Banking liegen zehn im Ausland. Mit 10 Prozent schaffte es die Uni St. Gallen auf den fünften Platz und die London School of Econmics auf den achten Rang. Die einzige nichteuropäische Uni stellt übrigens die Columbia University aus New York dar.
„Die jungen Deutschen zieht es nicht nur für ein Exchange Semester ins Ausland, sondern ein nennenswerter Teil studiert vollständig dort“, kommentiert Tamm. „Die Londoner Hochschulen sind schon länger beliebt. Neu in unserem Ranking ist Rotterdam. Maastricht und Bocconi sowie die HEC Paris haben ihre Positionen ausgebaut.“
Da die Mehrheit der jungen Investmentbanker Bachelor und Master mitbringt, sind in die Statistik Mehrfachnennungen eingeflossen. Lediglich 35 Prozent der Analysten und Associates besitzen lediglich einen Bachelor, 61 Prozent hingegen Bachelor und Master. Die restlichen 5 Prozent entfallen auf einige wenige Juristen sowie die letzten Absolventen der Diplomstudiengänge. Dagegen seien MBAs und Promotionen die große Ausnahme.
„Wir haben genau analysiert: Keine Bank hat nur Bachelors oder nur Masterabschlüsse, man kann nur leichte Tendenzen erkennen“, sagt die promovierte Wirtschaftswissenschaftlerin. „Das bedeutet: Wenn ein Graduate es schafft, in der Zeit als Bachelor eine Auslandsstation zu haben, mindestens ein Praktikum bei einer anerkannten Bank im Investment Banking zu absolvieren und der Lebenslauf einen Fokus auf Corporate Finance erkennen lässt, hat er oder sie gute Chancen bei jeder Bank und braucht keinen Master.“
Auch wer nicht an den im Ranking gelisteten Hochschulen studiert hat, hat durchaus Chancen bei einer renommierten Investment Bank in Frankfurt unterzukommen. „In unserer Stichprobe haben wir Graduates, die in Passau, Kufstein, Magdeburg, Bamberg oder Kiel studiert haben und erfolgreich ihren Weg ins amerikanische Investment Banking geschafft haben.“
Nach der Studie von Tamm sind exzellente Studienabschlüsse zwar verbreitet, aber keinesfalls so selbstverständlich wie viele vermuten. „Professionals der Tier 1-Investmentbanken geben sich gerne den Anschein, dass sie alle zu den 5 Prozent der Besten ihres Jahrgangs gehört hätten“, berichtet Tamm. „De facto hat etwa jeder vierte von ihnen einen so herausragenden Abschluss und jeder dritte gehört zu den besten 10 Prozent eines Absolventenjahrgangs. Auch wenn wir in einer Reihe von Lebensläufen ‚distinction‘, ‚dean’s list‘, ,summa cum laude‘, und ‚honors‘ lesen, hat über die Hälfte der Juniors gute, aber keine großartigen Noten.“
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