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Die fünf Fallstricke eines Gegenangebots

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Gegenangebote stellen gewissermaßen den letzten Strohhalm eines Arbeitgebers dar, um einen geschätzten Mitarbeiter vom Abgang abzuhalten. In einem Gegenangebot bietet ein Arbeitgeber dem Mitarbeiter – nach dessen Kündigung – mehr Geld an. Doch die Annahme eines solch verlockenden Gegenangebots stellt für Angestellte nur selten eine kluge Wahl dar.

1. Headhunter mögen Gegenangebote gar nicht

„Dass Kandidaten ein Gegenangebot annehmen, kommt immer wieder einmal vor. Für uns als Personalberater stellt dies neben einer Kündigung in der Probezeit den größtmöglichen Gau dar“, warnt Headhunter Markus Michel von der Contagi Personalberatung in Frankfurt. Nach der eigentlichen Vermittlung bis zum Antritt des Kandidaten beim neuen Arbeitgeber könnten schon einige Monate vergehen. „Das stellt eine gefährliche Zeit dar. Wir versuchen den Kandidaten aber so zu briefen, dass das nicht vorkommt“, erzählt Michel. Wenn man einen Kandidaten auf die Problematik anspreche, dann erkenne man oft bereits, ob er für so etwas empfänglich ist oder nicht.

2. Das Thema Kündigungen ist in Deutschland zu emotionalisiert

„Gegenangebote kommen in Deutschland vor, aber nicht so häufig wie es der Fall sein könnte“, erzählt Karrierecoach Gunnar Belden von der Maturias Personalberatung in Potsdam. „Das Thema Kündigung wird in Deutschland emotionaler wahrgenommen als in dynamischeren Märkten.“ So sei  ein häufiger Arbeitsplatzwechsel in England etwa verbreiteter als hierzulande. Entsprechend häufiger werde dort von dem Instrument Gebrauch gemacht. Dagegen würde die Kündigung eines Mitarbeiters in Deutschland zumeist als Affront begriffen, weshalb es seltener zu Gegenangeboten komme.

3. Gegenangebote zeigen, dass etwas falsch gelaufen ist

Für Belden stellen Gegenangebote nichts anderes als Nachverhandlungen dar. Es handle sich meist um einen Hinweis, dass schon vorher etwas schiefgelaufen ist. Entweder sei der Beschäftigte zuvor unzureichend bezahlt worden oder der Arbeitgeber habe es versäumt, den Mitarbeiter jenseits des monetären Aspekts zu motivieren. „Das Gegenangebot ist also ein gutes Mittel zur falschen Zeit“, resümiert Belden.

Der Karrierecoach gesteht indes ein, dass Geld für das Selbstverständnis eines Bankers eine größere Rolle spielen mag als für einen Ingenieur in der Autoindustrie. „In den Finanzdienstleistungen gibt es weniger Markentreue“, ergänzt Belden. Vielen Bankern sei es egal, ob sie bei der Investment Bank X oder Y arbeiten, so lange diese sich auf dem gleichen Level befänden.

Auch Michel glaubt, dass mehr Geld allein keine gute Basis für eine längerfristige Zusammenarbeit darstellt. „Die Halbwertzeit eines höheren Gehalts ist sehr gering“, kommentiert der Personalberater.

4. Niemals ein Gegenangebot fordern

Belden rät jedem Angestellten dringend davon ab, mit einem Jobangebot zu seinem Chef zu laufen und diesen um ein Gegenangebot zu bitten. „Der Arbeitgeber fühlt sich dann erpresst, selbst wenn der Arbeitnehmer ein Gegenangebot nicht selbst angesprochen hat“, warnt Belden. Auch wenn sich das Unternehmen darauf einlasse, würden die Nachteile für die Karriere überwiegen. „Die Reputation des Mitarbeiters ist dann beschädigt. Das stellt eine schlechte Ausgangsbasis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit dar.“

„Das sind ungute Gepflogenheiten“, meint Karrierecoach Jochen Gabrisch aus Frankfurt. „Auch wenn es den Job fürs Leben nicht mehr gibt, handelt es sich doch um eine Söldnermentalität.“ Falls jemand eine Gehaltserhöhung wolle, könne er seinen Marktwert testen und den Arbeitgeber um eine Erhöhung bitten. Ein konkretes Angebot eines neuen Arbeitgebers vorzulegen, komme indes einer Erpressung gleich. „Damit hat man dann einen bestimmten Ruf weg“, warnt Gabrisch.

Unterdessen weiß Michel von einer Bank zu berichten, die nur bei der Vorlage eines Konkurrenzangebots zu einer Gehaltserhöhung bereit sei. „Das hat natürlich den anderen Banken gar nicht gefallen“, erzählt Michel. Diese hätten Zeit auf die Anheuerung eines neuen Mitarbeiters verwandt und am Ende ging es nur um eine Gehaltserhöhung.

5. Mit der Annahme eines Gegenangebots verprellt man gleich zwei Arbeitgeber

Auch ohne eine vorherige Erpressung stellt die Annahme eines Gegenangebots immer ein riskantes Unterfangen dar. „Mit der Annahme verbrennt man gleich zwei potenzielle Arbeitgeber“, sagt Belden; den alten und den eigentlich neuen. „Dort ein Jahr später noch einmal anzuklopfen, stellt keinen gangbaren Weg dar. Niemand ist gern zweite Wahl.“

Wer ein Gegenangebot annimmt, begebe sich in die Anhängigkeit des alten Arbeitgebers, warnt Michel. „Ich kann Ihnen Brief und Siegel geben, dass wer ein Gegenangebot annimmt, kein Jahr mehr in dem Job bleibt.”


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