Nicht nur Human Resources interviewt Banker in Vorstellungsgesprächen. Abgesehen von den Analysten kann jeder gebeten werden, ein Vorstellungsgespräch durchzuführen. Das gilt besonders bei der Einstellung von Hochschulabsolventen. Dabei soll es sich bei einem Vorstellungsgespräch um einen Dialog zwischen zwei Personen handeln, die versuchen sich besser kennenzulernen und festzustellen, ob der Bewerber die richtige Wahl für die fragliche Stelle ist. Jedes Gespräch sollte unterschiedlich ausfallen, weil auch jeder Kandidat ganz verschieden ist. Falls Sie auch zu den Betroffenen zählen, die potenzielle Banker interviewen, dann haben wir hier zehn Tipps für Sie zusammengestellt:
1. Schauen Sie sich das Anforderungsprofil für die Stelle genau an. Wonach suchen Sie überhaupt?
2. Untersuchen Sie den Lebenslauf kritisch. Konzentrieren Sie sich auf Wendepunkte in der Karriere des Kandidaten und erkennen Sie die Lücken im Lebenslauf. Denken Sie darüber nach, ob der Bewerber zu dem Anforderungsprofil passen könnte. Achten Sie auch auf Angaben, die Auskunft über den Charakter des Kandidaten geben.
3. Schauen Sie sich die Compliance-Regeln an, wonach Sie den Bewerber fragen dürfen und wonach nicht. Alles was der Kandidat von sich aus im Lebenslauf erwähnt, danach können Sie ihn auch im Vorstellungsgespräch fragen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, wonach Sie tatsächlich fragen dürfen, dann sollten Sie dies vorab mit den Compliance-Verantwortlichen abstimmen und nicht erst, nachdem Sie ins Fettnäpfen getreten sind.
4. Schaffen Sie eine angenehme Atmosphäre und vermeiden sie jegliche Stressfragen. Der Stress, den Sie auf einen Kandidaten in einem Vorstellungsgespräch ausüben, unterscheidet sich qualitativ von demjenigen Stress, dem der Bewerber im Arbeitsalltag unterlieg. Daher sagen Stressfragen wenig darüber aus, ob ein Kandidat für die zu besetzende Stelle geeignet ist. Sinnvoller sind ein oder zwei Fragen über einzelne Aspekte aus dem Lebenslauf, die mit Stress einhergegangen sein könnten. Sie werden viel mehr über den Bewerber herausfinden, wenn er sich entspannen und öffnen kann.
5. Stellen Sie offene Fragen über den Lebenslauf und die Berufserfahrungen des Kandidaten. Offene Fragen geben den Kandidaten die Gelegenheit zu erzählen, wer sie wirklich sind.
6. Vermeiden Sie vorgefertigte Fragen wie „Erzählen Sie mir von Ihrer größten Leistung“, oder „Welches ist Ihre größte Schwäche?“ Denn darauf werden Sie auch nur vorgefertigte Antworten erhalten.
7. Erkunden Sie die Motivation des Kandidaten. Fragen nach dem „Wieso“ sind weitaus interessanter als Fragen nach dem „Was“ oder „Wie“. Das gilt besonders, wenn Sie fragen, weshalb der Kandidat seinen alten Job aufgegeben hat und wieso er den fraglichen Job haben möchte.
8. Versuchen Sie eine Beziehung aufzubauen. Es gibt eine Menge unterschiedlicher Leute, die für den gleichen Job geeignet sind. Daher lautet die Frage nicht nur, ob der Kandidat den Job erledigen kann, sondern auch ob es sich um einen Persönlichkeit handelt, mit der Sie zusammenarbeiten möchten.
9. Seien Sie offen: Die Person, die vor Ihnen sitzt, ist vielleicht nicht für die fragliche Stelle geeignet, doch vielleicht ist sie für eine andere offene Stelle genau richtig. Falls Sie diesen Eindruck hegen, dann sollten Sie auch eine entsprechende Empfehlung geben.
10. Seien Sie fair: Jeder Bewerber in einem Vorstellungsgespräch kann später einmal einer Ihrer Kunden werden. Nicht nur aus Anständigkeit, sondern auch aus diesem Grund sollten Sie jeden Bewerber respektvoll behandeln. Selbst wenn Sie sich schließlich gegen ihn entscheiden, sollten Sie ihm das Gefühl vermitteln, dass ihm eine faire Chance gegeben wurde, den Job zu erhalten. Sie können nie wissen, ob sich dies später einmal für Sie auszahlen wird. Auch wenn sich der Kandidat schlecht behandelt fühlt, kann dies später Folgen für Sie haben.
David N. Schwartz ist Chef des Recruitmentunternehmens DN Schwartz & Co und war früher als Head of Recruitment bei Goldman Sachs tätig.
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