Dem ehemaligen Eigenhändler der Deutschen Bank Christian Bittar wurde laut der Nachrichtenagentur Bloomberg ein Bonus von 40 Mio. Euro aberkannt. Bittar war in den Libor-Skandal verwickelt und hat die Bank in 2011 verlassen.
Laut einer Stellungnahme der Deutschen Bank seien diese Bonusansprüche jedoch wieder einkassiert worden. Demnach hat es sich wohl um aufgeschobene Ansprüche aus den Jahren vor 2011 gehandelt. Da zu dieser Zeit die meisten Banken die Auszahlung hoher Boni über drei Jahre streckten, datieren die Ansprüche also aus 2008. Dies dürfte indes auch bedeuten, dass die Bank zwei Drittel der Ansprüche bereits an Bittar ausbezahlt haben müsste. Dies wollte die Deutsche Bank unterdessen nicht kommentieren.
Eine mit den Vorgängen vertraute Person gab gegenüber eFinancialCareers an, dass Bittar zwischen 2008 und 2010 für ein einziges Jahr einen Bonus in Höhe von 50 Mio. Dollar erhalten habe. In den fünf Jahren, bevor er die Bank verließ, sei er für Gewinne von insgesamt 1,7 Mrd. Euro verantwortlich gewesen. Bei dem gesamten Desk summierten sich die Profite in dieser Zeit sogar auf 3 Mrd. Euro.
Laut dem Headhunter Jason Kennedy hätten die Eigenhändler üblicherweise 12 bis 15 Prozent der von ihnen generierten Gewinne erhalten. Rein rechnerisch hätte Bittar also in den fünf Jahren Bonusansprüche von etwa 255 Mio. Euro angehäuft. Dagegen geht ein anderer Headhunter, der ungenannt bleiben möchte, eher von einer Gewinnbeteiligung von 5 Prozent aus, was auf die immer noch stolze Summe von etwa 85 Mio. Euro hinauslaufen würde.
Die Deutsche Bank gab an, dass Bittars Strategie auf „einer legitimen Sicht des Marktes beruhte, was das Porfolio-Risiko während der Finanzkrise diversifizierte und verringerte.“ Weiter gäbe es keine Verbindung zwischen „dem unangemessenen Verhalten einer begrenzten Zahl von Angestellten“ und den Gewinnen aus Bittars Trades. Mithin gäbe es auch keinen Zusammenhang zwischen der Manipulation des Londoner Referenzzinsatzes Libor und Bittars Erträgen.
In der Untersuchung des Libor-Skandals kam heraus, dass der UBS-Trader Tom Hayes für die Bank innerhalb von drei Jahren Erträge von 260 Mio. Dollar generierte. Bittar wiederum mag sich daran stören, dass ihm Bonusansprüche in Höhe von 40 Mio. Euro gestrichen wurden. Überdies wurde er im Dezember 2011 vor die Tür gesetzt, womit ihm auch der Bonus für dieses Jahr entgangen sein dürfte. Angeblich musste er vor seinem Abgang noch eine Auszeit nehmen. Bittar arbeitet mittlerweile für den Hedgefonds Blue Crest in der Schweiz und antwortete nicht auf eine Bitte um eine Stellungnahme.
Dabei hat die Affäre um den Libor-Skandal das Potenzial den Co-Chef der Deutschen Bank Anshu Jain zu beschädigen. „Jain wird durch die Libor-Untersuchung geschwächt“, sagt Bankenanalyst Andreas Pläsier von Warburg Research in Frankfurt. Falls er an der Libor-Affäre in irgendeiner Weise beteilig sein sollte, dann dürfte es für ihn sehr eng werden.
