Die Banken in der Schweiz und anderswo investieren viel Geld in die Optimierung ihrer Prozesse, in Controlling und Compliance. Eine Posse bei der Credit Suisse dokumentiert jetzt, dass es noch ein langer Weg zu akzeptablen Verhältnissen ist. Was ist geschehen?
Der Fall Galbraith
An einem Tag im Januar hat die Credit Suisse 1,5 Mio. Dollar „versehentlich“ auf ein Konto bei der Royal Bank of Canada überwiesen, wie die New York Times berichtet. Das Konto gehörte dem Hedgefonds Galbraith Capital Investment Management, der allerdings eine kleines Problem aufwies: Er befand sich in der Abwicklung. Die Credit Suisse hatte für den Hedgefonds offensichtlich die Prime Brockerage erledigt. So werden Bankdienstleistungen wie Trading oder Finanzierungen für Hedgefonds bezeichnet. Erst zwei Wochen später erkannte die Credit Suisse ihren Fehlgriff und verlangte die anderthalb Milliönchen zurück. Auf den Zahlungseingang wartet sie noch heute.
Denn der Eigner des Hedgefonds Joseph B. Galbraith hat sich anscheinend mit den 1,5 Mio. Dollar abgesetzt. Es scheint sich ohnehin um eine schillernde Persönlichkeit zu handeln. So warnt die monegassische Finanzaufsicht „Commission for he Control of Financial Activities“ ausdrücklich vor einem Unternehmen mit ganz ähnlich lautenden Namen.
„Ein Unternehmen, das ‚Galbraith Capital‘ genannt wird, das fälschlicherweise behauptet, über Büros in Monaco zu verfügen, bietet Finanzberatung für Privatleute an, einschließlich von ungebetenen Telefonanrufen“, warnt die Behörde. Dieses Unternehmen verfüge im Fürstentum über keine Lizenz für derartige Geschäfte. Diese Warnung spricht zumindest dafür, dass sich der 42jährige derzeit irgendwo an der französischen Riviera aufhält, genügend Geld hat er ja.
Aus der Galbraith-Posse lässt sich jedenfalls entnehmen, dass die Berufschancen rund um die Themen Optimierung und Automatisierung des Back und Middle Office auf absehbare Zeit in der Schweiz hervorragend ausfallen. Dies bestätigen Headhunter.
Welche Profile in der Prozessoptimierung gesucht werden
Laut Headhunterin Katharina Wein von Oliver James Associates erfreuen sich einschlägige Profile anhaltender Nachfrage. „Bei den großen Unternehmen wird eigentlich immer gesucht“, berichtet Wein. „Auch die kleineren rüsten auf der Operational-Seite auf. Gesucht sind besonders Generalisten, die Kenntnisse in Business Analyse, Operational Risk und Compliance mitbringen.“ Allerdings seien entsprechende Profile nicht leicht zu finden. Meistens würden die Kandidaten einen Schwerpunkt haben und müssten die Bereitschaft mitbringen, sich in andere Gebiete einzuarbeiten.
In der Vergangenheit haben viele Banken mit selbstentwickelten IT-Plattformen gearbeitet, berichtet der auf IT spezialisierte Headhunter Mark Dowsett von Stamford Consultants in Zürich. Dagegen setzen die Banken heute vermehrt auf Standardlösungen. Während früher z.B. im Investment Banking die Performance im Vordergrund stand, sind es heute die Kosten. Eine wichtige Rolle bei diesem Umdenken spielten die wachsenden Regulierungsanforderungen. „Dies bei einer eigenen Lösung selbst umzusetzen, wäre sehr teuer“, erzählt Dowsett. Dagegen seien bei Standardlösungen Regulierungs- und Risikolösungen bereits integriert.
Darüber hinaus plane Julius Bär die Einführung einer neuen Kernbankensoftware. Je nachdem, ob Avaloq oder Temenos zum Zuge käme, werde dies zu einem Nachfrageschub nach entsprechenden Spezialisten führen. „Solche Leute werden sehr gut bezahlt“, sagt Dowsett. Besonders auf dem Markt für deutschsprachige Temenos-Experten könne es gegebenenfalls sehr eng werden.