Die Kontaktaufnahme mit Personalvermittlern ähnelt mitunter der Kommunikation mit einem Teenager: Sie antworten auf E-Mails nur unregelmäßig und dann nur, sobald sie etwas von Ihnen wollen. Ihre Mobiltelefone scheinen immer ausgeschaltet zu sein und Ihre Anrufe landen stets auf der Mailbox. Schließlich werden Sie über Wochen ignoriert.
Anders als Teenager handeln Personalvermittler nicht unvernünftig. Wenn Sie also sechs Nachrichten hinterlassen und niemals eine Antwort erhalten haben, dann sollten Sie vielleicht von einem siebten Anruf absehen. Wir haben mit Personalvermittlern darüber gesprochen, wie diese von Bewerbern verfolgt werden.
1. Sie werden ignoriert, wenn Sie sich panisch auf alle erdenklichen Jobs bewerben
„Regelmäßig sehen wir, wie sich dieselben Leute in einer Woche auf fünf bis sechs Jobs bewerben Share on twitter“, erzählt der Chef eines Recruitment-Unternehmens. „Sie lesen nur den Jobtitel und klicken auf ‚versenden‘, ohne auch nur zu registrieren, dass ihre Berufserfahrung überhaupt nicht passt.“
Diese Bewerber seien „entmutigt“, erzählt der Personalvermittler. Sie haben von früheren Bewerbungen keine Rückmeldung erhalten und senden daher in rasender Geschwindigkeit immer häufiger Ihren Lebenslauf hinaus. Dabei übersähen sie jedoch, dass sie damit ihre Chancen nur noch weiter verringern.
2. Sie werden ignoriert, wenn Sie den Vermittlungsprozess missverstehen
Zunächst gibt es zwei verschiedene Formen von Personalvermittlern: Die einen nennen sich Headhunter oder „Executive Search Consultants“ und werden nur im Auftrag ihrer Kunden tätig. Bei den anderen handelt es sich um „Contingency Recruiter“. Sie versuchen Kandidaten an Arbeitgeber zu vermitteln, ohne hierfür beauftragt worden zu sein. Auch dafür kassieren sie eine Gebühr. Dies bedeutet jedoch: Es macht nur Sinn, einen Lebenslauf an einen „Contingency Recruiter“ zu versenden. Denn Headhunter schalten keine Anzeigen und kontaktieren nur Kandidaten, an denen sie tatsächlich interessiert sind. Allerdings gibt es Personalvermittler, die auf beide Weisen Geld verdienen.
„Eine Menge Leute rufen uns an“, erzählt ein Headhunter. „Aber wir vermitteln nicht jedermann. Wir werden immer von unseren Kunden beauftragt, ganz bestimmte Sorten von Leuten zu finden und wenn jemand nicht auf dieses Profil passt, dann können wir ihm nicht weiterhelfen. Es handelt sich um ein anderes Geschäftsmodell.“
3. Sie werden ignoriert, wenn Sie glauben, Ihr Managing Director-Titel qualifiziere Sie für alles
Nur weil Sie bereits ein Managing Director sind oder langjährige Berufserfahrung im Banking mitbringen, qualifiziert Sie das noch nicht, sich auf jede offene Position eines Managing Directors zu bewerben. „Gerade jetzt suche ich einen Head of M&A mit einer Jahresvergütung von 3 Mio. Pfund (4,2 Mio. Euro)“, sagt ein Recruiter. „Unter den Bewerbern befinden sich ein Managing Director aus dem Treasury, ein Investor Relations Analyst, der vor sechs Jahren sein Studium abgeschlossen hat, und ein Global Head of Operations, der seine ganze Karriere mit der Abstimmung von Konten verbracht hat. Die Leute glauben, nur weil sie Managing Director sind, sich auf alles bewerben zu können.“
4. Sie werden ignoriert, wenn Sie sich bei einer erstklassigen Bank bewerben und bislang in der zweiten und dritten Reihe gearbeitet haben
Beim Banking handelt es sich um eine sehr markenbewusste Branche. Wenn Sie in 2007 bei Morgan Stanley gearbeitet haben, gibt Ihnen das noch längst keinen Freifahrtschein für die Anstellung bei JP Morgan in 2015. „Ich kenne einen Managing Director, der mich ständig anruft und bittet, ihn für Jobs bei Großbanken vorzuschlagen“, berichtet ein anderer Recruiter. „Ich musste ihm klarmachen, dass er seit acht Jahren nicht mehr für eine Großbank gearbeitet hat und dass sie an ihm nicht interessiert sind.“
5. Sie werden ignoriert, weil der Personalvermittler in Bewerbungen untergeht
Oft werden die Personalvermittler einfach nur von der schieren Menge an Bewerbungen erdrückt. „80 Prozent der Leute sind für die Jobs, auf die sie sich bewerben, völlig ungeeignet“, sagt ein Personalberater. „Etwa 5 Prozent passen und bei den übrigen 10 bis 15 Prozent handelt es sich um Leute, die wir in unsere Datenbank eingeben. Wir würden gerne mit allen sprechen, aber wir können das nicht. Mehr als eine vorgefertigte Antwort ist nicht drin.“