Falls der Weihnachtsmann im deutschen Investmentbanking nicht mit einer Woche Verspätung eintrifft und den Banken kurz vor Jahresschluss noch hohe Erträge schenkt, dann handelt es sich um kein gutes Jahr für die Branche hierzulande. Laut dem Datenanbieter Dealogic beliefen sich die Umsätze im Investment Banking (DCM, ECM, M&A und Syndicated Loans) im endenden Jahr gerade einmal auf 2,382 Mrd. Dollar, was gegenüber dem Vorjahr einen Einbruch von gut 17 Prozent bedeutet.
Da stellt es auch nur einen bescheidenen Trost dar, dass der Euro gegenüber dem Dollar binnen Jahresfrist um annähernd 10 Prozent nachgegeben hat und der Einbruch somit tatsächlich in Euro geringer ausgefallen ist. Damit würde es sich um das schwächste Jahr seit 2002 handeln.
Allerdings entwickelten sich die Geschäftsbereiche laut Dealogic recht unterschiedlich. So purzelten die Erträge im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen gerade einmal um gut 6 Prozent auf 761 Mio. Dollar. Dagegen ging es im Geschäft mit Anleihen (DCM) um gut 13 Prozent auf 802 Mio. Dollar und im Geschäft mit Aktien (ECM) um gut 26 Prozent auf 382 Mio. Dollar bergab.
Von den zehn größten Banken trifft es den heimischen Branchenprimus besonders heftig. Insgesamt fielen bei der Deutschen Bank die Investment Banking-Erträge um 34 Prozent auf 325 Mio. Dollar. Erzrivale JP Morgan konnte dagegen seine Erträge sogar um fast 37 Prozent auf 263 Mio. Dollar steigern. Auch bei Morgan Stanley ging es im laufenden Jahr leicht bergauf. Noch so ein Jahr und die Deutsche Bank fällt in ihrem Heimatmarkt hinter die US-Konkurrenz zurück. Die Nummer drei wiederum, Goldman Sachs, musste ein Minus von nur knapp 7 Prozent verkraften.
Wie sich das Investment Banking weltweit entwickelt
International sieht es hingegen besser aus. Global purzelten die Investment Banking-Erträge (DCM, ECM, M&A und Syndicated Loans) lediglich um knapp 9 Prozent auf 75 Mrd. Dollar. Doch auch hier gibt es je nach Sektor große Unterschiede. So verzeichnete das Anleihegeschäft (DCM) mit 23 Mrd. Dollar das beste Jahr seit der Finanzkrise. Dagegen stellte 2015 im Aktiengeschäft (ECM) mit 13,4 Mrd. Dollar das bislang schlechteste Jahr seit 2010 dar. Im Geschäft mit Fusionen und Übernahmen gaben die globalen Erträge um knapp 8 Prozent auf gut 19,7 Mrd. Dollar nach.
Falls die Dealogic-Daten zutreffen, dann schafft es die Deutsche Bank in 2015 nicht mehr in die Gruppe der fünf umsatzstärksten Investmentbanken der Welt – den sogenannten Tier 1-Banken. Vielmehr fällt sie hinter Citi auf den sechsten Platz zurück. Allerdings finden sich unter den Top-10 Investmentbanken der Welt mit Credit Suisse (Platz 7) und UBS (Platz 9) nur noch zwei weitere nicht-amerikanische Institute. Da sowohl Deutsche Bank als auch Credit Suisse einen kräftigen Strategieschwenk angekündigt haben, ist fraglich, ob beide Banken ihre immer noch starke Position im kommenden Jahr verteidigen können.