Ziehen Sie Ihren Kopf ein. Der Sensenmann geht derzeit in den Investmentbanken um. Die meisten Institute nehmen mehr oder weniger tiefe Einschnitte vor, dennoch wird auch im neuen Jahr weiter eingestellt. Wir haben Bank für Bank zusammengefasst, was Investmentbanker wissen müssen:
Bank of America Merill Lynch (BAML)
Wo die Reise hingeht: BAML hat bereits 200 Angestellte aus Sales and Trading vor die Tür gesetzt. Doch reicht das aus? Vielleicht. Weiter stellt sich die Frage, ob die Bank auch weiterhin sämtliche Geschäftsbereiche weiterführen wird. Laut Thomas Montag, Head of Global Banking and Markets haben sich die Regeln geändert und die Bank könne nicht mehr überall mitspielen. Dagegen hat BAML-Chef Brian Moynihan verlauten lassen, dass es sich „um ein schönes Geschäftsmodell, das die Eigenkapitalkosten erwirtschaftet“ handle. Mit anderen Worten: Die Bank habe ihr Investmentbanking bereits auf eine überschaubare Größe zusammengestutzt.
Überblick: Moynihan rechnet im neuen Jahr mit einer Erholung des Anleihegeschäfts. „Es wird viel über die Neupositionierung gesprochen, doch im Gesamtbild der Unternehmen sieht man nicht viel von der Neupositionierung. Wer von uns über die Kapazitäten und die erforderlichen Talente verfügt, sollte seinen Marktanteil ausbauen.“
Wo es bergauf geht: Bei den Erträgen aus dem Geschäft mit Fusionen und Übernahmen hat die BAML ein wenig an Boden verloren. Da jedoch der Aufschwung in M&A wahrscheinlich auch im neuen Jahr weitergeht, sollte auch weiterhin Personal angeheuert werden.
Die Bank gibt sich überzeugt, in Sales and Trading bereits eine gute Größe erreicht zu haben. Da das Institut überdies mit einer Erholung des Anleihegeschäfts rechnet, dürften hier vorerst keine weiteren Einschnitte anstehen.
Wo es bergab geht: Die meisten Equity Capital Markets-Teams mussten ein schlechtes drittes Quartal verkraften. Bei BAML handelte es sich allerdings um das schlechteste Quartal seit 2010, was dazu führte, dass das Institut auch in den Ertragsrankings fürs gesamte Investment Banking abrutschte.
Auch wenn BAML laut dem Marktforschungsunternehmen Coalition im Kreditgeschäft mit den zehn größten Volkswirtschaften der Welt führend ist, dürfte dieses Geschäftsfeld mächtig unter Druck geraten. Das Kreditgeschäft hat sich schlecht entwickelt und steht allein für 60 Prozent der Erträge im Geschäft mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen. An Einschnitten beim Personal dürfte die Bank zumindest mittelfristig kaum vorbeikommen.
Barclays
Wo die Reise hingeht: Der neue Barclays-Chef Jes Staley hat sich nicht als Retter des Investment Bankings entpuppt, wie so mancher gehofft hat. Allein in 2016 sollen in der Sparte 7000 Stellen wegfallen. Doch Staley hat weitergehende Einschnitte angekündigt und es herrscht bereits Einstellungsstopp. Näheres wird erwartet, wenn Staley im März seine neue Strategie für die Bank präsentiert.
Überblick: Als Staley im Oktober das Ruder übernahm, hat er in einem Memo an die Mitarbeiter versucht Zuversicht zu säen. Doch seither hat er nur verkünden lassen, dass der Einstellungsstopp für „lange Zeit“ beibehalten werde.
Wo es bergauf geht: Theoretisch bedeutet ein Einstellungsstopp, dass die Bank niemanden neueinstellt. Die Realität sieht oft anders aus. Zumindest hat Barclays jüngere Investmentbanker schneller befördert, um diese von einem Weggang zu einer anderen Bank abzuhalten.
Weiter verbreitet Investment Banking-Chef Tom King die Überzeugung, dass die Leute, die langandauernde Beziehungen zu Schlüsselkunden besitzen, auch in Zukunft gehalten werden sollen. Welche Bank möchte schon auf die Erträge ihrer „Regenmacher“ verzichten.
Wo es bergab geht: Die meisten Beobachter rechnen vor allem mit einem Stellenabbau im Geschäft mit festverzinslichen Anlagen. Da Barclays allerdings ausgerechnet hier traditionell stark vertreten ist, könnten die Einschnitte hier womöglich unterdurchschnittlich ausfallen.
Ganz anders im Bereich Cash Equities, in dem sich die Bank anschickt, bis zu 30 Prozent der Stellen zu streichen. Laut dem Marktforschungsunternehmen Tricumen stehen Einschnitte in Equity Capital Markets, dem Zinsgeschäft und den Prime Services in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika ebenso an wie in den unterstützenden Funktionen in Asien.
Citi
Wo die Reise hingeht: Citi scheint von ihrem Geschäftsmodell überzeugt zu sein. Während andere Banken ihre eigenkapitalintensiven Geschäfte zurückfahren, steht die US-Bank zu ihrem Sales and Trading.
Überblick: Seit den Ergebnissen des dritten Quartals hat sich Citi-Chef Michael Corbat mit jeglichen Kommentaren zurückgehalten. Dagegen hat sich EMEA-Investment Banking-Chef Manolo Falco positiv zur Wettbewerbsfähigkeit in den Geschäftsbereichen geäußert, die nur wenig Eigenkapital beanspruchen.
„Wir konzentrieren uns definitiv auf die attraktivsten Gebiete. Doch am Ende des Tages haben Sie große eigenkapitalintensive Geschäftsbereiche, wenn sie in 55 Ländern der Region (EMEA) aktiv sind“, ergänzt Corbat
Wo es aufwärts geht: Zumindest größere Einschnitte im Fixed Income-Geschäft sind bei der Citi vorerst nicht zu erwarten. Laut Citi-Finanzchef John Gerspach sei der Geschäftsbereich bereits in den vergangenen drei Jahren „aktiv“ verkleinert worden und in Zukunft gehe es mehr um „Anpassungen“ als um Verkleinerung.
Tatsächlich hat Citi in den zurückliegenden Monaten entgegen den Trend sogar eine Reihe erfahrener Trader angeheuert. Da andere Banken hier auf wesentlich wackligeren Beinen stehen, kann dies sogar weitergehen.
Wo es bergab geht: Trotz allem will Citi 2000 Stellen konzernweit abbauen. Auf der Abschussliste stehen wohl auch Trader und Investmentbanker. Dabei dürfte es sich aber eher um den üblichen Abbau von Mitarbeitern mit schwachen Leistungen handeln als um einen breiten Kahlschlag. Besonders betroffen sind voraussichtlich Mitarbeiter aus dem Back und Middle Office.
Credit Suisse
Wo die Reise hingeht: Der neue Credit Suisse-Chef Tidjane Thiam hat bereits im Oktober seine Pläne für die Restrukturierung der Bank vorgelegt, bei der die Investmentbanker zu den Verlierern zählen. Allein in London sollen 2000 Stellen wegfallen und in der Schweiz sind 1600 Jobs bedroht – dort allerdings zumeist außerhalb des Investment Bankings. Die Neuausrichtung der Bank auf das Geschäft mit schwerreichen Kunden bedeutet auch für die Investmentbanker: Wer nicht für diese Klientel arbeitet, dürfte innerhalb der Bank bald nur noch zur zweiten Wahl zählen.
Überblick: „Die Aufgabe der Investmentbanker besteht hauptsächlich darin, unsere Ambitionen in Private Banking und Wealth Management zu unterstützen“, betonte Thiam.
Wo es bergauf geht: Während Thiam die Relevanz des Investmentbankings herunterspielt, sprechen andere schon vom Wachstum.
So hat Jim Amine, der neue Chef des Geschäftsbereichs Investment Banking and Capital Markets Neueinstellungen für M&A und Equity Capital Markets angekündigt. Auch im Geschäft mit Schwellenländern soll es im neuen Jahr aufwärts gehen. In der Strategie der Bank, ihr Investmentbanking und ihr Wealth Manamagement für die Superreichen zu verzahnen, kommt der sogenannten Solutions Partners Group eine Schlüsselfunktion zu. Somit sind hier Neueinstellungen absehbar.
Auch im Wealth Management und im Risikomanagement will die Credit Suisse 1000 bzw. 100 neue Mitarbeiter einstellten. Von diesem Stellensegen dürfte allerdings hauptsächlich der asiatisch-pazifische Raum profitieren.
Wo es bergab geht: Die Credit Suisse hat sich bislang mit konkreten Angaben zurückgehalten, wo der Stellenabbau stattfinden wird. Dennoch wird es sicherlich das Back Office, Prime Services und Makroprodukte sowie den Standort London besonders hart treffen.
Deutsche Bank
Wo die Reise hingeht: Die Deutsche Bank hat ihre Strategie 2020+ im Oktober ebenfalls präzisiert. Selbst wenn 9000 Stellen im Konzern wegfallen, wird der Kahlschlag wohl nicht ganz so tiefgreifend ausfallen wie befürchtet.
Überblick: Bei seinem Angriff auf die Kostenbasis der Deutschen Bank hat der neue Chef John Cryan die hohen Gehälter der Investmentbanker im Front Office entdeckt. „Viele Leute glauben, dass Ihnen ähnliche Gehälter wie Unternehmern gezahlt werden sollten, nur weil sie zur Arbeit mit einem regelmäßigen Gehalt, einer Altersvorsorge und möglicherweise einer zusätzlichen Krankenversicherung erscheinen und dann mit dem Geld anderer Leute spielen. Wir haben den Leuten auf breiter Basis zu viel gezahlt“, kritisierte Cryan.
Wo es aufwärts geht: Trotz des angekündigten Kahlschlags stellt die Bank gerade 2000 Mitarbeiter ein. Im Zentrum des Stellensegens stehen dabei M&A, Equity Capital Markets, Kreditlösungen und Prime Brokerage.
Wo es bergab geht: Die Deutsche Bank will viele Ihrer IT-Jobs und der unterstützenden Aufgaben an günstigere Standorte verlagern. Verabschieden will sich die Bank von eigenkapitalintensiven Bereichen im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren wie Kreditversicherungen, immobilienbesicherte Wertpapiere oder den Handel mit risikoreichen Wertpapieren. Auch Mitarbeiter, die für kleinere Investment Banking-Kunden arbeiten, dürften vermehrt auf die Abschussliste geraten.
Goldman Sachs
Wo die Reise hingeht: Auch Goldman Sachs ist gegen den Einbruch der FICC-Erträge nicht immun. Da jedoch Goldman Sachs-Chef Lloyd Blankfein selbst aus dem Geschäft stammt, gibt es nicht einmal Gerüchte über den Rückzug aus dem Geschäftsbereich. Laut Blankfein handle es sich nur um einen konjunkturellen und keinen strukturellen Einbruch. Die Bank wolle für den Aufschwung wohl positioniert sein. Immerhin hat Goldman Sachs konzernweit in diesem Jahr 3000 Leute zusätzlich eingestellt.
Überblick: „Wir schauen uns immer nach neuen Chancen zur Verbesserung unserer Geschäftsabläufe in FICC um. Dennoch werden wir niemals den enormen Mehrwert aus den Augen verlieren, den wir unseren FICC-Kunden auf lange Sicht bieten“, betonte Finanzchef Harvey Schwartz bei der Veröffentlichung der jüngsten Quartalszahlen.
Wo es aufwärts geht: Goldman Sachs bemüht sich eifrig ihre M&A-Mitarbeiter von einem Abgang abzuhalten. So konnte die Bank im alten Jahr ihre führende Position in dem Geschäftsbereich verteidigen. Darüber hinaus soll das Lending and Investment-Geschäft und die IT weiter verstärkt werden.
Wo es bergab geht: Goldman Sachs ist für seinen Frühjahrsputz berüchtigt. Auch Anfang 2016 werden wieder die 5 Prozent der schwächsten Mitarbeiter vor die Tür gesetzt.
JP Morgan
Wo die Reise hingeht: JP Morgan hat bislang weder einen Grund für eine Neuausrichtung der Bank noch für einen Arbeitsplatzabbau gesehen. In sämtlichen Bereichen des Investment Bankings finden sich die US-Amerikaner unter den ersten drei Banken. Nur im Aktienhandel hinkt die Bank ein wenig hinterher. Doch selbst hier steigen die Erträge und werden Neueinstellungen vorgenommen.
Überblick: „Sie brauchen (Großbanken). Wenn Sie sie aufspalten, dann übernimmt jemand anderes das Geschäft und das werden die Chinesen sein. Falls Sie denken, dass das gut für die Zukunft Amerikas ist, nun ja, da bin ich anderer Meinung“, warnte JP Morgan-Chef Jamie Dimon unlängst.
Wo es aufwärts geht: Unterdessen zeigte sich Finanzchefin Marianne Lake für den Handel mit Zinsen und Krediten optimistisch. Abgesehen vom vierten Quartal konnten auch die Aktienhändler überzeugen. Investment Banking-Chef Daniel Pinto schaut sich nach auf dem Markt nach „dutzenden“ von erfahrenen M&A-Spezialisten um und will auch mehr Geld in die IT investieren.
Wo es abwärts geht: Obgleich auch JP Morgan in Equity Capital Markets ein schwieriges Jahr hinter sich hat, ist ein Stellenabbau noch keine ausgemachte Sache. Schon in der Vergangenheit ließ JP Morgan im Back Office den Rotstift kreisen.
Morgan Stanley
Wo die Reise hingeht: Morgan Stanley baut bis zu 25 Prozent ihrer Stellen im Anleihehandel ab. Allerdings konzentriert sich die Bank traditionell stärker auf das Aktiengeschäft, doch auch hier werden Mitarbeiter mit schwacher Performance aussortiert und unprofitable Geschäftsbereiche geschlossen.
Überblick: Noch vor dem Stellenabbau in FICC verkündete Bankchef James Gorman: „Das Makro-Umfeld war sehr ungewöhnlich. Die Volatilität erreichte in China fast historische Ausmaße.“
Wo es bergauf geht: Im M&A-Geschäft dürften die Neueinstellungen weitergehen. Schließlich will die US-Bank ihre Position unter den drei weltweit führenden Anbietern auch weiterhin verteidigen. Selbst im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren scheinen selektive Einstellungen möglich zu sein.
Wo es bergab geht: Die Liste fällt leider lang aus. Wie bereits berichtet will sich die Bank von einem Viertel Ihrer Mitarbeiter in Fixed Income trennen. Gefährdet sind auch Stellen in Rohstoffhandel, Währungsanalyse, Kredithandel sowie Führungskräfte. Im Aktienhandel sind vor allem Mitarbeiter mit unterdurchschnittlichen Leistungen bedroht.