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Pein am Main: Sind die Arbeitszeiten im Frankfurter M&A länger als in London?

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Lange Arbeitszeiten gehören in M&A zum Geschäft – besonders bei den jüngeren Kollegen. Doch was unter lang zu verstehen ist, da scheinen sich die Geister an Main und Themse zu scheiden. So erzählt ein deutscher Junior-Banker, der nach einem M&A-Praktikum bei einer Londoner Großbank zu einem Jobinterview in Frankfurt eingeladen wurde von einer denkwürdigen Begegnung:

„Ich bin zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen worden und der Managing Director hat mich gefragt, wie lange ich arbeiten würde“, sagt der Ex-Praktikant. Aus seinem Londoner Praktikum glaubte er die Antwort zu wissen: „,Von 9 bis 1 Uhr nachts‘, habe ich geantwortet‘. Da hat er nur gelacht.“

Mit dieser Erfahrung steht er nicht allein da. Eine deutsche MBA-Studentin aus London berichtet, wie sie während ihrer zwei Jahre als M&A-Analystin bei einer amerikanischen Investmentbank in Frankfurt regelmäßig bis 4 Uhr morgens arbeiten musste und nur vier Stunden Schlaf bekam. Die kurzen Nächte hätten sie derart belastet, dass sie sogar das Investment Banking aufgegeben habe.

„Freitags ist der Geschäftsführer durchs Büro gelaufen und hat sich mit uns darüber unterhalten, ob wir am Wochenende arbeiten und warum“, erzählt die ehemaligen Analystin. „Falls es nur um vorbereitende Tätigkeiten ging, sagte er uns, dass wir am Wochenende nicht arbeiten bräuchten. Wenn wir aber an einem dringenden Deal gearbeitet haben, war das für ihn OK. Natürlich gab es viele dringende Deals.“

Doch stimmen derartige Horrorgeschichten überhaupt oder handelt es sich um Legenden? „In Frankfurt geht seit langem die Geschichte um, dass hier in M&A länger und härter gearbeitet werde als in London“, sagt Headhunterin Sabrina Tamm von Financial Talents in Frankfurt, die selbst früher im Londoner M&A gearbeitet hat. „Ich bezweifle aber, dass das schon einmal jemand geprüft hat.“ Womöglich falle aber der Arbeitsstil in der City lockerer als in Mainhattan aus. „Während meiner Zeit in London sind wir auch schon einmal mit einem Roller um die Tischer gekurvt“, erinnert sie sich.

Die ehemalige Analystin wiederum führt die angeblich längeren Arbeitszeiten auf kulturelle Unterschiede zurück: „Ein Teil des Problems ist, dass wir einen Minderwertigkeitskomplex im Vergleich zu Finanzplätzen wie London haben. Oft ist es aber auch nur die deutsche Mentalität. Wir sind halt ein wenig verrückt.“


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