Eine Phase hoher Volatilität oder eine Krise kann für einen Trader beides bedeuten: Schlemmerei oder Hungersnot. Denn die erhöhte Volatilität bietet eine Myriade an Chancen, aber sie kann auch in einem flüchtigen Moment eine ansonsten tadellose Performance ruinieren.
Als Trader müssen Sie wissen, dass so manche Trading-Karriere just in einem derartigen Umfeld geschmiedet wurde. Es handelt sich um die Zeit, wenn Sie Ihren Job richtig lernen. Ein Marktschock stellt eine großartige Gelegenheit zum Lernen dar. Während einige Leute verängstigt herumlaufen, nutzen andere dies als eine der besten Gelegenheiten überhaupt. Für einige stellt es auch eine Lektion darin dar, auf anständige Weise zu verlieren. Wie dem auch sei: Eine Krise wird in Ihrem Lebenslauf ein unauslöschliches Zeichen hinterlassen.
Ob sich der scharfe Ausverkauf bei Aktien in den ersten Wochen des Jahres zu einer vollwertigen Krise auswächst, steht freilich noch in den Sternen. Die Vorzeichen sehen aber nicht gut aus. Als ehemaliger Trader und heutiger Trading-Coach habe ich schon unzählige Krisen miterlebt. So etwas kommt alle paar Jahre vor: Vom Schwarzen Montag 1987 zum Anleihebärenmarkt 1994. Und von der Asienkrise in den späten 90er Jahren über das Platzen der New Economy-Blase bis hin zur Finanzkrise in 2008. Falls Sie ein Junior-Trader sind und Sie die nähere Zukunft überstehen wollen – ganz gleich was auch immer eintritt, dann sollten Sie sich an meine Ratschläge halten:
1. Verfolgen Sie eine Strategie
Bevor Sie sich auf das Schlachtfeld wagen, müssen Sie sich selbst einige Regeln setzen. Legen Sie sich eine Trading-Strategie zu, setzen Sie einige Stopp-Loss, überlegen Sie sich, wie viel Geld Sie verlieren können und wie das Verhältnis von Risiko und Gewinnchancen ausfällt. Und ganz wichtig: Halten Sie sich an Ihren Plan.
Viele Trader, auch die schon betagten, werden von der hohen Volatilität, die eine Krise mit sich bringt, wie eine Motte vom Feuer angelockt. In der Volatilität stecken enorme Chancen, aber auch tödliche Fallen.
2. Drosseln Sie Ihr Ego
Sein Selbstwertgefühl an seine Markteinschätzung zu binden, bringt Sie mit Sicherheit in Schwierigkeiten. Sie müssen rational bleiben. Behalten Sie Ihr Ego unter Kontrolle. Das hilft Ihnen mehr als alles andere. Halten Sie sich an das Sprichwort: Wir müssen nicht den Markt bezwingen, sondern uns selbst.
3. Bedenken Sie, dass Sie nichts ändern können
Der Volkswirt John Maynard Keynes hat einmal gesagt: „Der Markt kann sich länger irrational verhalten als Sie solvent bleiben.”
Dieses Sprichwort hat sich während der Finanzkrise wieder einmal bestätigt. Die Märkte sehen nicht nur verrückt aus; sie sind es auch. Damit müssen Sie sich abfinden. Denn damit fällt es Ihnen leichter, aus einem solchen Marktumfeld Ihre Vorteile zu ziehen und das Risiko zu minimieren.
4. Lernen Sie aus Ihren Fehlern
Versuchen Sie schließlich aus allen Ihren Fehlern zu lernen – sowohl aus den kleinen als auch aus den großen. Ich habe einen Kunden, dessen Portfolio von der Anleihebaisse in 1994 dezimiert wurde. Ihm sind tatsächlich alle oben genannten Fehler unterlaufen. Anschließend hat er seine Fehler und Handlungen beurteilt… Er kam wieder in den Sattel und machte als phänomenal erfolgreicher Trader Karriere.
Steven Goldstein hat früher als Zins- und Devisenhändler bei der Credit Suisse gearbeitet. Er war Associate Director bei der Commerzbank und führender Eigenhändler im Zinsgeschäft von American Express. Heute ist er als Trading-Coach bei Alpha R Cubed und Chrysalis Performance Coaching auf.