Die Gerüchte um den möglichen Wechsel des Credit Suisse-Chefs Tidjane Thiam zum Internationalen Währungsfonds (IWF) scheinen wahr zu werden. Ab dem 5. Juli soll der ivorisch-französische Spitzenbanker die scheidende IWF-Chefin Christine Lagarde ablösen, wie jetzt ein Schweizer Headhunter berichtet, der namentlich nicht genannt werden möchte. Die Nachricht kommt umso erstaunlicher, als es im Februar noch hieß, dass Lagardes zweite Amtszeit quasi „in trockenen Tüchern“ sei.
Der plötzliche Umschwung sei ein Seitenwechsel der Vereinigten Staaten vorausgegangen. Noch-US-Präsident Barack Obama wolle zum Ende seiner zweiten Amtszeit ein Zeichen setzen, indem er mit den Stimmen der USA und den Schwellenländern den ersten afrikanisch-stämmigen Manager an die Spitze des IWFs hievte. Thiam habe sich diese Gelegenheit nicht entgehen wollen und dem Verwaltungsrat der Bank kurzfristig seinen Abgang mitgeteilt, hieß es weiter.
Die Nachfolge soll ausgerechnet der ehemalige Co-Chef der Deutschen Bank Anshu Jain antreten. „Auf die Schnelle war kein anderer passender Manager verfügbar, der auch noch die Gnade der Finma findet“, sagte der Headhunter. Die Finanzaufsicht muss solche Spitzenberufungen bestätigen und achtet dabei akribisch auf einschlägige Berufserfahrung der Kandidaten.
Darüber hinaus glichen sich die Geschäftsmodelle der Deutschen Bank und der Credit Suisse beträchtlich, was den plötzlichen Wechsel erleichtere. „Die besten Kandidaten finidet man immer bei der Konkurrenz”, kommentierte der Personalaberater. Jain soll die Nachfolge bereits zum 1. Juni antreten. Einen massiven Schwenk der Strategie hielt der Insider indes für nicht wahrscheinlich. „Das Rad wird wohl kaum zurückgedreht“, sagte der Headhunter. Der Verwaltungsrat erwarte eine Fortsetzung des von Thiam eingeschlagen Weges.
Im Januar hatten Schweizer Medien bereits berichtet, dass die bekannte Personalberatung Egon Zehnder aus Zürich mit einem Suchauftrag für eine Nachfolge von Thiam beauftragt worden sei. Schon damals wurde befürchtet, dass Thiam zum IWF wechseln könne. Mehrere Schwellenländer hatten Thiam ins Gespräch gebracht, um endlich die Vorherrschaft der Amerikaner und Europäer über Weltbank und IWF zu brechen. Das scheint ihnen nun gelungen zu sein. Auf eine Anfrage bei der Credit Suisse reagierte die dortige Pressestelle indes gereizt: „Wir kommentieren selbstverständlich keine Aprilscherze!“ Schade.