„Neben persönlichen Netzwerken sind die sozialen Medien der wichtigste Baustein der passiven Karriereförderung“, meint Karrierecoach Gunnar Belden von der Maturias Personalberatung in Potsdam. „Alle Headhunter nutzen heute die Möglichkeiten von Social Media.“ Doch nicht nur die Personalvermittlungsbranche schwört aufs Internet. Auch Banken und andere Finanzdienstleister beschäftigen Experten fürs sogenannte „active sourcing“, die das Internet nach Talenten durchforschen. Daher hält es Belden für geradezu „unprofessionell“ seinen Auftritt im Internet zu vernachlässigen.
Laut Headhunter Patrick Riske von Fricke Finance & Legal in Frankfurt gehört der Umgang mit den sozialen Medien zum täglichen Handwerkszeug eines jeden Personalberaters. „Mit Profilen in den beruflichen Netzwerken erleichtert man uns die Arbeit sehr. Wer im Internet keine Spuren hinterlässt, der muss sich nicht wundern, wenn er keine Angebote erhält.“
1. Der Kaskadeneffekt
Belden warnt davor den Auftritt in den sozialen Medien mit einem Lebenslauf zu verwechseln. Vielmehr gebe es so etwas wie einen Kaskadeneffekt. „Der Auftritt in den sozialen Medien soll Lust auf den Lebenslauf machen, der Lebenslauf Lust auf das persönliche Gespräch und das persönliche Gespräch Lust auf die Einstellung des Kandidaten“, sagt Belden. Daher beständen feine Unterschiede zwischen einem Social Media-Auftritt und einem Lebenslauf. Vor allem sollten die Angaben in den sozialen Medien knapper als im Lebenslauf ausfallen. „Es handelt sich um den Gruß aus der Küche und nicht um die Vorspeise“, kommentiert Belden augenzwinkernd.
2. Die unterschiedlichen Internetprofile müssen konsistent ausfallen
Facebook, Xing, Linkedin und eFinancialCareers – viele Finanzprofis verfügen über eine Vielzahl von Internetprofilen, die den neugierigen Blicken von Arbeitgebern und Headhuntern selten entgehen. „Die Angaben müssen der Querprüfung standhalten“, betont Belden. Personalberater und Hiring Manager seien darauf gedrillt, Lücken und Inkonsistenzen aufzudecken. Abweichende Angaben würden daher einen schalen Beigeschmack haben.
3. Die Daten müssen stets aktuell sein
Viele Finanzprofis versäumen es, ihre Profile regelmäßig zu aktualisieren. So finden sich oft unter dem „aktuellen Arbeitgeber“ Unternehmen, die der Betreffende schon vor Monaten oder gar Jahren verlassen hat. Darüber hinaus sorgen Aktualisierungen dafür, dass das Profil immer wieder Personalern gezeigt wird, sobald sie sich auf entsprechenden Seiten tummeln.
Doch Vorsicht: Bei der Aktualisierung kommt es aufs Timing an. „Man sollte seine Profile nicht gerade einen Tag nach einem unerfreulichen Quartalsgespräch aktualisieren“, betont Belden. Dies nähre den Verdacht, dass der Mitarbeiter mit einem Absprung liebäugelt. „Am besten man aktualisiert seine Profile, wenn alles bestens läuft.“
4. Was in ein Social Media-Profil hineingehört und was nicht
Oftmals genügt schon der Stellentitel, um die berufliche Station angemessen zu beschreiben. Eine genauere Tätigkeitsbeschreibung wie in einem Lebenslauf erübrigt sich oft. Der Stellentitel „Bankenanalyst im Research von XYZ“ reicht also aus. „Ein kurze Tätigkeitsbeschreibung ist nur erforderlich, wenn es sich um generische Jobtitel wie ‚Projektmanager‘ handelt“, sagt Belden. Nur in solchen Fällen, sollten die Tätigkeiten präzisiert werden.
Studium bzw. Ausbildung stellen ebenfalls Pflichtangaben in jedem Social Media-Profil dar. Anders als im Lebenslauf sind Noten jedoch tabu. „Das wirkt auf Leser anbiedernd“, warnt Belden. Dagegen rät der Karrierecoach dringend Studienabschlüsse wie etwa „Dipl. Kaufmann“ aufzunehmen. Dies gelte auch für berufsqualifizierende Fortbildungen wie CFA, Fachanwalt, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer. „Viele Headhunter suchen gezielt nach solchen Abschlüssen“, erläutert Belden. Und es handle sich schon um einen Unterschied, ob jemand in der Wirtschaftsprüfung gearbeitet habe oder aber Wirtschaftsprüfer sei. Kleinere Fortbildungen gehörten indes – anders als im Lebenslauf – nicht ins Profil.
5. Immer bei der Wahrheit bleiben
Die vermeintliche Beliebigkeit von Internetprofilen verleitet so manchen Finanzprofi zu Übertreibungen. So vermittelt z.B. das Profil statt der freien Mitarbeit den Eindruck einer Festanstellung. Von derartigen Schummeleien rät Belden dringend ab. „Sie erzeugen damit eine Erwartungshaltung, die mit dem Einreichen des Lebenslaufes enttäuscht wird. Das hinterlässt beim Arbeitgeber einen schlechten Eindruck“, warnt der Karrierecoach. Die Lüge im Lebenslauf fortzuschreiben verschlimmere die Angelegenheit weiter. Wenn die Zeugnisse nicht die Angaben aus dem Lebenslauf bestätigen, führe dies meist zum Ausschluss des Bewerbers.
Um jedes Misstrauen im Keim zu ersticken, empfiehlt Belden die Zeitangaben möglichst in Monaten statt in Jahren anzugeben, um eine hohe Transparenz zu gewährleisten. „Man verbirgt nur etwas, wenn man etwas zu verbergen hat.“
6. Vermeiden Sie Fehler
Laut Riske handle es sich bei einem solchen Profil eigentlich nur um die Kurzfassung des Lebenslaufs. Ebenso wie bei den Bewerbungsunterlagen sollten die Profile nicht durch Tipp-, Rechtschreib- oder Grammatikfehler entstellt sein. „Sorgfalt zählt sich aus“, sagt Riske.
7. Das Foto muss professionell sein
Da heute jeder Finanzprofi mit seinem Smartphone eine veritable Digitalkamera mit sich herumträgt, wimmelt es in Social Media-Profilen nur so von Schnappschüssen. Doch eine Kamera macht noch keinen Fotografen. Zu einem professionellen Auftritt im Internet gehöre auch ein professionelles Foto. Belden rät daher zum Gang zum Profifotografen.
8. Höflichkeit ist Trumpf
Gelegentlich nutzen Personalberater die sozialen Medien zur Erstansprache eines Kandidaten. Auch wenn das Angebot nicht passt, sollten die Finanzprofis eine kurze freundliche Absage schreiben. „Es handelt sich um eine Frage des Stils und der Höflichkeit“, betont Riske. „Es kann ja sein, dass es sich bei der nächsten Stelle um den Traumjob des Kandidaten handelt. Dann will man es sich nicht mit dem Personalberater verscherzt haben.“
9. Prüfen Sie regelmäßig Ihr Social Media-Profil
Das schönste Social Media-Profil nützt nichts, wenn man die dazugehörige Mailbox nicht regemäßig prüft. „Mich kontaktieren immer wieder Kandidaten zu Jobs, für die ich sie vor Monaten angesprochen habe. Motto: Das wäre ja eigentlich etwas für mich gewesen, aber ich habe es nicht rechtzeitig gesehen. So etwas muss doch nicht sein.“