Besonders die kleineren Banken an der Wall Street stehen im Ruf Ausbeuterläden zu sein. Als Analyst, der selbst bei einer Investment Banking-Boutique beschäftigt ist, kann ich bestätigen, dass in Spitzenzeiten 80- bis 100-Stunden-Wochen durchaus üblich sind. Das ist noch brutaler als bei vielen Großbanken und Burnout gehört zum Alltag. Um unter diesen Umständen beruflich zu überleben und erfolgreich zu sein, muss man seine Routine finden und sich strickt daran halten. Plötzlich hängt Ihr nicht mehr an der Uni herum und verschwendet gerade einmal drei Stunden mit Euren Hausaufgaben, sondern Ihr arbeitet an Deals mit, bei denen Ihr 80 Stunden am Arbeitsplatz alles geben müsst.
Hier einige Survival-Tipps, um Burnout oder einen Zusammenbruch zu vermeiden:
Im Investment Banking wird es niemals langweilig. Das liegt u.a. daran, dass es keine inhärente Routine gibt. Dies kann jedoch auch für viel Stress sorgen, weil sich so nur mühsam ein Arbeitsplan aufrechterhalten lässt. Dies wiederum beeinträchtigt Privatleben und soziale Bindungen und führt so zu Burnout. Ich habe mit drei ehemaligen Kollegen von Investment Banking-Boutiquen gesprochen und daraus drei Ansätze abgeleitet, um sich ein wenig Entspannung zu bewahren.
Sich etwas Zeit zum Nachdenken zu verschaffen
Einer von meinen ehemaligen Kollegen geht jeden Tag zu Fuß zur Arbeit – solange er keine Notfalls-E-Mail erhält. Das ersetzt zumindest ein wenig von der sportlichen Betätigung, für die er keine Zeit mehr findet. Vor dem Schlafengehen liest er mindestens zwei Kapitel eines Buches – ganz gleich wie müde er auch ist. Dabei ist es völlig egal, um war für ein Genre es sich handelt. Ihm geht es nur darum, über etwas anderes als die Arbeit nachzudenken, damit seine Gedanken nicht rund um die Uhr um die Arbeit kreisen und ihn sogar dann heimsuchen, wenn er nicht arbeitet und sich entspannen möchte.
An das Licht am Ende des Tunnels zu denken
Der zweite Kollege erzählt, dass jeder, den er in der Branche kennt, auf die eine oder andere Weise an Depressionen leidet und dass mentale Zusammenbrüche leider weit verbreitet sind. Umso wichtiger seien eine positive Einstellung und Mechanismen, die einen zum Überleben in der Branche befähigen. Sein Überlebens-Mechanismus besteht im Durchdenken einen Geschäftsplans für ein Start-up, das er gründen möchte. Seine positive Haltung geht also auf seinen festen Vorsatz zurück, bald sei eigenes Unternehmen zu haben. Tatsächlich hat er nach zwei Jahren bei der Investmentbank ein Stellenangebot von einem Start-up erhalten.
Auch ich habe einen Überlebensmechanismus: Ich buche einen Urlaub lange im Voraus, damit ich etwas habe, auf das ich mich freuen kann. Es handelt sich um das berühmte Licht am Ende des Tunnels.
Keine Ausreden mehr: Das obligatorische Sportprogramm
Der dritte Kollege hat mir erzählt, dass er jeden Morgen um 7.30 Uhr sein Work-out durchführt, ganz gleich wie müde er auch ist. Als einzige Ausrede lässt er gelten, wenn er die gesamte Nacht bis nach 7.30 Uhr durcharbeiten muss – offensichtlich. Damit bewahrt er sich zumindest etwas Planbarkeit in seinem Tagesablauf.
Schließlich wie jeder Associate weiß, aber so mancher Analyst erst schmerzlich lernen muss: Übertreibt es nicht mit der Essens-Allowance, denn das macht Euch kaputt. Ihr legt nur gewaltig an Gewicht zu und mir Eurer Gesundheit geht es bergab. Daher greifen meine Freunde und ich an den meisten Tagen zu einer gesunden Wahl. Bei meinem Unternehmen dürfen wir uns pro Tag für 35 Dollar (31 Euro) Essen kaufen, was natürlich rasch zu schlimmen Folgen führen kann. Die meisten Kollegen kaufen sich für das Geld fürs Abendessen tatsächlich Mittag- und Abendessen. Denn ein gesunder Körper steigert die mentale Belastbarkeit.
Bei Luke Williams handelt es sich natürlich um ein Pseudonym. Er arbeitet bei einer Investment Banking-Boutique in New York.
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