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GASTBEITRAG: Wieso Banker ihr Geld tatsächlich verdienen

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Verdienen Banker eigentlich ihre Boni? Sind sie nicht vielmehr überbezahlt? Die meisten Leute vertreten diese Auffassung und das oft vehement. Ich persönlich bin jedoch der Meinung: Ganz so einfach ist es nicht.

Keine Frage, wer von uns in den Finanzdienstleistungen arbeitet, kann sich glücklich schätzen. Wenn Sie heute einen Banker in eine Zeitmaschine stecken und 400 Jahre zurückschicken, dann wäre er weitgehend nutzlos. Doch wenn Sie diese Zeilen lesen, dann hatten Sie das Glück der späten Geburt: Sie wurden im 20. Jahrhundert in einem spätkapitalistischen System geboren (vom ehemals eingemauerten Bevölkerungsteil abgesehen). In einer anderen Epoche wäre Ihre Rolle undenkbar gewesen.

Doch heute erfüllen Banker im kapitalistischen Ökosystem eine wichtige Funktion. Innerhalb dieses Systems hilft ein Banker, der seinen Job korrekt erledigt, anderen Leuten Werte zu schaffen. Wer beispielsweise ein Equity Captial Markets-Spezialist ist, der hilft einem Unternehmen dabei, durch Aktienemissionen Eigenkapital aufzunehmen. Ein Trader von festverzinslichen Wertpapieren sorgt durch seine An- und Verkäufe dafür, dass die Märkte liquide und die Zinsen niedrig bleiben. Ein M&A-Spezialist schließlich hilft zwei Unternehmen bei der Zusammenführung ihrer Aktivitäten, um so zusätzlichen Wert zu schaffen.

Banker spielen im Wirtschaftssystem also eine wichtige Rolle. Sie erleichtern vieles und werden dafür auch stattlich bezahlt. Dabei sollten die Boni die Werte widerspiegeln, die sie für ihre Kunden generieren. Je höher dieser ausfällt, desto mehr sollten sie auch verdienen.

Die Alchemie des Finanzsystems stellt das Geld dar – sehr große Mengen davon sogar. Das macht es so besonders. Keine andere Branche hantiert täglich mit so viel Geld. Damit stehen die Finanzdienstleistungen einzigartig dar. Zwar wird die gesamte Gesellschaft mit Geld bezahlt, doch wenn Sie in den Finanzdienstleistungen arbeiten, dürfen Sie damit tatsächlich hantieren. Sie managen und kontrollieren es für ganze Volkswirtschaften und Länder. Gleichzeitig sind in Finanzdienstleistungen große Skaleneffekte möglich. Gleich ob Sie traden, Geld verwalten, Eigenkapital aufbringen oder ein Unternehmen beraten, die Arbeit lässt sich massiv skalieren. Denn ob eine Transaktion 1 oder 100 Mrd. Dollar umfasst, stellt kaum einen Unterschied dar. Entsprechend kann auch die Vergütung exponentiell zulegen.

Wer in den Finanzdienstleistungen arbeitet, gleicht einer Mautstelle an der meistbefahrenen Straße der Welt. Sie helfen dem Verkehr, indem sie dafür sorgen, dass die Autos dort langfahren, wo sie sollen. Sie sagen ihnen sogar, wo es lang geht.

Und ja: Die Kunden sollten Sie für Ihre Dienstleistungen auch bezahlen.

Trotz des Geldsegens dürfen Sie nicht übermütig werden. Obgleich Sie hart für Ihren Bonus arbeiten und Mehrwert generieren, sollten Sie sich immer daran erinnern: Am Ende des Tages sind Sie bloß so etwas wie eine Mautstelle. Das sollte Ihnen nicht zu Kopf steigen.

Der Autor arbeitete als Managing Director bei Goldman Sachs und bloggt auf „What I Learned on Wall Street“ (WilowWallStreet.com).


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