Die Aufregung ist groß: SPD-Vizechef Stefan Schäfer-Gümbel und CDU-Sozialpolitiker Matthias Zimmer haben sich bereits medienwirksam empört. Boni angesichts von Verlusten seien ein Unding. Denn laut einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung will die Deutsche Bank ihren Mitarbeitern Boni über insgesamt gut 1 Mrd. Euro gewähren. Im Konzernvorstand habe es eine hitzige Diskussion gegeben, in der sich die Investmentbanker angeblich durchsetzten. „Dann können wir den Laden dichtmachen“, lautete ihr Argument. Nach einer weiteren Nullrunde bei den Boni würden die erfolgreichen Investmentbanker zur Konkurrenz davonlaufen.
Allerdings stellt sich die Frage, ob dies nicht ohnehin der Fall ist. Denn ein Bonus von gut 1 Mrd. Euro wäre nur eine geringe Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Trotz der herrschenden Meinung wurden für 2016 sehr wohl Boni gezahlt – jedoch nur in geringer Höhe. Laut dem Vergütungsbericht flossen rund 500 Mio. Euro an die Mitarbeiter, wovon indes hauptsächlich die jüngeren Beschäftigten auf Analysten- und Associate-Level mit bis zu sechs Jahren Berufserfahrung profitierten. Bei den Zahlungen von 2017 handelt es sich also nur um eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr.
Im langjährigen Vergleich handelt es sich bei der 1 Mrd. tatsächlich bloß um Peanuts. Denn für 2015 lag der Geldsegen noch bei 2,4 Mrd. Euro, wovon etwa die Hälfte auf Barboni und der Rest auf aufgeschobene variable Vergütungen entfielen. Auch dies stellte schon eine geringe Zahl dar. Für 2010 – nur gut ein Jahr nach der Finanzkrise – hatten die Mitarbeiter noch 4,3 Mrd. Euro eingestrichen.
Noch gibt es bei der Deutschen Bank keinen Mitarbeiter-Exodus
„Die Deutsche Bank muss Boni zahlen um ihre zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Boni sind nicht nur eine Vergütung für bereits Geleistetes, sondern immer auch eine Investition“, meint Headhunter Tim Zühlke von Fred Executive Search in Frankfurt. Darüber hinaus sei die Deutsche Bank in den zurückliegenden Jahren nicht durch üppige Vergütungen aufgefallen. Dennoch sei kein Exodus zu beobachten. „Dass die Leute dort aber scharenweise weglaufen, der Eindruck ist bei mir bislang nicht entstanden“, ergänzt Zühlke.
„Wir haben schon im vergangenen Jahr keine signifikant höhere Wechselbereitschaft in den Bereichen M&A und Debt Capital Markets der Deutschen Bank festgestellt“, berichtet ein aufs Corporate und Investment Banking spezialisierte Headhunter in Frankfurt, der anonym bleiben möchte. Dies gelte vornehmlich für die niedrigeren und mittleren Karrierelevel. Dagegen habe er 2017 schon Initiativbewerbungen von Directors und Managing Directors erhalten. Dort sehe die Situation auf dem Arbeitsmarkt jedoch auch anders aus. Während Analysten und Associates begehrt seien, gebe es schon seit Jahren wenig Nachfrage nach Directors und Managing Directors. Unterdessen glaubt der Headhunter nicht, dass es nach der Bonussaison zu einem Exodus kommen werde. „Meine Prognose lautet, dass wir auch 2018 keine Wechselwelle bei der Deutschen Bank sehen werden.“
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